China zieht die militärische Schlinge enger. Rund um Taiwan hat die Volksbefreiungsarmee ein groß angelegtes Manöver mit scharfer Munition begonnen. Die Übung trägt den Namen „Just Mission 2025“ und ist mehr als Routine. Sie verbindet operative Tests mit einer unmissverständlichen politischen Drohung – an Taipeh ebenso wie an Washington und Tokio.
Ein Sprecher des Ostkommandos der Volksbefreiungsarmee erklärte, das Manöver sei eine ernste Warnung an Befürworter einer Unabhängigkeit Taiwans und an ausländische Einmischung. Die Wortwahl ist kalkuliert, der Zeitpunkt ebenfalls.

Scharfe Munition und gesperrte Zonen
Für Dienstag sind Schießübungen in fünf Zonen rund um die Insel angesetzt. Der See- und Luftraum wird ab 8:30 Uhr Ortszeit für zehn Stunden gesperrt. Es ist ein klassisches Element chinesischer Machtdemonstration: rechtlich formale Sperrungen, faktisch ein Test, wie schnell Handels- und Militärverkehr unterbrochen werden kann.
Nach Angaben Taiwans wurden vier Schiffe der chinesischen Küstenwache vor der Nord- und Ostküste gesichtet. Die Küstenwache der Insel entsandte daraufhin größere Einheiten in die betroffenen Gebiete. Parallel richtete das Militär in Taipeh ein Einsatzzentrum ein, um die Bewegungen der chinesischen Kräfte in Echtzeit zu verfolgen.
Häfen geraten ins Visier
Besonders brisant ist das erklärte Ziel der Übung. Das chinesische Staatsfernsehen CCTV berichtet, die Blockade zentraler taiwanischer Häfen sei ein Hauptzweck des Manövers. Genannt werden Keelung im Norden und Kaohsiung im Süden.
Damit rückt China einen der empfindlichsten Punkte Taiwans ins Zentrum: die maritime Lebensader. Kaohsiung ist der wichtigste Containerhafen der Insel, Keelung ein zentraler Knoten für den Warenverkehr mit Japan und den USA. Eine effektive Blockade würde nicht nur die Wirtschaft lähmen, sondern auch das militärische Nachschubsystem unter Druck setzen.
Taipeh spricht von Einschüchterung
Die demokratisch regierte Insel verurteilte das Manöver als Missachtung internationaler Normen. China setze auf militärische Einschüchterung, um Nachbarländer zu bedrohen, hieß es aus Regierungskreisen. Die Wortwahl bleibt defensiv, doch der Subtext ist klar: Taipeh sieht sich zunehmend mit einer Strategie der Grauzonen-Eskalation konfrontiert.
Diese Strategie vermeidet den offenen Angriff, verschiebt aber Schritt für Schritt die militärische Normalität. Jede Übung erweitert das akzeptierte Maß an chinesischer Präsenz rund um die Insel.
Rüstungsdeals und internationale Reaktionen
Der Hintergrund ist politisch aufgeladen. Im Dezember hatten die USA Rüstungsverkäufe an Taiwan im Umfang von rund elf Milliarden Dollar genehmigt – eines der größten Pakete der vergangenen Jahre. Peking reagierte damals mit der Ankündigung entschlossener Maßnahmen zum Schutz seines Territoriums.
Hinzu kommen Aussagen aus Japan. Ministerpräsidentin Sanae Takaichi hatte erklärt, ein chinesischer Angriff auf Taiwan könne eine militärische Reaktion Tokios auslösen. Für China ist das eine rote Linie. Das aktuelle Manöver adressiert daher nicht nur Taipeh, sondern explizit auch regionale Akteure.
Eine neue Qualität der Abschreckung
Es ist die sechste große Militärübung Chinas rund um Taiwan seit dem Besuch von Nancy Pelosi im Jahr 2022. Neu ist jedoch die Offenheit, mit der Peking nun auch die Abschreckung ausländischer militärischer Einmischung benennt. Die Botschaft lautet: Eine Blockade ist keine theoretische Option mehr, sondern ein einübbares Szenario.
Für die Region bedeutet das eine weitere Verschiebung der Risikoschwelle. Militärische Planspiele werden konkreter, politische Warnungen schärfer. Taiwan bleibt der neuralgische Punkt – und das Testfeld einer Ordnung, in der Macht zunehmend durch Präsenz und Manöver definiert wird.


