Mit dem Genius Act werden Stablecoins erstmals staatlich reguliert – ein Ritterschlag, der Coinbase zum unverzichtbaren Partner für Unternehmen wie SAP und Shopify macht.
Krypto
Coinbase und die neue Finanzordnung – wie Trump die Kryptobörse zum globalen Gewinner macht
Mit dem „Genius Act“ und einer klaren Regulierung für Stablecoins werden die Spielregeln des Zahlungsverkehrs neu geschrieben. Während Banken und Kreditkartenriesen wie Visa und Mastercard das Nachsehen haben, steigt Coinbase zum strategischen Schlüsselakteur auf.
Washingtons Kryptorevolution
Mit 79 Jahren inszeniert sich Donald Trump als Architekt einer Finanzrevolution. Der von Republikanern dominierte Kongress hat den „Genius Act“ verabschiedet – ein Gesetz, das erstmals einen sicheren Rechtsrahmen für Stablecoins schafft.
Die Initiative ist kein Randthema: Für die Regierung in Washington ist der Dollar in digitaler Form ein geopolitisches Machtinstrument.
Stablecoins – digitale Münzen, die fest an den US-Dollar gekoppelt sind – haben längst den globalen Süden erobert. In Nigeria, Vietnam oder Argentinien wächst die Nutzung seit Jahren zweistellig.
Der Marktführer Tether (USDT) erzielte 2024 einen Gewinn von 13,7 Milliarden Dollar, vor allem durch Zinsen auf US-Staatsanleihen, die als Deckung für die Token dienen. Das Transaktionsvolumen belief sich auf über 20 Billionen Dollar – mehr als das jährliche BIP der EU.
Coinbase als Infrastrukturbetreiber
Während Tether Milliarden verdient, steht Coinbase strategisch besser da. Der US-Börsenplatz wickelt einen Großteil der Stablecoin-Transaktionen ab und hat sich damit unauffällig zu einer Art Clearingstelle für den digitalen Dollar entwickelt.
Besonders beim zweitgrößten Stablecoin, USD Coin (USDC), spielt Coinbase eine zentrale Rolle: Mehr als 50 Prozent der Zinserträge muss Herausgeber Circle an Coinbase abtreten – eine Konstruktion, die der Börse enorme Margen beschert.
Mit dem Genius Act werden diese Strukturen nun legalisiert und geöffnet. Für Unternehmen und Verbraucher bedeutet das: Zahlungen in Stablecoins sind staatlich reguliert und können im Alltag genutzt werden.
Zwei Millionen Händler, die die Software des E-Commerce-Giganten Shopify verwenden, bieten bald USDC als Bezahloption an. Statt Gebühren von bis zu drei Prozent, wie bei Kreditkarten üblich, lockt ein Prozent Cashback.
Während Investoren die Aktie noch wie eine volatile Kryptobörse bewerten, positioniert sich Coinbase längst als Infrastrukturbetreiber des digitalen Dollars.
SAP und die Tech-Giganten steigen ein
Die Signalwirkung könnte kaum größer sein: Zu den ersten Businesskunden zählt SAP. Für den Walldorfer Softwarekonzern ist die Integration von USDC eine pragmatische Entscheidung – niedrigere Kosten im Zahlungsverkehr, schnellere Abwicklung, globale Reichweite.
Auch andere Techfirmen prüfen Kooperationen. Branchenkenner erwarten, dass Coinbase durch seine regulatorische Positionierung der Standardpartner wird.
Damit wird die Börse vom Handelsplatz für Kryptowährungen zum Infrastrukturunternehmen. An Coinbase kommt künftig kaum ein Unternehmen vorbei, das digitale Zahlungen in den USA anbieten will.
Für Banken und Payment-Riesen wie Mastercard und Visa ist diese Entwicklung eine existenzielle Bedrohung. Bislang profitierten sie von hohen Margen im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr.
Blockchain-Netzwerke wie Ethereum oder Solana ermöglichen die gleichen Transaktionen in Sekunden – und zu einem Bruchteil der Kosten. Wenn Stablecoins erst einmal massentauglich werden, könnte das bisherige Geschäftsmodell der Kartenkonzerne kollabieren.
Der Aktienmarkt zögert noch
An der Börse hinkt die Bewertung dieser Entwicklung hinterher. Zwar stieg die Coinbase-Aktie nach Verkündung des Genius Act deutlich, doch nach schwächeren Quartalszahlen gab sie die Gewinne wieder ab.
Investoren sehen das Unternehmen noch immer als reine Kryptobörse, nicht als Infrastrukturanbieter. Branchenfonds wie der Digital Leaders Fund hingegen gewichten Coinbase bereits als strategische Position.
Mehr als ein Fintech
Coinbase-Gründer Brian Armstrong hatte sich jahrelang gegen die US-Aufsicht gestemmt, mehrfach mit Klagen und Drohungen. Nun profitiert er von einer Regierung, die Krypto nicht nur duldet, sondern als geopolitisches Werkzeug nutzt. Für die USA bedeutet das eine neue Form der Soft Power: Der digitale Dollar sichert die Dominanz im internationalen Finanzsystem, ohne Panzer und Truppen.
Für Coinbase könnte dieser politische Rückenwind die Transformation beschleunigen – von einer volatilen Kryptobörse hin zu einem Unternehmen, das die Zahlungsinfrastruktur des 21. Jahrhunderts stellt.