Fleischpreis? Macht der Markt
Noch ist er nicht im Amt, doch sein Ton ist bereits gesetzt: Alois Rainer, Metzgermeister aus Niederbayern und designierter Bundeslandwirtschaftsminister, bläst zum Kurswechsel.
Keine Fleischsteuer, keine Vorgaben fürs Kantinenmenü, keine moralischen Appelle – stattdessen: Marktwirtschaft, Wahlfreiheit und Entideologisierung der Ernährungspolitik.
„Der Staat soll sich aus der Preisgestaltung heraushalten“, so Rainer zur Bild.
Was sich anhört wie ein Satz aus dem Grundsatzprogramm der FDP, ist in Wahrheit eine Kampfansage an den Politikstil seines grünen Vorgängers Cem Özdemir – und ein Signal an Millionen Verbraucher, für die Fleisch ein Grundnahrungsmittel geblieben ist.
Ein Metzger gegen den „Zwangsvegetarismus“
Rainer wählt seine Worte mit Bedacht – und doch ist jede Silbe ein Frontalangriff: auf symbolpolitische Steuerfantasien, auf Ernährungspädagogik in Kitas, auf bürokratisch überfrachtete Landwirtschaftsvorgaben.
Dass der CSU-Politiker den Begriff „Zwangsvegetarismus“ öffentlich verwendet, ist kein Zufall. Es ist ein kalkulierter Bruch mit dem politischen Mainstream – und das bewusste Setzen eines Kontrasts zu Özdemir, der mit seiner geplanten Fleischabgabe von 10 Cent pro Kilo zuletzt für Aufsehen sorgte.
Die Botschaft: Nicht jeder gesellschaftliche Wandel muss gesetzlich erzwungen werden.
Kantinen, Kindergärten, Küchen
Rainers Vision ist nicht der große Umbau – sondern die kleine Rückgabe von Entscheidungsfreiheit. In Schulen und Kindergärten soll nicht das pädagogische Gewissen entscheiden, sondern die Vielfalt.
Obst, Gemüse, Fleisch, vegetarische Gerichte – alles soll auf den Tisch. Der Staat, so Rainer, solle nicht vorschreiben, sondern ermöglichen. Für viele klingt das wie aus der Zeit gefallen – für andere wie eine überfällige Korrektur.
Rückenwind vom Bauernverband
Beim Deutschen Bauernverband stößt Rainer auf offene Türen. Präsident Joachim Rukwied spricht von „realistischem Pragmatismus“ und fordert weniger Vorschriften, mehr Vertrauen.
Die Basis ist mürbe – geplagt von Umweltauflagen, Papierkram, wachsender gesellschaftlicher Distanz. Rainer verspricht: weniger Bevormundung, mehr Verantwortung vor Ort.
Sein Rezept: Anreize statt Strafen, Förderung statt Misstrauen. Nicht grüne Agrarromantik, sondern agrarpolitischer Realismus.
Politisches Profil mit Handwerksduft
Alois Rainer bringt nicht nur Bundestagserfahrung mit – sondern einen Beruf, der noch nach echter Arbeit riecht. Der Metzgermeister aus dem Bayerischen Wald kennt Fleischpreise aus eigener Praxis, nicht aus Simulationen. Seine Herkunft wird zum Markenzeichen: Bodenständig, klar, konservativ – aber auch: wirtschaftsnah, praxisorientiert, heimatverbunden.
Er steht für ein Deutschland, in dem der Schnitzelpreis nicht durch Debatten in Berlin, sondern durch Angebot, Nachfrage und Handwerk bestimmt wird.
Zwischen Populismus und Realitätssinn
Kritiker werfen Rainer vor, den gesellschaftlichen Wandel zu ignorieren. Der Fleischkonsum sinkt, pflanzenbasierte Alternativen boomen. Doch genau hier liegt Rainers Kalkül: Er stellt sich nicht gegen den Trend – sondern gegen seine Verordnung. Und macht sich damit zum Sprachrohr jener Wählerschichten, die sich in Großstadt-Debatten oft nicht mehr wiederfinden.
Ob das klug ist? Politisch vermutlich ja. Denn in Zeiten wachsender wirtschaftlicher Unsicherheit ist Ernährung längst zur sozialen Frage geworden. Und Rainer weiß: Wer den Alltag der Menschen trifft, trifft auch ihre Wahlentscheidung.
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