Einbruch mit Ansage
Die Kurse der KI-Vorzeigewerte Palantir, Nvidia und ARM gerieten Anfang der Woche spürbar unter Druck. Allein Palantir verlor fast zehn Prozent an einem einzigen Tag.

Der Grund? Eine brisante Studie aus dem Umfeld des MIT, die den wirtschaftlichen Nutzen aktueller KI-Anwendungen schonungslos hinterfragt.
Kein Mehrwert für Unternehmen
"95 Prozent der KI-Projekte in US-Firmen erzielen keinen nachweisbaren Produktivitätsgewinn" – so das zentrale Ergebnis des Berichts "State of AI in Business 2025" des MIT-Forschungsprogramms NANDA.
Untersucht wurden mehr als 300 reale Projekte im Unternehmensumfeld. Fazit: Der große KI-Hype trägt in der Breite nicht. Zwar flossen zwischen Januar und Juni 2025 rund 40 Milliarden US-Dollar in sogenannte generative KI – doch nur ein Bruchteil der Projekte lieferte einen echten Return on Investment.
Die Altman-Warnung
Brisant ist, dass die Kritik auch aus dem Zentrum der KI-Bewegung selbst kommt. OpenAI-Chef Sam Altman erklärte vergangene Woche bei einem Dinner in San Francisco:
„Ich glaube, dass einige Anleger viel Geld verlieren werden.“ Und weiter: „Wenn Blasen entstehen, lassen sich kluge Menschen von einem wahren Kern zu sehr begeistern.“
Eine bemerkenswerte Aussage – immerhin hat OpenAI mit ChatGPT den KI-Boom überhaupt erst ausgelöst.
GPT-5? Kein Gamechanger
Die Ernüchterung rund um das jüngst vorgestellte Modell GPT-5 trägt zusätzlich zur Unsicherheit bei. Statt eines großen technologischen Sprungs lieferte die neue Version vor allem kosmetische Verbesserungen. Die erhoffte Revolution beim logischen Denken oder bei der Reduktion von Halluzinationen blieb aus.
Technische Limitationen
Die MIT-Forscher orten die Probleme weniger bei Infrastruktur oder Regulierung – sondern direkt im System: Große Sprachmodelle können sich kaum weiterentwickeln, wenn sie einmal trainiert sind.
Sie vergessen Feedback, passen sich kaum an neue Kontexte an, verlernen nicht, was falsch war. Das Resultat: Enttäuschte Unternehmen, viele überflüssige Pilotprojekte.
Wirtschaftlicher Schaden programmiert?
Besonders hart trifft es die Investoren. Die Top-10-Werte im S&P 500, darunter Nvidia und Microsoft, sind laut einer aktuellen Analyse von Apollo-Chefökonom Torsten Sløk heute stärker überbewertet als während der Dotcom-Blase Ende der 1990er. Sollte die KI-Wette nicht aufgehen, droht eine massive Korrektur.
Und Deutschland?
Auch hierzulande ist die Bilanz ernüchternd. Eine Indeed-Umfrage zeigt: Drei Viertel der Beschäftigten in deutschen Konzernen nutzen KI nur am Rande. Der Zeitgewinn beträgt meist unter drei Stunden pro Woche. Und oft wird der Effekt für Verwaltungsaufgaben oder sogar private Pausen verwendet. Effizienzgewinn? Eher Illusion.
Noch nicht das neue Internet
Der Vergleich von KI mit der Digitalisierung in den 2000er-Jahren hinkt. Damals ließen sich Produktivitätsgewinne schnell quantifizieren. Heute dominiert der Glaube an ein Versprechen – ohne belastbare Zahlen. Und selbst Branchenikonen wie Altman wissen nicht mehr, ob die Hoffnung noch mit der Realität mithält.
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