Mehr Kinder unter einem Dach
Rund ein Viertel aller Kinder in Deutschland wächst inzwischen in einer kinderreichen Familie auf – das heißt: mit mindestens zwei Geschwistern. Das hat das Statistische Bundesamt jetzt mitgeteilt.
Konkret lebten im Jahr 2024 etwa 26 Prozent der Kinder mit zwei oder mehr Geschwistern zusammen. Das ist mehr als in den Jahren zuvor – und markiert eine Trendwende.

Denn: Zwischen 1996 und 2015 war der Anteil der Kinder aus großen Familien gesunken. Erst seit einigen Jahren zeigt die Kurve wieder nach oben. Und sie zeigt in eine Richtung, die viele nicht erwartet hätten.
Der stille Einfluss der Zuwanderung
Die Zahlen lassen sich nicht allein mit einem plötzlichen Sinneswandel deutscher Familien erklären. Viel spricht dafür, dass die Entwicklung vor allem auf die hohe Zuwanderung seit 2015 zurückgeht.
Familien mit Einwanderungsgeschichte bekommen im Schnitt häufiger drei oder mehr Kinder als Familien ohne Migrationshintergrund.
Konkret: In knapp jeder fünften Familie mit Migrationshintergrund lebten im vergangenen Jahr mindestens drei Kinder. In Familien ohne Einwanderungsgeschichte war es nur etwa jede zehnte.
Das bedeutet: Migration sorgt nicht nur für mehr kulturelle Vielfalt – sondern auch für mehr Kinder.
Familienbild im Wandel
Noch ist die klassische Großfamilie in Deutschland die Ausnahme. Insgesamt lag der Anteil kinderreicher Familien 2024 bei 13 Prozent. Aber er steigt – besonders im Westen. In den alten Bundesländern liegt der Anteil bei 13 Prozent, im Osten bei elf.

Auffällig ist, dass 44 Prozent der Kinder mit genau einem Geschwisterkind zusammenleben. Fast jedes dritte Kind ist Einzelkind. Auch das verändert sich langsam – aber spürbar.
Was das für Politik und Gesellschaft heißt
Die Zahlen zeigen: Das Bild von der alternden, schrumpfenden Gesellschaft ist nur die halbe Wahrheit. Deutschland ist nicht nur ein Land mit Fachkräftemangel und Geburtenrückgang. Es ist auch ein Land mit neuen, wachsenden Familienformen.
Das hat Folgen: Mehr Kinder bedeuten mehr Bedarf an Kitas, Schulen, Wohnraum. Gerade in Großstädten wird es eng. Wer mit drei oder vier Kindern eine bezahlbare Wohnung sucht, braucht oft Geduld – oder Glück.
Und: Die Bildungspolitik muss mitwachsen. Kinderreiche Familien brauchen flexible Betreuungsmodelle, gute Ganztagsschulen, bezahlbare Freizeitangebote. Und sie brauchen Anerkennung.
Ein realistischer Blick
Ein Viertel der Kinder lebt mit mehreren Geschwistern zusammen. Das klingt unspektakulär, ist aber das Ergebnis eines gesellschaftlichen Wandels. Die Großfamilie kehrt nicht zurück, weil sie nostalgisch verklärt wird – sondern weil neue Menschen neue Muster mitbringen.
Migration verändert Deutschland. Nicht nur in Zahlen, sondern im Alltag. Am Esstisch. Im Kinderzimmer. Und bald auch wieder auf den Spielplätzen.
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