04. Dezember, 2025

Märkte

Der Boom der deutschen Rüstungsschmieden verändert die globale Rangordnung

Die Top 100 der Rüstungsindustrie wachsen rasant – und ausgerechnet China rutscht als einziger großer Markt ab.

Der Boom der deutschen Rüstungsschmieden verändert die globale Rangordnung
Deutsche Konzerne treiben den globalen Rüstungsboom – China verzeichnet überraschend deutliche Einbußen.

Die weltweite Aufrüstung hat 2024 einen neuen Rekord gesetzt: 679 Milliarden Dollar Umsatz für die Top 100 der Waffenhersteller, ein Plus von 5,9 Prozent. Dieser Schub trifft nicht alle Regionen gleichermaßen. Auffällig ist vor allem der Kontrast zwischen Europas Aufstieg und Chinas Rückgang – und mittendrin vier deutsche Konzerne, die stärker zulegen als fast alle internationalen Wettbewerber.

Deutsche Hersteller werden zu Wachstumstreibern einer Branche im Ausnahmezustand

Diehl, Rheinmetall, ThyssenKrupp und Hensoldt steigerten ihre Rüstungsumsätze im Schnitt um 36 Prozent – auf insgesamt 14,9 Milliarden Euro. Diehl klettert mit einem Plus von 53 Prozent von Rang 80 auf 67, Rheinmetall springt mit 47 Prozent Wachstum erstmals in die Top 20. Vor drei Jahren lag das Unternehmen noch auf Platz 31.

Treiber sind bodengebundene Flugabwehrsysteme, Munition und gepanzerte Fahrzeuge. Der Ukraine-Krieg hat ausgerechnet jene Segmente nach oben geschoben, in denen deutsche Anbieter traditionell stark sind. Kaum eine europäische Industrie profitiert so direkt vom geopolitischen Umbruch wie die deutsche Rüstungsbranche.

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Europas Konzerne überholen die USA beim Wachstumstempo

Während die 39 US-Unternehmen im Ranking mit 3,8 Prozent wachsen, kommen die 26 europäischen Firmen auf 13 Prozent – der stärkste Wert seit Jahren. Alle fünf größten Rüstungsfirmen weltweit konnten ihre Umsätze erhöhen. Lockheed Martin, RTX und Northrop Grumman bleiben dominant, doch die Dynamik verschiebt sich: Europa gewinnt Marktanteile, nicht zuletzt wegen massiver Nachbestellungen aus NATO-Staaten.

Auch Russland legt zu. Die beiden in der Liste erfassten Konzerne steigern ihre Umsätze um 23 Prozent auf 31,2 Milliarden Dollar – ein Spiegel des Kriegsökosystems, das sich in Moskau etabliert hat.

China wird zum überraschenden Verlierer eines globalen Aufrüstungszyklus

Ausgerechnet die Volksrepublik, die in den vergangenen Jahren rasant aufrüstete, verzeichnet 2024 den deutlichsten Rückgang. Die acht chinesischen Unternehmen in der Top-100-Liste verlieren gemeinsam zehn Prozent Umsatz – ein Wert, der aus dem Gesamtbild heraussticht.

Die Gründe liegen nicht in der Nachfrage, sondern in politischen Schocks. Korruptionsvorwürfe im militärischen Beschaffungswesen haben zu Vertragsprüfungen, Verzögerungen und Führungswechseln geführt. NORINCO, eigentlich Chinas Schwergewicht für Landsysteme, bricht um 31 Prozent ein. CASC, zuständig für Raketen und Raumfahrt, verliert 16 Prozent. AVIC bleibt zwar vorne, muss aber ebenfalls Rückgänge akzeptieren.

Damit verliert China ausgerechnet in einer Phase an Tempo, in der fast alle anderen Regionen zulegen. Für eine Industrie, die stark auf staatliche Planung angewiesen ist, sind Korruptionsskandale mehr als ein Reputationsrisiko – sie bremsen das operative Geschäft.

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Die globale Rüstungsindustrie produziert am Limit – und kämpft zugleich mit strukturellen Schwächen

Trotz der hohen Auslastung bleiben Engpässe sichtbar. Sipri-Experten verweisen auf Verzögerungen bei zentralen US-Programmen wie dem F-35-Kampfjet, dem U-Boot der Columbia-Klasse und der neuen Interkontinentalrakete Sentinel. Selbst in einem Umfeld steigender Budgets bremsen komplexe Lieferketten und Projektüberschreitungen die Fertigung.

Auch europäische Konzerne stehen vor der Herausforderung, ihre Produktionskapazitäten schnell genug zu skalieren – ein Prozess, der Investitionen in Fachkräfte, Maschinenparks und Materiallogistik erfordert. Der Boom ist real, aber er verlangt eine Industrie, die jahrelang auf Effizienz getrimmt wurde, plötzlich wieder auf Masse umzuschalten.

Inmitten globaler Spannungen verschieben sich die Machtachsen der Branche

Der auffälligste Befund des Sipri-Rankings lautet: Der geopolitische Umbruch treibt die Branche an – aber nicht gleichmäßig. Deutschland steigt mit vier Unternehmen so klar auf wie seit Jahrzehnten nicht. Europa gewinnt an Gewicht. Russland stabilisiert seine Kriegsökonomie. Und China erlebt den einzigen Rücksetzer unter den großen Militärmächten.

Es ist ein Moment, in dem die Rüstungsindustrie nicht nur wächst, sondern ihre globale Struktur verändert. Dass Deutschland dabei zu den größten Gewinnern zählt, war vor wenigen Jahren kaum vorstellbar.

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