12. Dezember, 2025

Märkte

Chemiekonzerne hoffen auf Erholung, doch Wirtschaftsdaten bleiben schwach

BASF und Evonik legen an der Börse zu, obwohl das Ifo-Institut die Wachstumsaussichten für Deutschland erneut nach unten korrigiert. Für die Branche bleibt der Weg aus der Krise steinig.

Chemiekonzerne hoffen auf Erholung, doch Wirtschaftsdaten bleiben schwach
Ifo senkt die Wachstumsprognosen – dennoch legen BASF und Evonik zu. Die strukturellen Probleme bleiben jedoch gravierend.

Die Datenlage konterkariert die Kursgewinne

Dass BASF und Evonik im Tagesverlauf zulegen, wirkt wie ein Widerspruch zur Nachrichtenlage. Das Ifo-Institut zeichnet ein ernüchterndes Bild der deutschen Wirtschaft: kaum Wachstum 2025, nur 0,8 Prozent im Jahr 2026 und 1,1 Prozent 2027. Damit halbiert das Institut seine früheren Erwartungen. Die deutsche Wirtschaft, so Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser, finde nur mühsam Anschluss an strukturelle Veränderungen. Hohe Regulierungskosten, schleppende Digitalisierung und eine marode Infrastruktur bremsen die Anpassungsfähigkeit der Industrie – und die Chemie gehört zu den am stärksten betroffenen Branchen.

Für BASF und Evonik, deren Geschäftsmodelle eng mit industriellen Zyklen verknüpft sind, bedeuten solche Prognosen eine verlängerte Durststrecke. Die Aktien reagieren dennoch positiv – eher ein technischer Effekt nach wochenlanger Schwäche als ein Zeichen realer Trendwende.

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Trumps Zölle bleiben ein unkalkulierbares Risiko

Die Unsicherheit durch US-Zölle hält die deutsche Exportindustrie im Klammergriff. Zwar wurde der Zollkonflikt im Sommer entschärft, doch die Einigung beinhaltet deutlich erhöhte Abgaben auf Schlüsselgüter, darunter Automobile, Stahl und Aluminium – alles Segmente, an denen die Chemieindustrie indirekt hängt. Für Evonik, das stark im Spezialchemiegeschäft für Industriekunden operiert, sind solche Rahmenbedingungen toxisch; für BASF mit seiner globalen Produktionsstruktur sind sie zumindest belastend.

Das Ifo rechnet vor: Trumps Zollpolitik drückt das deutsche Wachstum 2025 um 0,3 Prozentpunkte und 2026 um 0,6 Punkte. In einer Phase schwacher Binnenkonjunktur verschärft dieser externe Druck die strukturellen Schwächen.

Globales Wachstum – ohne deutschen Hebel

Während die Weltwirtschaft laut Ifo zwischen 2025 und 2027 jährlich um 2,5 Prozent wachsen soll, bleibt die deutsche Industrie außen vor. Sie verliert weiter an Wettbewerbsfähigkeit, obwohl die Bundesregierung Milliarden für Infrastruktur und Verteidigung bereitstellt. Der Haken: Die Impulse wirken verzögert, während Energiekosten, Regulierungsaufwand und Standortnachteile unmittelbar belasten.

Für Evonik bedeutet das ein anhaltend schwieriges Marktumfeld. Ohne klare Belebung der Nachfrage und ohne strukturelle Verbesserungen der eigenen Profitabilität bleibt die Aktie anfällig. Analystische Zurückhaltung ist folgerichtig.

BASF bleibt die stabilere Wette – aus Mangel an Alternativen

Bei BASF fällt die Einschätzung differenzierter aus. Der Konzern ist zyklisch, aber global diversifiziert – und in Teilen breit genug aufgestellt, um schwache Regionen durch starke Märkte zu kompensieren. Die Aktie ist moderat bewertet, die Dividendenrendite attraktiv. Für Anleger entsteht dadurch ein asymmetrisches Verhältnis: Das kurzfristige Risiko bleibt hoch, aber die langfristige Perspektive ist intakt, sofern die Chemie-Nachfrage 2026/27 anzieht und BASF seine Effizienzprogramme fortführt.

Der empfohlene Stoppkurs bei 36 Euro bleibt damit sinnvoll gesetzt. Für Evonik hingegen fehlt es weiterhin an Signalen, die einen Wendepunkt markieren würden.

Die Unsicherheit bleibt der dominierende Faktor

Die deutschen Chemiekonzerne stehen im Zentrum eines Makro- und Strukturkonflikts: schwache Nachfrage, geopolitische Risiken, verzögerte Investitionsimpulse. Dass die Aktien an einzelnen Handelstagen steigen, zeigt weniger Zuversicht als den Versuch des Marktes, in einem trüben Umfeld kurzfristige Entspannung zu handeln.

Die Chemiebranche hat traditionell die Fähigkeit, sich aus Krisen herauszuarbeiten. Doch diesmal steht die Erholung auf einem Fundament, das erst gehärtet werden muss: verlässliche Energiepolitik, funktionierende Infrastruktur und eine Industriepolitik, die Wettbewerbsfähigkeit nicht nur verwaltet, sondern aktiv herstellt.

Die Pointe in dieser Lage: Die Kurse springen – aber nicht die Konjunktur.

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