Zwölf Tote an einem der bekanntesten Strände der Welt. Was als öffentliches Chanukka-Fest begann, endete in einem Blutbad. Am Bondi Beach in Sydney eröffneten bewaffnete Täter das Feuer auf Teilnehmer der jüdischen Feier zum Beginn des Lichterfests. Die australischen Behörden sprechen von einem gezielten antisemitischen Terroranschlag.
Der Angriff war gezielt und öffentlich
Nach Angaben der Polizei schossen zwei Angreifer am frühen Sonntagabend auf die Menschenmenge. Mindestens zwölf Menschen starben, Dutzende wurden verletzt, darunter auch zwei Polizisten. Einer der Täter wurde von Einsatzkräften erschossen, der zweite festgenommen. Augenzeugen berichten von mehr als 50 Schüssen und Panik am Strand.
Die Tat ereignete sich am ersten Abend von Chanukka – bewusst gewählt, wie Ermittler vermuten. Der Ort war öffentlich, symbolträchtig und gut besucht. Die Botschaft der Täter war unmissverständlich.

Behörden sprechen von antisemitischem Terror
Der Regierungschef des Bundesstaats New South Wales, Chris Minns, erklärte, der Angriff habe gezielt die jüdische Gemeinde treffen sollen. Polizeichef Mal Lanyon sprach von einem „terroristischen Vorfall“. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, die Sicherheitsstufe wurde landesweit erhöht.
Die Polizei warnte die Bevölkerung, das Gebiet zu meiden, und leitete einen groß angelegten Rettungs- und Sicherungseinsatz ein. Das Wohnumfeld eines mutmaßlichen Täters im Südwesten Sydneys wurde durchsucht.
Augenzeugen schildern Chaos und Angst
Videos in sozialen Netzwerken zeigen fliehende Menschen, Sirenen, Schüsse. Augenzeugen berichten von schwarz gekleideten Schützen mit halbautomatischen Waffen. Viele Besucher suchten Schutz im Sand oder hinter Strandgebäuden. Die Szenen erinnern an Anschläge, wie sie bislang vor allem aus Europa oder den USA bekannt sind.
Für Australien ist die Dimension neu. Bondi Beach gilt als sicherer, offener Ort – ein nationales Symbol. Genau das macht den Anschlag politisch so brisant.
Internationale Reaktionen fallen scharf aus
Israels Präsident Izchak Herzog sprach von einem „abscheulichen Terrorangriff auf Juden“ und warf Australien vor, Warnsignale lange ignoriert zu haben. Außenminister Gideon Saar ging noch weiter und machte ein gesellschaftliches Klima verantwortlich, in dem antisemitische Parolen toleriert worden seien.
Auch aus Deutschland kamen Solidaritätsbekundungen. Der Zentralrat der Juden sprach von einer Tat des Hasses, die weltweit Juden erschüttere. In Berlin wurden Sicherheitsmaßnahmen rund um jüdische Einrichtungen verschärft, insbesondere am Brandenburger Tor, wo trotz der Ereignisse öffentlich Chanukka begangen werden soll.

Australien unter Druck
Der Anschlag trifft Australien in einer Phase wachsender gesellschaftlicher Spannungen. Seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 ist auch dort ein deutlicher Anstieg antisemitischer Vorfälle zu verzeichnen. Demonstrationen, Sachbeschädigungen und Bedrohungen hatten die Sicherheitsbehörden bereits alarmiert.
Die Tat wirft nun grundlegende Fragen auf: Reichen die bestehenden Schutzkonzepte für religiöse Veranstaltungen? Wurden Warnungen aus der jüdischen Gemeinschaft ernst genug genommen? Und wie konsequent geht der Staat gegen antisemitische Hetze vor, bevor sie in Gewalt umschlägt?
Ein vertrautes Muster, ein neuer Schauplatz
Der Anschlag fällt fast auf den Jahrestag der Geiselnahme im Lindt-Café von Sydney im Jahr 2014. Damals wie heute zeigte sich, wie schnell ideologisch motivierte Gewalt in den Alltag einer westlichen Metropole einbricht.
Der Unterschied: Diesmal traf es eine religiöse Minderheit bei einer öffentlichen Feier – und in einer Dimension, die Australien bislang nicht kannte.
Sicherheit wird zur politischen Bewährungsprobe
Die Regierung steht unter Zugzwang. Mehr Polizeipräsenz, härtere Gesetze, bessere Prävention – all das wird nun gefordert. Doch der Kern des Problems liegt tiefer. Antisemitische Gewalt ist kein Importproblem, sondern Ausdruck gesellschaftlicher Radikalisierung.
Der Anschlag von Sydney ist mehr als eine nationale Tragödie. Er zeigt, wie fragil öffentliche Sicherheit wird, wenn Hass ideologisch aufgeladen und politisch verharmlost wird. Chanukka beginnt mit Licht. In Sydney wurde es von Gewalt überschattet.


