14. Juni, 2025

Börse

DAX verliert an Boden: Nach dem Rekordhoch folgt der steile Rücksetzer

Trotz starker US-Daten und frischem Allzeithoch taumelt der DAX in die längste Verluststrecke des Jahres. Internationale Unsicherheiten und Gewinnmitnahmen belasten die Stimmung.

DAX verliert an Boden: Nach dem Rekordhoch folgt der steile Rücksetzer
Nach dem Rekordhoch von 24.479 Punkten am 5. Juni folgt die längste Verlustserie des Jahres – Anleger reagieren zunehmend nervös auf geopolitische Risiken und Gewinnmitnahmen.

Der Höhenflug ist erst wenige Tage alt, da beginnt bereits der Sinkflug: Der DAX rutscht am Donnerstagmorgen um 0,78 Prozent auf 23.768,05 Punkte ab und setzt damit seine mittlerweile fünftägige Verlustserie fort.

Die psychologisch wichtige Marke von 24.000 Punkten rückt erneut außer Reichweite. Nach dem fulminanten Rekordlauf bis auf 24.479 Zähler am 5. Juni wirkt der aktuelle Rückschlag umso schärfer.

Börsianer werden nervös

„Beim DAX ist die Luft raus“, bringt Thomas Altmann von QC Partners die Lage auf den Punkt. Nach dem dynamischen Anstieg der vergangenen Wochen fehlt es dem Markt aktuell an frischen Impulsen.

Die Anleger reagieren zunehmend empfindlich auf jede Form von Unsicherheit. Und davon gibt es momentan reichlich.

China-Deal ohne Substanz

Für kurze Zeit hatten sich die Märkte von positiven Signalen aus den Handelsgesprächen zwischen den USA und China inspirieren lassen. Doch konkrete Vereinbarungen bleiben bislang aus. Insbesondere aus Peking fehlt eine verbindliche Stellungnahme.

Der von einigen Marktteilnehmern erhoffte große Durchbruch in den Beziehungen zwischen den beiden Wirtschaftsmächten bleibt damit bislang eine Fata Morgana. Die Hoffnung auf ein geopolitisches Entspannungsszenario trägt den Markt nicht mehr.

Nahost-Konflikt schürt neue Risiken

Parallel sorgt die angespannte Lage im Nahen Osten für wachsende Nervosität. Israelische Angriffspläne auf iranische Nuklearanlagen gelten in Sicherheitsexpertenkreisen längst nicht mehr als bloßes Planspiel.

Washington reagierte bereits mit der Reduzierung seines diplomatischen Personals im Irak – ein Indiz für die wachsende Gefahr regionaler Eskalationen, die auch amerikanische Stützpunkte bedrohen könnten. Die geopolitische Risikoprämie kehrt zurück – und sie wird derzeit wieder eingepreist.

Gewinnmitnahmen nach der Rally

Auch technische Faktoren spielen den Verkäufern in die Hände. Nach der monatelangen Rally seit April haben viele Aktien Bewertungsniveaus erreicht, die von Marktstrategen zunehmend als „überkauft“ eingestuft werden.

Das gilt vor allem für jene Titel, die in den vergangenen Wochen die Kursgewinne angetrieben hatten: Technologiewerte, Luxusgüterhersteller und zyklische Konsumaktien. Hier nutzen institutionelle Anleger nun schwächere Tage für Gewinnmitnahmen.

US-Inflationsdaten stützen nur bedingt

Eigentlich hatten die Inflationszahlen aus den USA am Mittwoch eher für Entspannung sorgen können. Der Preisauftrieb bleibt moderat, Zinssenkungserwartungen der Federal Reserve bleiben damit im Markt.

Dennoch reichen die positiven US-Daten derzeit nicht aus, um die Unsicherheiten in den geopolitischen Brennpunkten und die Gewinnmitnahmen zu kompensieren.

Mittelfristig bleibt die Börsenampel grün

Trotz der aktuellen Korrektur sehen viele Marktbeobachter die grundsätzlichen Aussichten für den Aktienmarkt weiterhin positiv. Sollte die Inflation niedrig bleiben, könnten die Notenbanken in der zweiten Jahreshälfte tatsächlich Spielraum für Lockerungen erhalten. Die Gefahr einer abrupten geldpolitischen Straffung, wie sie 2022 und 2023 die Märkte belastete, erscheint derzeit unwahrscheinlich.

Doch kurzfristig dürfte der Markt seine neue Balance erst noch finden müssen. Die nächsten Tage werden zeigen, ob die aktuelle Korrekturphase bloß ein gesunder Rücksetzer nach einer Übertreibung war – oder der Beginn einer umfassenderen Konsolidierung.

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