Der brasilianische Oberste Gerichtshof hat unter dem Vorsitz von Richter Alexandre de Moraes einen entscheidenden rechtlichen Schritt gegen den ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro unternommen. Der umstrittene Richter, der häufig als Reizfigur für die konservativen politischen Kreise des Landes fungiert, verhängte gegen Bolsonaro einen Hausarrest aufgrund von Verstößen gegen gerichtliche Auflagen. De Moraes hatte dem Ex-Präsidenten zuvor verboten, soziale Medien für politische Zwecke zu nutzen, doch Bolsonaro soll Berichten zufolge trotz dieser Anordnung in Zusammenarbeit mit seinen politisch aktiven Söhnen über soziale Netzwerke zur politischen Mobilisierung aufgerufen haben.
Bolsonaro wird den verhängten Hausarrest in seinem privaten Wohnsitz verbringen müssen, wobei ihm der Kontakt lediglich zu seinen rechtlichen Beratern und engsten Verwandten gestattet bleibt. Eine elektronische Fußfessel gehört ebenfalls zu den Bedingungen seines Arrests, und die Nutzung von Mobiltelefonen ist ihm strikt untersagt. Diese Maßnahmen erfolgen vor dem Hintergrund anhaltender Untersuchungen im Zusammenhang mit seiner angeblichen Verwicklung in einen gescheiterten Staatsstreich nach der Wahlniederlage im Jahr 2022. Jene politischen Spannungen erreichten ihren Höhepunkt am 8. Januar 2023, als Bolsonaro-Anhänger staatliche Einrichtungen in Brasília stürmten, kurz nach dem Amtsantritt von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva.
Das juristische Dispositiv des Hausarrests wird ergänzt durch strenge Auflagen, die bereits seit Juli in Kraft sind, darunter eine nächtliche Ausgangssperre. Trotz dieser Restriktionen schaltete sich Bolsonaro kürzlich telefonisch bei einer Kundgebung in Rio de Janeiro zu, arrangiert durch seinen Sohn Flávio. In seiner Rede vor den Demonstranten betonte er den Wert der Freiheit, ein Video dieser Ansprache zirkulierte kurzzeitig online, wurde allerdings schnell wieder entfernt.
Rechtsvertreter Bolsonaros reagierten überrascht auf die Verhängung des Hausarrests und kündigten an, gegen diese Entscheidung rechtliche Schritte einzuleiten. Flávio Bolsonaro kritisierte das Vorgehen scharf und bezeichnete es als Indikator einer "offiziellen Diktatur" in Brasilien. Diese Ansicht wurde durch das US-Außenministerium geteilt, das Bedenken über die Auswirkungen der Maßnahme auf die demokratischen Strukturen Brasiliens äußerte. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump, ein politischer Verbündeter Bolsonaros, brachte sich durch seine Unterstützung für letzteren im Diskurs um die Maßnahmen weiter ein, was auf mögliche weitere internationale Reaktionen schließen lässt.