29. August, 2025

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BYDs Stolperstart – Warum die Chinesen in Deutschland nicht vom Fleck kommen

Der E-Autoriese aus Shenzhen hat Tesla überholt, Spanien und Großbritannien erobert – nur in Deutschland beißt er sich die Zähne aus. Nun will BYD mit einem neuen Händlernetz und einer Modelloffensive punkten. Doch die Skepsis bleibt.

BYDs Stolperstart – Warum die Chinesen in Deutschland nicht vom Fleck kommen
Restwertproblem: Viele BYD-Modelle landen schnell mit hohen Abschlägen im Gebrauchtwagenmarkt – ein Risiko für Kunden in einem preisbewussten Markt wie Deutschland.

Ein Kunde zwischen Neugier und Skepsis

Als Michael Schubert, ein 42-jähriger IT-Manager aus Köln, Anfang des Jahres einen BYD Dolphin Probe fuhr, war er begeistert vom riesigen Display und den verspielten Extras.

Doch als er nachfragte, wo die nächste Werkstatt sei, stockte er. „100 Kilometer entfernt – das ist für mich keine Option“, erzählt er.

Für viele Interessenten in Internetforen sind Fragen wie Ersatzteilversorgung, Servicequalität und Wiederverkaufswert wichtiger als Karaoke-Funktion oder LED-Show. Genau daran krankt BYDs Deutschland-Start.

Zahlen, die ernüchtern

Im ersten Halbjahr 2025 wurden hierzulande 6.323 BYD-Fahrzeuge zugelassen. Zwar ein Sprung von über 400 Prozent gegenüber 2024 – doch weit entfernt vom Ziel von 50.000 Autos jährlich.

Quelle: Eulerpool

In China verkauft sich der Kleinwagen Dolphin Surf für umgerechnet 7.400 Euro, in Deutschland kostet er mehr als das Doppelte. Auch nach Abzug der EU-Zölle bleibt das Geschäft für BYD profitabel – wenn die Autos Käufer finden.

Heimvorteil für VW & Co.

Während BYD strauchelt, nutzen deutsche Hersteller die Gunst der Stunde. Volkswagen füllt die Lücke, die Tesla hinterlassen hat, mit günstigeren Modellen ab 20.000 Euro, längeren Reichweiten und kürzeren Ladezeiten.

Hinzu kommt der deutsche Markt: Käufer legen Wert auf Restwert und Markenbindung. Zahlen von Autoscout24 zeigen: BYD-Wagen landen bereits nach kurzer Zeit mit Abschlägen von mehreren Tausend Euro im Gebrauchtwagenmarkt.

Händlernetz als Hoffnungsschimmer

Nach einer gescheiterten Partnerschaft mit der schwedischen Hedin-Gruppe und einem halbherzigen Direktvertrieb setzt BYD nun auf ein neues Händlernetz. Bis Jahresende sollen es 120 Standorte sein, aktuell sind es nur 52.

„Gerade bei einem neuen Produkt und einem chinesischen Hersteller muss man den deutschen Markt ernst nehmen“, sagt Burkhard Weller, einer der größten Toyota- und BMW-Händler hierzulande. Er nimmt BYD ins Portfolio – mit verhaltenem Optimismus.

Luxusträume mit Risiko

Neben der Modellpalette, die inzwischen elf Fahrzeuge umfasst, will BYD auch seine Luxusmarke Yangwang nach Europa bringen. Mit SUVs und Sportwagen jenseits der 1.000 PS will der Konzern für Aufmerksamkeit sorgen.

Doch Experten zweifeln, dass deutsche Käufer bei Preisen über 70.000 Euro zugreifen. „Premium in Deutschland ist deutsch“, sagt Händler Weller.

„König über Nacht“ funktioniert nicht

Auto-Analyst Ferdinand Dudenhöffer bringt es auf den Punkt: „BYD wollte in Deutschland zu schnell zu viel.“ Statt König über Nacht müsse der Konzern Vertrauen aufbauen – durch Service, Restwertstabilität und eine klare Markenstrategie. Spanien und Großbritannien zeigen: Der Erfolg ist möglich. Aber in Deutschland wird BYD Geduld brauchen.

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