21. Oktober, 2025

Politik

Bürgergeld-Bluff: Regierung spart kaum – statt Milliarden bleiben 86 Millionen übrig

Mit großem Tamtam versprach Kanzler Merz, das Bürgergeld grundlegend zu reformieren und Milliarden zu sparen. Nun zeigt ein interner Gesetzentwurf: Die Einsparungen sind kaum messbar – und ab 2028 steigen die Kosten sogar wieder.

Bürgergeld-Bluff: Regierung spart kaum – statt Milliarden bleiben 86 Millionen übrig
Jobcenter warnen vor höherem Verwaltungsaufwand – Kontrolle kostet oft mehr als sie einbringt.

Fünf Milliarden versprochen – 86 Millionen geliefert

Die Rechnung, die Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) der Öffentlichkeit präsentierte, klang einfach: Mit schärferen Sanktionen und strikteren Regeln sollten jährlich bis zu fünf Milliarden Euro im Sozialetat gespart werden. Doch laut einem Bericht der Bild-Zeitung, der auf dem finalen Entwurf des Arbeitsministeriums basiert, bleibt von dieser Zahl nicht einmal ein Prozent übrig.

Gerade einmal 86 Millionen Euro sollen 2026 eingespart werden – eine Summe, die im Bundeshaushalt kaum auffällt. 2027 sinkt der Effekt weiter auf 69 Millionen Euro, ab 2028 rechnet das Ministerium sogar mit Mehrausgaben von rund zehn Millionen Euro. Grund dafür: Der bürokratische Aufwand, strengere Sanktionen zu kontrollieren und mehr Menschen zu vermitteln, übersteigt die erhofften Einsparungen.

Ein ernüchterndes Fazit: Die viel beworbene Bürgergeld-Reform könnte sich am Ende selbst finanzieren müssen, statt den Haushalt zu entlasten.

Ministerin Bas bleibt realistisch – Kanzler Merz steht unter Druck

Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) hatte früh gewarnt, die Erwartungen an die Reform seien überzogen. Zwar trug sie die politische Linie mit, doch intern soll sie mehrfach betont haben, dass der Spareffekt „überschaubar“ bleiben werde.

Bas’ Ministerium argumentiert, dass echte Einsparungen nur dann entstehen, wenn mehr Bürgergeld-Empfänger wieder in Beschäftigung kommen – also wenn der Arbeitsmarkt wächst. Dafür aber brauche es eine stabile Konjunktur, nicht härtere Regeln.

Für Kanzler Merz ist das ein Rückschlag. Der CDU-Chef hatte die Reform als Beweis seiner wirtschaftspolitischen Handlungsfähigkeit präsentiert – als Bruch mit der angeblichen „sozialen Lethargie“ der Ampel. Die Diskrepanz zwischen Ankündigung und Realität könnte ihm nun politisch schaden.

Strengere Sanktionen – aber kaum Wirkung

Kernstück der Reform ist eine deutliche Verschärfung der Sanktionen. Wer wiederholt Termine beim Jobcenter versäumt, soll künftig sämtliche Leistungen verlieren können – auch Miete und Heizkosten. Bisher war das ausgeschlossen.

Das Bürgergeld, das künftig wieder „Grundsicherung“ heißen soll, soll damit wieder stärker dem „Fördern und Fordern“-Prinzip folgen. Doch Experten bezweifeln, dass die geplanten Maßnahmen tatsächlich mehr Menschen in Arbeit bringen.

„Härtere Sanktionen mögen abschrecken, aber sie lösen keine strukturellen Probleme“, sagt ein leitender Arbeitsmarktforscher gegenüber der InvestmentWeek. Viele Langzeitarbeitslose leben nicht von Bequemlichkeit, sondern in prekären Lebenssituationen – ohne Qualifikation, mit gesundheitlichen Einschränkungen oder psychischem Druck. Die Reform greife hier zu kurz.

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Das Rechenexempel geht nicht auf

Selbst bei optimistischen Annahmen lässt sich der versprochene Spareffekt kaum herleiten. Das Arbeitsministerium kalkuliert, dass durch die Reform jährlich nur rund 12.000 Personen weniger Bürgergeld erhalten werden. Bei einem Regelsatz von etwa 570 Euro pro Monat ergibt das weniger als 100 Millionen Euro Ersparnis – noch bevor Verwaltungskosten oder Rechtsstreitigkeiten berücksichtigt sind.

Zugleich werden die Jobcenter gezwungen, mehr Ressourcen in Kontrolle und Nachverfolgung zu stecken. Schon heute klagen viele Beschäftigte dort über Überlastung. Das Ministerium rechnet daher langfristig mit zusätzlichen Personalkosten – und möglicherweise höheren Ausgaben für Rechtsberatung, da verschärfte Sanktionen häufiger vor Gericht landen dürften.

Kurz gesagt: Die Bürokratie frisst, was die Reform spart.

Symbolpolitik statt Strukturreform

Die Bürgergeld-Debatte steht exemplarisch für ein Grundproblem deutscher Sozialpolitik: den Spagat zwischen Haushaltssanierung und sozialer Realität. Die politische Botschaft, mit härteren Regeln Milliarden einzusparen, klingt populär – doch in der Praxis läuft sie ins Leere.

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Dass ausgerechnet ein CDU-geführter Kanzler das frühere SPD-Projekt „Bürgergeld“ reformiert, hat dabei auch symbolische Wirkung. Die Rückkehr zur „Grundsicherung“ soll Härte und Ordnung signalisieren – ein Versuch, das Vertrauen konservativer Wähler zurückzugewinnen.

Doch ökonomisch bleibt das Ergebnis mager. Selbst der Bund der Steuerzahler, sonst kein Freund großzügiger Sozialprogramme, kritisierte die Zahlen:

„Wenn eine Reform fünf Milliarden verspricht und am Ende kaum mehr als Rundungsdifferenzen liefert, dann ist das Augenwischerei.“

Die Hoffnung ruht auf der Wirtschaft

In internen Papieren räumt das Arbeitsministerium ein, dass der eigentliche Effekt der Reform nicht in der Einsparung, sondern in der Vermittlung liege. Sollte die Wirtschaft ab 2026 wieder anziehen, könnten die Jobcenter mehr Menschen in reguläre Beschäftigung bringen – erst dann ließen sich substanzielle Einsparungen realisieren.

Doch das bleibt eine Wette auf die Konjunktur. Und angesichts der aktuellen Flaute am Arbeitsmarkt, steigender Lohnnebenkosten und sinkender Industrieproduktion erscheint sie riskant.

Ökonomen warnen: Selbst bei einem Aufschwung dauert es Jahre, bis sich strukturelle Arbeitslosigkeit abbaut. Die Reform aber wirkt sofort – und belastet kurzfristig den Haushalt.

Ein Gesetz mit großem Namen und kleinem Effekt

Die Bürgergeldreform war als Signal der fiskalischen Disziplin gedacht. Herausgekommen ist ein Gesetz, das vor allem Symbolpolitik betreibt – teuer, bürokratisch und politisch überhöht.

Die angekündigten Milliarden bleiben Illusion, die realen Entlastungen kaum messbar. Und während die Regierung auf Wachstum hofft, wächst in der Bevölkerung das Gefühl, dass große Versprechen in Berlin regelmäßig an der Wirklichkeit scheitern.

Die Bürgergeldreform – einst als Sparpaket verkauft – droht so, zum Paradebeispiel deutscher Reformillusion zu werden: laut angekündigt, leise wirkungslos.

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