Die Gefechte entlang der umstrittenen Grenze hatten mindestens 101 Todesopfer gefordert und mehr als eine halbe Million Menschen auf beiden Seiten zur Flucht gezwungen. Es ist bereits der zweite Anlauf in diesem Jahr, die Eskalation zu stoppen – ein Hinweis darauf, wie fragil die Lage bleibt.
Waffenruhe nach 20 Tagen Gefechten
Der jüngste Konflikt hatte sich erneut an mehreren nicht eindeutig markierten Grenzabschnitten entzündet. Artillerieeinsätze, Bodenkämpfe und Luftangriffe prägten die Auseinandersetzungen. Frühere Vermittlungsversuche waren gescheitert, eine erste Waffenruhe war bereits nach kurzer Zeit gebrochen.
Dass die aktuelle Vereinbarung zunächst Bestand hat, werten Beobachter als vorsichtigen Fortschritt – auch wenn sie keine politische Lösung des Grundkonflikts darstellt.
China rückt als Vermittler in den Vordergrund
Eine zentrale Rolle bei der neuen Annäherung spielt China. Die Außenminister beider Länder, Prak Sokhonn und Sihasak Phuangketkeow, wollen sich am Sonntag und Montag in der chinesischen Provinz Yunnan mit Chinas Außenminister Wang Yi treffen. Ziel ist es, die Sicherheitslage entlang der Grenze zu stabilisieren und Vertrauen aufzubauen.
Bei einem früheren Waffenstillstandsversuch hatten hingegen die USA den Ton angegeben. Damals vermittelten US-Präsident Donald Trump und der malaysische Ministerpräsident Anwar Ibrahim – ohne dauerhaften Erfolg.

Asean soll Einhaltung überwachen
Kernpunkt der neuen Vereinbarung ist ein militärischer Stillstand entlang der aktuellen Linien. Beide Seiten sagten zu, ihre Truppenstationierungen beizubehalten und keine weiteren Bewegungen vorzunehmen. Die Überwachung übernimmt ein Beobachterteam der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN.
Zusätzlich sollen direkte Kommunikationskanäle zwischen den Verteidigungsministern und den jeweiligen Armeechefs eingerichtet werden, um Eskalationen frühzeitig abzufangen.
Rückkehr der Vertriebenen als erster Test
Die Vereinbarung sieht vor, dass die Hunderttausenden Vertriebenen schrittweise in ihre Heimat zurückkehren können. Thailand kündigte zudem an, 18 kambodschanische Soldaten freizulassen, die seit den Kämpfen im Juli festgehalten werden – allerdings nur, wenn die Waffenruhe mindestens 72 Stunden anhält.
Der jahrzehntealte Grenzstreit bleibt davon unberührt. Seit mehr als einem Jahrhundert streiten beide Länder über die Souveränität entlang ihrer 817 Kilometer langen Grenze. Die laufenden Gespräche zur Grenzziehung sollen unabhängig von der Waffenruhe fortgesetzt werden.
Fragiler Frieden mit offenem Ausgang
„Krieg und Zusammenstöße machen weder die Länder noch ihre Völker glücklich“, sagte der thailändische Luftwaffengeneral Prapas Sornjaidee. Der Satz bringt die Lage auf den Punkt: Die Waffenruhe verschafft beiden Seiten eine Atempause, ersetzt aber keine politische Lösung.
Ob der aktuelle Stillstand hält, dürfte davon abhängen, wie konsequent die militärische Zurückhaltung eingehalten wird – und ob externe Vermittler wie China langfristig Druck ausüben können.


