24. Juni, 2025

Politik

Comeback der Großfamilie – dank Migration?

Immer mehr Kinder leben mit mehreren Geschwistern unter einem Dach. Neue Zahlen zeigen: Zuwanderung verändert das Familienbild in Deutschland – und bringt Dynamik in eine lange rückläufige Entwicklung.

Comeback der Großfamilie – dank Migration?
Familien mit drei oder mehr Kindern sind häufig von Wohnungsnot betroffen. Besonders in Ballungsräumen fehlen bezahlbare Wohnungen mit ausreichend Platz.

Mehr Kinder unter einem Dach

Rund ein Viertel aller Kinder in Deutschland wächst inzwischen in einer kinderreichen Familie auf – das heißt: mit mindestens zwei Geschwistern. Das hat das Statistische Bundesamt jetzt mitgeteilt.

Konkret lebten im Jahr 2024 etwa 26 Prozent der Kinder mit zwei oder mehr Geschwistern zusammen. Das ist mehr als in den Jahren zuvor – und markiert eine Trendwende.

Gut ein Viertel der Kinder lebte 2024 in kinderreichen Familien
In Deutschland lebte 2024 gut jedes vierte Kind (26 %) in einer kinderreichen Familie. In einer kinderreichen Familie leben mindestens drei Kinder in einem gemeinsamen Haushalt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis von Ergebnissen des Mikrozensus mitteilt, lebten 18 % Kinder mit zwei Geschwistern in der Familie. Mit drei oder mehr Geschwistern wohnten 8 % der Kinder zusammen. Rund 30 % der Kinder lebten ohne Geschwister und 44 % mit einem Geschwisterkind in der Familie.

Denn: Zwischen 1996 und 2015 war der Anteil der Kinder aus großen Familien gesunken. Erst seit einigen Jahren zeigt die Kurve wieder nach oben. Und sie zeigt in eine Richtung, die viele nicht erwartet hätten.

Der stille Einfluss der Zuwanderung

Die Zahlen lassen sich nicht allein mit einem plötzlichen Sinneswandel deutscher Familien erklären. Viel spricht dafür, dass die Entwicklung vor allem auf die hohe Zuwanderung seit 2015 zurückgeht.

Familien mit Einwanderungsgeschichte bekommen im Schnitt häufiger drei oder mehr Kinder als Familien ohne Migrationshintergrund.

Konkret: In knapp jeder fünften Familie mit Migrationshintergrund lebten im vergangenen Jahr mindestens drei Kinder. In Familien ohne Einwanderungsgeschichte war es nur etwa jede zehnte.

Das bedeutet: Migration sorgt nicht nur für mehr kulturelle Vielfalt – sondern auch für mehr Kinder.

Familienbild im Wandel

Noch ist die klassische Großfamilie in Deutschland die Ausnahme. Insgesamt lag der Anteil kinderreicher Familien 2024 bei 13 Prozent. Aber er steigt – besonders im Westen. In den alten Bundesländern liegt der Anteil bei 13 Prozent, im Osten bei elf.

Der Anteil kinderreicher Familien steigt – doch vielerorts fehlt es an Kita-Plätzen, Lehrpersonal und sozialer Infrastruktur. Besonders Großstädte sind auf den Wandel schlecht vorbereitet.

Auffällig ist, dass 44 Prozent der Kinder mit genau einem Geschwisterkind zusammenleben. Fast jedes dritte Kind ist Einzelkind. Auch das verändert sich langsam – aber spürbar.

Was das für Politik und Gesellschaft heißt

Die Zahlen zeigen: Das Bild von der alternden, schrumpfenden Gesellschaft ist nur die halbe Wahrheit. Deutschland ist nicht nur ein Land mit Fachkräftemangel und Geburtenrückgang. Es ist auch ein Land mit neuen, wachsenden Familienformen.

Das hat Folgen: Mehr Kinder bedeuten mehr Bedarf an Kitas, Schulen, Wohnraum. Gerade in Großstädten wird es eng. Wer mit drei oder vier Kindern eine bezahlbare Wohnung sucht, braucht oft Geduld – oder Glück.

Und: Die Bildungspolitik muss mitwachsen. Kinderreiche Familien brauchen flexible Betreuungsmodelle, gute Ganztagsschulen, bezahlbare Freizeitangebote. Und sie brauchen Anerkennung.

Ein realistischer Blick

Ein Viertel der Kinder lebt mit mehreren Geschwistern zusammen. Das klingt unspektakulär, ist aber das Ergebnis eines gesellschaftlichen Wandels. Die Großfamilie kehrt nicht zurück, weil sie nostalgisch verklärt wird – sondern weil neue Menschen neue Muster mitbringen.

Migration verändert Deutschland. Nicht nur in Zahlen, sondern im Alltag. Am Esstisch. Im Kinderzimmer. Und bald auch wieder auf den Spielplätzen.

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