Ein chinesischer Weltmarktführer kämpft um deutsche Akzeptanz
BYD ist längst globaler Spitzenreiter im Elektroautogeschäft. Doch während der Konzern in China Tesla längst hinter sich gelassen hat, bleibt der Durchbruch auf dem anspruchsvollen deutschen Privatkundenmarkt aus.
Gerade einmal 2800 Fahrzeuge konnte BYD in den ersten vier Monaten 2025 in Deutschland neu zulassen – und von diesen wiederum landeten nur 331 bei privaten Käufern. Der Großteil entfällt auf Flotten, gewerbliche Abnehmer und taktische Zulassungen.
Taktische Zulassungen, Rabattaktionen – ein teurer Einstieg
Die aggressive Expansionsstrategie zeigt erste Erfolge in der Zulassungsstatistik: Im Mai zog BYD sogar an Tesla vorbei. Doch der Preis ist hoch. Um die Verkaufszahlen zu stützen, gewährt der Konzern erhebliche Nachlässe.
Taktische Zulassungen verschaffen kurzfristig Schlagzeilen, drücken aber mittelfristig die Restwerte und schwächen das Premium-Image, das BYD eigentlich in Europa etablieren möchte.
„BYD versucht sich in Deutschland als Premiummarke zu etablieren, nur leider funktioniert das nicht. Dafür ist die Marke zu unbekannt“, kommentiert ein ehemaliger Manager des Unternehmens nüchtern.
Auto-Abo als Brücke zum Privatkunden
Nun soll das Münchner Start-up Finn den Befreiungsschlag liefern. Bis zu 5000 Fahrzeuge wird Finn in den kommenden zehn Monaten von BYD übernehmen und in seine Flotte aufnehmen.

Kunden können die Fahrzeuge bereits ab 259 Euro monatlich mieten. Der Einstieg ist niedrigschwellig, das Risiko überschaubar – für Finn ebenso wie für die Kunden. Und für BYD bedeutet die Kooperation: Sichtbarkeit.
„Finn ist für uns ein Key-Account-Partner, der uns hilft, BYD-Fahrzeuge niedrigschwellig an Privatkunden zu bringen“, sagt Patrick Schulz, Vertriebschef von BYD Deutschland.
Rückläufer als potenzielles Problem für den Restwert
Kritiker warnen jedoch vor den Konsequenzen. Denn was kurzfristig Volumen bringt, kann langfristig die Preispolitik untergraben. Rückläufer aus dem Abo-Geschäft müssen in der Regel mit Abschlägen verkauft werden.
Die Gefahr: ein schneller Preisverfall und sinkende Gebrauchtwagenwerte. Schulz widerspricht: „Wir haben damit direkt ein attraktives Gebrauchtwagengeschäft – und das als Newcomer.“ Doch ob der Sekundärmarkt für BYD-Modelle tatsächlich stabil bleibt, muss sich erst zeigen.
Finn auf Wachstumskurs – trotz Tesla-Rückzug
Für Finn selbst bedeutet die Partnerschaft eine massive Erweiterung des Portfolios. Neben dem kompakten Dolphin, der ab 20.000 Euro zu haben ist, sollen künftig vier weitere BYD-Modelle über das Abo verfügbar sein.
Das Start-up verfolgt ambitionierte Ziele: Bis 2028 soll der Elektroanteil in der Flotte von aktuell gut einem Drittel auf über 80 Prozent steigen. Erst kürzlich sicherte sich Finn dafür eine Finanzierungszusage über eine Milliarde Euro per Asset-Backed-Securities-Kredit.
Auffällig: Tesla-Modelle, einst Teil des Finn-Angebots, sind inzwischen aus dem Programm verschwunden. Uneinigkeit über die Kalkulation der Wertverluste soll die Ursache gewesen sein.
Händlernetz als Achillesferse
Der eigentliche Engpass für BYD bleibt jedoch das eigene Vertriebsnetz. Aktuell existieren in Deutschland nur 27 Standorte, bis Ende des Jahres sollen es 120 werden.
Ohne einen flächendeckenden Service wird der Aufbau einer stabilen Privatkundenbasis schwierig bleiben. Hier setzt man intern auf Geduld, flankierende Partnerschaften und aggressive Expansionspläne.
Das könnte Sie auch interessieren:
