25. Juni, 2025

Börse

Conti-Split bringt zwei Aktien – was jetzt auf Anleger zukommt

Die Trennung in „Continental“ und „Aumovio“ soll Klarheit schaffen – und unterschiedliche Investoren ansprechen. Unsere Analyse zeigt, worauf Anleger jetzt achten müssen.

Conti-Split bringt zwei Aktien – was jetzt auf Anleger zukommt
Mit dem Spin-off Aumovio trennt Continental das margenarme Technikgeschäft ab. Experten sehen darin auch eine strategische Kapitulation vor globalem Preisdruck.

Zwei Unternehmen – zwei Strategien

Mit einem klaren Schnitt trennt Continental sein klassisches Reifenbusiness vom Autozuliefergeschäft. Continental (der alte Konzern) bleibt Purist fürs Reifenlager – stabil, dividendenfreundlich, risikoarm.

Aumovio, der neue Spin-off, übernimmt das komplexe Techniksegment mit Sensoren, Bordcomputern und autonomer Fahrtechnik – wachstumsorientiert, aber finanziell wacklig.

Die Entscheidung fällt nicht aus dem Nichts: Continental-Chef Nikolai Setzer erkennt, dass das Zuliefergeschäft die Reifensparte ausbremst. Deshalb sollen beide Unternehmen künftig auf eigenen Füßen stehen – mit präzisen, auf das jeweilige Geschäft zugeschnittenen Strategien.

Warum sich der Split lohnt – und wo die Herausforderungen liegen

Für Continental: Weg von den zyklischen Höhen und Tiefen der Zulieferbranche, hin zu einem verlässlichen Dividendenzahler. Prognose: mittelfristig Umsatz zwischen 14,5 und 16 Mrd. Euro, operative Marge 13–16 %. Ein konservativer Ansatz, ideal für risikoscheue Anleger.

Für Aumovio: Wachstum beim Technologiewechsel – aber mit Wermutstropfen. Im Jahr 2024: 19,6 Mrd. Umsatz, nur 2,5 % Marge. Ziel ist es, die Marge binnen Jahren auf 6–8 % zu heben und den Umsatz spürbar zu steigern. Ambitioniert, aber möglich – wenn die Sparpotenziale greifen und China-Konkurrenz federn.

7000 Stellen sollen fallen: Im Zuge des Umbaus plant Continental tiefgreifende Einschnitte in Personal und Werken. Der Umbau soll Milliarden sparen – und kostet bereits Vertrauen.

Die Bücher offen – Planung konkret statt vage

Continental erwartet allein beim Reifenbereich bis 2025 Einnahmen von 13,5–14,5 Mrd. Euro. Aumovio hingegen ist dran, sich neu aufzustellen – ohne Dividende zu zahlen, dafür mit Fokus auf Reinvestitionen. Auch Zukäufe oder Verkäufe bleiben im Plan, um flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren.

Analysten bezeichnen die Aussichten einhellig als „dynamisch“: Bei Aumovio liegt der Schwerpunkt auf Optimierung der Produktlinien und Entwicklungskosten. Vier bis fünf Werke sollen geschlossen, Teilebereiche verkauft werden. Continental wiederum muss seine Wettbewerbsfähigkeit gegen chinesische Reifenhersteller sichern.

Chancen & Risiken im Überblick

  • Continental profitiert von Stabilität und Dividendenorientierung – doch Druck durch neue Billiganbieter aus China besteht weiterhin. Auf der Agenda stehen Kostensenkung und Innovationsführerschaft bei Premiumreifen.
  • Aumovio bietet Renditechancen durch technologisches Momentum – allerdings bei erhöhten Risiken. Entwicklungskosten müssen gesenkt, Effizienz gesteigert und Wettbewerbsfähigkeit gesichert werden. Der geplante IPO kommt ohne Finanzchef – ein potenzieller Stolperstein.

Anleger-Check: Wann lohnt sich der Split?

Anleger erhalten ab Spaltung automatisch beide Aktien ins Depot. Entscheidend wird sein:

  1. Kontinuität oder Wachstum? Reifentitel für konservative Anleger, Aumovio für Chancenjäger.
  2. Timing: Aumovio könnte zunächst Kursrücksetzer erleben – ein Einstiegsfenster für mutige Investoren.
  3. Risiken: Wer sich nicht mit Automobiltechnik auseinandersetzen will, ist mit Continental vermutlich besser bedient.

Klare Trennung schafft Handlungsspielraum

Continental will mit dem Börsensplit gleich zwei Profile anbieten: ein entspanntes, dividendenfreundliches Reifenunternehmen und einen ambitionierten Tech-Zulieferer. Beides hat Potenzial – aber nur, wenn die jeweilige Strategie konsequent umgesetzt wird und die operative Performance stimmt.

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