18. August, 2025

Unternehmen

Buffett, Burry und der blutige Schatten – Warum UnitedHealth jetzt wieder spannend wird

Die Aktie des weltgrößten Krankenversicherers hat zwei Drittel ihres Werts verloren – und wird nun von gleich mehreren Starinvestoren gekauft. Warum sie das tun – und wie ein Attentat mitten in New York zum Sinnbild für ein krankes System wurde.

Buffett, Burry und der blutige Schatten – Warum UnitedHealth jetzt wieder spannend wird
Starinvestoren wittern Schnäppchen – trotz massiver Kursverluste von über 60 % bleibt das Vertrauen in UnitedHealths Fundament bestehen. Buffett, Burry und Tepper steigen ein – und setzen darauf, dass der größte Versicherer der Welt aus der Krise gestärkt hervorgeht.

Ein Kurssturz, der selbst hartgesottene Anleger blass werden ließ

Innerhalb von sieben Monaten verlor die Aktie des US-Gesundheitsriesen UnitedHealth mehr als 60 Prozent an Wert. Eine Dimension, die in der sonst als defensiv geltenden Versicherungsbranche Seltenheitswert hat.

Noch im April 2024 notierte das Papier bei über 600 US-Dollar – Anfang August waren es zeitweise nur noch 235 Dollar. Der Marktführer war abgestürzt. Nun kehren die Investoren zurück – allen voran Warren Buffett.

Buffetts 1,6-Milliarden-Dollar-Wette

Berkshire Hathaway, die Beteiligungsgesellschaft des Starinvestors, hat laut SEC-Meldung Aktien im Wert von 1,6 Milliarden Dollar gekauft.

Und Buffett kennt sich aus: Versicherer gehören seit Jahrzehnten zur DNA seines Portfolios – ob GEICO, Gen Re oder Berkshire Re selbst. Wenn er in einer Krise einsteigt, ist das kein Zufall.

Quelle: Eulerpool

Auch Burry und Tepper greifen zu

Neben Buffett hat auch Michael Burry, der durch seine Wette gegen die US-Hypothekenkrise 2007 berühmt wurde, eine Position aufgebaut – inklusive Call-Optionen auf steigende Kurse.

Und David Tepper, Chef des Hedgefonds Appaloosa, erhöhte seine Beteiligung. Der Grund: Der fundamentale Wert des Unternehmens scheint trotz aller Skandale intakt.

Die Dividendenrendite liegt bei drei Prozent, das Kurs-Gewinn-Verhältnis könnte bei operativer Erholung auf 13 sinken – weit unter dem Dow-Jones-Schnitt.

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UnitedHealth ist mehr als nur ein Krankenversicherer. Das Unternehmen ist ein Gigant im US-Gesundheitswesen. Mit seinen beiden Säulen, UnitedHealthcare…

Ein Mord, der zum Symbol wurde

Am 4. Dezember 2024 wird Brian Thompson, CEO der UnitedHealthcare-Sparte, auf dem Weg zu einer Investorenkonferenz in New York erschossen.

Der Täter, Luigi Mangione, wird schnell gefasst – und erklärt, er habe aus Wut auf das US-Gesundheitssystem gehandelt. Der Fall wird zum Medienbeben. Unter dem Hashtag #FreeLuigi formiert sich eine Welle der Solidarität – nicht mit dem Opfer, sondern mit dem Täter.

Ein System unter Dauerbeschuss

Die Kritik an der US-Gesundheitsversorgung ist nicht neu, doch sie hat eine neue Dringlichkeit erreicht. Die Behandlungskosten sind hoch, die Transparenz niedrig, die Gewinne gigantisch.

Quelle: Eulerpool

UnitedHealth, mit 400 Milliarden Dollar Umsatz der größte Krankenversicherer der Welt, steht im Zentrum dieser Debatte. Kritiker werfen dem Konzern vor, Behandlungen aus Profitgründen zu verzögern oder zu verweigern. Der öffentliche Druck wächst.

Cyberattacke, Kartellvorwürfe, Führungschaos

Die Schlagzeilen reißen nicht ab: Im Frühjahr 2025 wurden durch eine Cyberattacke die Daten von 193 Millionen Kunden kompromittiert. Die US-Behörden ermitteln wegen möglicher Wettbewerbsverstöße.

Die operative Marge halbierte sich binnen eines Jahres von sechs auf drei Prozent. CEO Andrew Witty trat im Mai überraschend zurück – ausgerechnet in der größten Krise des Unternehmens.

Rückkehr eines Vertrauten

Stephen J. Hemsley, zwischen 2006 und 2017 bereits CEO, kehrt zurück an die Spitze. In der Branche gilt er als hart, aber effektiv. Seine Rückkehr wird von Investoren als Versuch gewertet, das Vertrauen wiederherzustellen. Hemsley steht für Stabilität – und kennt die internen Strukturen wie kaum ein anderer.

Warum die Aktie trotzdem interessant ist

Die Bewertung spricht derzeit für ein antizyklisches Investment: Ein erwartetes KGV von 20 bei aktuellem Gewinn, mit Potenzial auf 13 bei operativer Normalisierung.

Hinzu kommt eine Dividendenrendite von drei Prozent – doppelt so viel wie der Durchschnitt im Dow Jones. Für Value-Investoren ist das ein attraktives Setup, wenn man an eine Stabilisierung glaubt.

Trump drückt aufs System

US-Präsident Donald Trump kündigte an, die Gesundheitskosten im Land senken zu wollen. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für Versicherer – aber auch ein möglicher Hebel für strukturelle Reformen. Brancheninsider gehen davon aus, dass die Zeit der Exzesse vorbei ist. Wer jetzt effizient wirtschaftet, kann in einem reformierten System bestehen.

UnitedHealth ist kein Selbstläufer. Das Geschäftsmodell steht unter Beschuss – gesellschaftlich, politisch, regulatorisch. Und dennoch: Genau in diesem Moment steigen Buffett, Burry und Tepper ein. Für viele ein Zeichen, dass das Schlimmste überstanden ist. Oder zumindest: dass der Preis jetzt niedrig genug ist, um es zu riskieren.

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