22. September, 2025

Politik

Bundesverfassungsgericht: Entscheidende Abstimmung über Richterwahl im Bundestag

Die Besetzung von drei vakanten Richterposten am Bundesverfassungsgericht ist erneut in den Mittelpunkt der politischen Debatten im Deutschen Bundestag gerückt. Im Juli endete eine Abstimmung in einem Desaster, das erhebliche Unruhe unter den politischen Fraktionen hervorrief. Das bevorstehende Votum verspricht nun besondere Spannung, da die unterschiedlichen politischen Lager intensiv um Mehrheiten ringen.

Die Richter des höchsten deutschen Gerichts werden für eine Amtszeit von zwölf Jahren gewählt, wobei eine Wiederwahl ausgeschlossen ist. Die Wahl erfolgt in einem zweigliedrigen Verfahren, bei dem der Bundestag und der Bundesrat gemeinsam involviert sind. Derzeit liegt die Verantwortung beim Bundestag. Der Prozess beginnt im Richterwahlausschuss, der aus zwölf Abgeordneten besteht und zunächst Kandidaten nominiert. Es folgt dann eine geheime Abstimmung im Plenum des Bundestags. Die Abstimmung ist für den kommenden Donnerstag angesetzt. Ein Kandidat benötigt nicht nur die einfache Mehrheit der Bundestagsmitglieder, sondern auch die Zustimmung von zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen, um gewählt zu werden.

Die Anspannung unter den Abgeordneten ist hoch, insbesondere da aus den Reihen der Union Unzufriedenheit über einen der vorgeschlagenen Kandidaten laut wird. Dies führte bereits im Juli zu einer Verschiebung der Abstimmung. Zu der Zeit standen der Arbeitsrichter Günter Spinner sowie die Juraprofessorinnen Frauke Brosius-Gersdorf und Ann-Katrin Kaufhold hoch im Kurs. Die Kritik an Brosius-Gersdorf hatte die damalige Wahl jedoch blockiert. Inzwischen hat die SPD die Juristin Sigrid Emmenegger als neue Kandidatin ins Feld geführt. Ihre Chancen auf Unterstützung im Ausschuss scheinen vielversprechend, doch der endgültig entscheidende Schritt erfolgt im Plenum.

Die regierende Koalition muss auf Unterstützung aus der Opposition hoffen, um die benötigte Zweidrittelmehrheit bei der Wahl zu erreichen. Brisanz erhält das Verfahren auch durch die Strategie der CDU/CSU, insbesondere in Bezug auf die Spekulation, ob Günter Spinner möglicherweise von der AfD gestützt werden könnte. Bei einer geheimen Abstimmung ist die Rückführbarkeit der Stimmen in der Regel unklar, dennoch spielt die Fraktionsdisziplin oft eine entscheidende Rolle.

Sigrid Emmenegger, die derzeit als Richterin am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig tätig ist, stößt bei den Unionsfraktionen auf breite Zustimmung. Vertreter der CSU bewerten ihre fachliche Eignung als sehr positiv. Günter Spinner bringt umfassende Erfahrung vom Bundesarbeitsgericht mit, während Ann-Katrin Kaufhold sich vor allem auf Staats- und Verwaltungsrecht spezialisiert hat. Sie ist insbesondere für ihre Forschungsarbeit im Bereich des Klimarechts anerkannt.

Sollte die Wahl erneut scheitern, könnte das Verfahren an den Bundesrat übergehen, was für die gegenwärtige Regierungskoalition einen bedeutenden Rückschlag darstellen würde. Die politische Landschaft und die Entscheidungsträger blicken somit mit großer Erwartung und Nervosität auf die bevorstehende Abstimmung.