Zwei Unternehmen – zwei Strategien
Mit einem klaren Schnitt trennt Continental sein klassisches Reifenbusiness vom Autozuliefergeschäft. Continental (der alte Konzern) bleibt Purist fürs Reifenlager – stabil, dividendenfreundlich, risikoarm.
Aumovio, der neue Spin-off, übernimmt das komplexe Techniksegment mit Sensoren, Bordcomputern und autonomer Fahrtechnik – wachstumsorientiert, aber finanziell wacklig.
Die Entscheidung fällt nicht aus dem Nichts: Continental-Chef Nikolai Setzer erkennt, dass das Zuliefergeschäft die Reifensparte ausbremst. Deshalb sollen beide Unternehmen künftig auf eigenen Füßen stehen – mit präzisen, auf das jeweilige Geschäft zugeschnittenen Strategien.
Warum sich der Split lohnt – und wo die Herausforderungen liegen
Für Continental: Weg von den zyklischen Höhen und Tiefen der Zulieferbranche, hin zu einem verlässlichen Dividendenzahler. Prognose: mittelfristig Umsatz zwischen 14,5 und 16 Mrd. Euro, operative Marge 13–16 %. Ein konservativer Ansatz, ideal für risikoscheue Anleger.
Für Aumovio: Wachstum beim Technologiewechsel – aber mit Wermutstropfen. Im Jahr 2024: 19,6 Mrd. Umsatz, nur 2,5 % Marge. Ziel ist es, die Marge binnen Jahren auf 6–8 % zu heben und den Umsatz spürbar zu steigern. Ambitioniert, aber möglich – wenn die Sparpotenziale greifen und China-Konkurrenz federn.

Die Bücher offen – Planung konkret statt vage
Continental erwartet allein beim Reifenbereich bis 2025 Einnahmen von 13,5–14,5 Mrd. Euro. Aumovio hingegen ist dran, sich neu aufzustellen – ohne Dividende zu zahlen, dafür mit Fokus auf Reinvestitionen. Auch Zukäufe oder Verkäufe bleiben im Plan, um flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren.
Analysten bezeichnen die Aussichten einhellig als „dynamisch“: Bei Aumovio liegt der Schwerpunkt auf Optimierung der Produktlinien und Entwicklungskosten. Vier bis fünf Werke sollen geschlossen, Teilebereiche verkauft werden. Continental wiederum muss seine Wettbewerbsfähigkeit gegen chinesische Reifenhersteller sichern.
Chancen & Risiken im Überblick
- Continental profitiert von Stabilität und Dividendenorientierung – doch Druck durch neue Billiganbieter aus China besteht weiterhin. Auf der Agenda stehen Kostensenkung und Innovationsführerschaft bei Premiumreifen.
- Aumovio bietet Renditechancen durch technologisches Momentum – allerdings bei erhöhten Risiken. Entwicklungskosten müssen gesenkt, Effizienz gesteigert und Wettbewerbsfähigkeit gesichert werden. Der geplante IPO kommt ohne Finanzchef – ein potenzieller Stolperstein.
🚗 Aumovio aims for a 22% sales boost post-IPO, targeting €24B in revenue. With a clear strategy, they’re ready to tackle market challenges! #Aumovio #IPO #AutomotiveInnovationhttps://t.co/xWwgdiuoZz
— Global Banking & Finance Review (@GBAFReview) June 24, 2025
Anleger-Check: Wann lohnt sich der Split?
Anleger erhalten ab Spaltung automatisch beide Aktien ins Depot. Entscheidend wird sein:
- Kontinuität oder Wachstum? Reifentitel für konservative Anleger, Aumovio für Chancenjäger.
- Timing: Aumovio könnte zunächst Kursrücksetzer erleben – ein Einstiegsfenster für mutige Investoren.
- Risiken: Wer sich nicht mit Automobiltechnik auseinandersetzen will, ist mit Continental vermutlich besser bedient.
Klare Trennung schafft Handlungsspielraum
Continental will mit dem Börsensplit gleich zwei Profile anbieten: ein entspanntes, dividendenfreundliches Reifenunternehmen und einen ambitionierten Tech-Zulieferer. Beides hat Potenzial – aber nur, wenn die jeweilige Strategie konsequent umgesetzt wird und die operative Performance stimmt.
Das könnte Sie auch interessieren:
