Rekordzahlen ohne Überraschungseffekt
Marvell Technology meldete für das zweite Quartal einen Umsatz von 2,006 Milliarden US-Dollar – ein neuer Rekord und ein Plus von 58 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch der bereinigte Gewinn je Aktie von 0,67 US-Dollar lag exakt im Rahmen der Analystenschätzungen.
Doch genau das war das Problem: Der Markt hatte mehr erwartet. Statt Jubel folgte ein Kurssturz. Die Aktie brach nachbörslich um fast 17 Prozent auf rund 63,50 US-Dollar ein und hat seit Jahresbeginn bereits über 30 Prozent verloren.
KI-Geschäft als zweischneidiges Schwert
CEO Matt Murphy sprach von einer historisch vollen Pipeline mit über 50 Projekten bei mehr als zehn Kunden im Bereich kundenspezifischer KI-Lösungen. Das Geschäft mit Silizium und Elektrooptik für Rechenzentren boomt.
Dennoch bleibt die Abhängigkeit von Konjunkturschwankungen spürbar: Die Prognose fürs laufende Quartal blieb leicht unter den Markterwartungen. Das zeigt: Die KI-Nachfrage ist stark, aber volatil – Euphorie allein trägt nicht dauerhaft.

Strategischer Fokus: Alles auf Rechenzentren
Marvell hat sich zuletzt klar neu positioniert. Das Automobilgeschäft wurde abgestoßen, um Ressourcen in den KI- und Rechenzentrumsbereich zu lenken. Bereits heute stammen 75 Prozent der Umsätze aus diesem Segment. Künftig sollen alle anderen Geschäftsfelder unter einer einheitlichen Kategorie geführt werden – ein Zeichen, wie stark Marvell auf die Karte „KI“ setzt.
Analysten zwischen Skepsis und Zuversicht
Die Analystenlandschaft ist gespalten:
- Skeptiker warnen vor geopolitischen Risiken, schwankender Nachfrage und einer hohen Bewertung.
- Optimisten verweisen auf Marvells technologische Stärke bei optischen Lösungen und enge Partnerschaften mit Hyperscalern wie Amazon Web Services.
Beide Seiten eint jedoch die Erkenntnis: Marvell spielt im globalen KI-Wettbewerb mit – aber die Konkurrenz von Nvidia, Broadcom und Co. ist übermächtig.
Anleger strafen ab
Für Investoren war der Befund eindeutig: Zahlen im Rahmen der Erwartungen sind im aktuellen Marktumfeld schlicht zu wenig. Der KI-Hype schafft Erwartungen, die selbst zweistellige Wachstumsraten nicht mehr befriedigen.
Fazit: Marvell liefert Wachstum, aber keine Überraschung. An der Börse wird das in Zeiten überbordender KI-Fantasien hart bestraft.
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