21. Juni, 2025

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CommerzVentures - Milliarden mit Risiko?

Die Commerzbank hat mit ihrer Risikotochter CommerzVentures klug auf Fintechs wie EToro gesetzt. Jetzt rollt der Gewinn. Doch ausgerechnet ihre neue Chefin, die einst das Projekt mit angestoßen hat, will davon plötzlich nichts mehr wissen.

CommerzVentures - Milliarden mit Risiko?
Milliardendeal aus dem Hinterzimmer: EToro war 2015 noch kaum jemandem ein Begriff – heute bringt das Commerzbank-Investment voraussichtlich mehr als 100 Millionen Euro Rendite.

Der Aufstieg beginnt in einem Konferenzraum

Als CommerzVentures 2015 seinen ersten Deal abschloss, war EToro ein kleiner Fisch im großen Fintech-Meer. Eine Handvoll Banker rund um Bettina Orlopp glaubte trotzdem an das Konzept: Social Trading, also das Kopieren der Anlagestrategien erfolgreicher Trader, könnte den Massenmarkt erobern.

Acht Jahre später ist klar: Es war mehr als nur ein Bauchgefühl. EToro ist an der Nasdaq notiert, wird mit fünf Milliarden Euro bewertet und könnte der Commerzbank über 100 Millionen Euro in die Kassen spülen.

Von der Nische zur Renditeperle

Die Bilanz von CommerzVentures kann sich sehen lassen: Beteiligungen an Marqeta, Mambu, Many Pets und nun EToro machten das Team zur Ausnahmeerscheinung im sonst mäßig erfolgreichen Segment der Corporate-Venture-Töchter deutscher Konzerne.

Besonders bemerkenswert: Das Kernteam ist stabil geblieben. Die vier Partner investieren mit Eigenanteil, handeln autonom und wurden jahrelang in Ruhe gelassen. Der Erfolg gibt dem Modell recht.

Orlopp will liefern, nicht spekulieren

Doch der Zeitpunkt des Triumphs ist heikel. Bettina Orlopp ist inzwischen CEO der Commerzbank und verspricht den Aktionären harte Renditeziele. Inmitten des Übernahmepokers mit UniCredit will sie keine neuen Risiken eingehen.

Zwar betont der Konzern offiziell, CommerzVentures weiter zu unterstützen – doch die Zurückhaltung bei einem vierten Fonds spricht eine andere Sprache. Ein milliardenschwerer Exiterfolg scheint plötzlich nicht mehr genug.

Der vierte Fonds – eine Wette mit angezogener Handbremse

300 Millionen Euro könnten erneut investiert werden. Der dritte Fonds ist noch nicht ausgeschöpft, es gibt Plätze für zehn weitere Beteiligungen. Chancen sieht CommerzVentures bei Stablecoins und KI-gestützter Anlageberatung.

Doch die Zeit drängt. Wer neue Ideen finanzieren will, muss Planungssicherheit haben. Noch fehlt die Rückenstärkung aus der Konzernzentrale.

Lehrbuch-Erfolg oder letztes Kapitel?

Dabei könnte die Geschichte von CommerzVentures ein Paradebeispiel für gelungenes Corporate Venture Capital sein. Statt politischem Klein-Klein: Unternehmerisches Denken, langfristige Partnerschaften, klare Ziele. Wenn die Commerzbank ihren erfolgreichen Ableger jetzt abklemmt, wäre das nicht nur eine verpasste Chance – es wäre ein Rückschritt.

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