06. August, 2025

Unternehmen

Danone will Lifeway zum dritten Mal – diesmal soll es klappen

Der französische Lebensmittelriese startet einen weiteren Anlauf zur Übernahme des US-Kefirherstellers Lifeway Foods. Zwei Versuche sind bereits gescheitert – nun steht eine neue Frist, und Danone hält bereits ein Viertel der Anteile.

Danone will Lifeway zum dritten Mal – diesmal soll es klappen
2023 bot Danone 25 und später 27 US-Dollar pro Aktie. Lifeway lehnte ab – obwohl der Kurs seither dauerhaft unter dieser Marke lag. Analysten erwarten nun ein drittes, höheres Angebot.

Ein hartnäckiger Käufer – und ein zögerlicher Zielkonzern

Danone gibt nicht auf. Zum dritten Mal innerhalb von zwölf Monaten versucht der französische Konzern, Lifeway Foods vollständig zu übernehmen – diesmal mit einer Vertraulichkeitsvereinbarung, die dem Deal neuen Schub geben soll.

Am Freitag reichte Lifeway eine Mitteilung bei der US-Börsenaufsicht SEC ein, aus der hervorgeht: Beide Seiten sind erneut im Gespräch. Bis zum 15. September sollen die Gespräche abgeschlossen sein – mit Option auf eine einwöchige Verlängerung.

Lifeway spielt auf Zeit – doch Danone sitzt längst mit im Boot

Seit dem ersten Übernahmeangebot im vergangenen Jahr hat sich einiges getan. Damals bot Danone zunächst 25, dann 27 Dollar pro Aktie. Lifeway lehnte beide Barangebote ab. Doch Danone blieb hartnäckig – und kaufte sich ein: Heute hält der Konzern bereits rund 23 Prozent an Lifeway und sitzt damit faktisch am Tisch, ob Lifeway will oder nicht.

Quelle: Eulerpool

Die Beteiligung wurde durch eine Aktionärsvereinbarung abgesichert, die Danone ein Mitspracherecht sichert – ein stiller Machtfaktor, der bei künftigen Verhandlungen entscheidend sein dürfte.

Warum Danone ausgerechnet Kefir will

Auf den ersten Blick wirkt der Deal wie ein Nischenthema. Doch Kefir ist längst mehr als ein Randprodukt: In den USA erlebt der fermentierte Milchdrink einen Boom – nicht zuletzt dank wachsendem Interesse an Darmgesundheit und funktionellen Lebensmitteln.

Quelle: Eulerpool

Lifeway ist in diesem Segment Marktführer. Und Danone, selbst mit Marken wie Activia, Alpro und Actimel stark im Gesundheitsbereich vertreten, sieht in einer Übernahme die Möglichkeit, das eigene Portfolio gezielt zu stärken – vor allem auf dem wichtigen US-Markt.

Der Markt glaubt an den Deal – und treibt den Kurs

Die Nachricht vom erneuten Anlauf ließ den Kurs der Lifeway-Aktie am Freitag um 6,7 % steigen – auf 26,76 Dollar. Damit liegt der Preis knapp unter dem letzten, abgelehnten Angebot von Danone. Die Bewertung signalisiert: Der Markt spekuliert auf ein drittes, höheres Angebot – möglicherweise in Richtung 28 bis 30 Dollar je Aktie.

Für Danone könnte sich der Kauf dennoch lohnen. Mit einem Jahresumsatz von rund 150 Mio. Dollar ist Lifeway klein genug, um sich gut integrieren zu lassen – und groß genug, um in einem Wachstumssegment ernsthaft mitzumischen.

Familienunternehmen unter Druck – wie lange bleibt Lifeway unabhängig?

Lifeway Foods ist kein gewöhnlicher Börsenkonzern. Das Unternehmen wurde 1986 von der Familie Smolyansky gegründet, und CEO Julie Smolyansky – Tochter des Firmengründers – führt das Unternehmen bis heute.

Mit inzwischen rund 23 % Anteil ist Danone größter Einzelaktionär bei Lifeway Foods. Der Einstieg erfolgte nach zwei gescheiterten Übernahmeversuchen – eine stille Machtdemonstration mitten in den laufenden Gesprächen.

Die Familie kontrolliert über spezielle Aktiengattungen nach wie vor die Mehrheit der Stimmrechte – was bisherige Übernahmeversuche effektiv blockierte. Doch mit dem Einstieg Danones und zunehmendem Druck vom Kapitalmarkt gerät das Unternehmen in eine neue Lage. Die laufenden Gespräche könnten erstmals auf Augenhöhe stattfinden – oder in eine feindliche Übernahme münden, sollte Danone aufstocken.

Was bedeutet das für Anleger?

Die Ausgangslage ist diesmal eine andere. Danone ist kein Fremder mehr, sondern Großaktionär. Das Zeitfenster ist klar abgesteckt, die Strategie gezielt. Sollte Danone ein neues Angebot vorlegen, könnte es über der 27-Dollar-Marke liegen – und damit attraktiv für bestehende Lifeway-Investoren.

Umgekehrt dürfte Danone in Paris von einem erfolgreichen Deal profitieren. Die Aktie stagniert seit Monaten, das Wachstum verläuft schleppend. Eine Übernahme mit Signalwirkung auf dem US-Markt könnte das Narrativ verändern.

Ein strategisches Ringen – mit offenem Ausgang

Noch ist offen, ob der dritte Anlauf zur Übernahme gelingt. Doch Danone macht deutlich, dass man bereit ist, Zeit und Kapital zu investieren – und im Zweifel auch über Beteiligungsaufstockungen Druck auszuüben. Lifeway wiederum muss entscheiden, ob es das unabhängige Wachstum fortsetzen kann – oder ob der Verkauf zum strategisch klügeren Schritt wird.

Fest steht: Diese Übernahmeverhandlungen sind keine Formsache. Es ist ein Ringen zwischen Familienwerten, Marktlogik und strategischer Geduld – mit offenem Ende.

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