Die jüngsten Marktanalysen deuten darauf hin, dass der Dax in der kommenden Woche seine Gewinne weiter ausbauen könnte. Laut Claudia Windt, Analystin bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), signalisiert die Börsentendenz derzeit eindeutig grüne Ampeln, und Investoren scheinen in den sogenannten "Risk-on-Modus" zu wechseln. Schwindende Inflationsängste, neue Hoffnungen auf Zinssenkungen und eine Abnahme politischer Unsicherheiten tragen zu dieser optimistischen Stimmung bei.
Der deutsche Leitindex könnte sich somit seinem im Mai erreichten Rekordhoch bei knapp 18.893 Punkten nähern und seinen jüngsten Abwärtstrend verlassen. Die zweite Runde der Parlamentswahl in Frankreich am Sonntag hat einen Unsicherheitsfaktor beseitigt. Ersten Hochrechnungen zufolge liegt das Linksbündnis vorne, während das rechtsnationale Rassemblement National (RN) schlechter abschnitt als erwartet und wohl nur den dritten Platz hinter dem Mitte-Lager von Staatspräsident Emmanuel Macron erreicht. Premierminister Gabriel Attal hat nach der Wahl seinen Rücktritt angekündigt, doch ob Präsident Macron diesem Gesuch stattgeben wird, ist noch offen.
An den Finanzmärkten wurde das Wahlergebnis in Frankreich zunächst positiv aufgenommen. Der Dax wurde am Montagmorgen beim Broker IG höher als zum Wochenabschluss am Freitag bewertet. Der Euro konnte seine Gewinne aus der Vorwoche halten und notiert weiterhin über 1,0833 Dollar.
Helaba-Analystin Windt hebt auch die jüngste Einigung der deutschen Ampel-Regierung auf einen Haushalt für 2025 hervor. Dieser soll nicht nur die Schuldenbremse einhalten, sondern auch einen "Wachstumsturbo" zünden. Angesichts enttäuschender Produktionszahlen und Auftragsentwicklungen im Mai wäre eine baldige wirtschaftliche Belebung wünschenswert, betont auch Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg.
Ein weiterer treibender Faktor für die Aktienmärkte ist die Aussicht auf bald sinkende Leitzinsen in den USA. Diese könnten konjunkturelle Impulse durch niedrigere Finanzierungskosten für Unternehmen und Verbraucher setzen. Entscheidend hierfür werden die US-Inflationszahlen für Juni sein, die am Donnerstag veröffentlicht werden. Edgar Walk von Metzler Asset Management betont, dass eine schwache Inflationsdynamik im Juni den Weg für eine Zinssenkung im September ebnen könnte, möglicherweise sogar schon im Juli.
Robert Halver von der Baader Bank blickt ebenfalls optimistisch in die neue Woche. Seiner Ansicht nach sollte der oft zu beobachtende Sommer-Blues am Aktienmarkt sich diesmal in Grenzen halten. Er erwartet, dass Kursrückgänge als Einstiegschancen wahrgenommen werden und sich die Märkte in einer volatilen, aber stabilen Seitwärtsbewegung aufhalten. Die Europäische Zentralbank hat bereits die geldpolitische Wende vollzogen und im Juni erstmals seit fast fünf Jahren die Leitzinsen gesenkt.
Am Freitag richten sich die Blicke der Anleger auf New York, wenn große US-Banken ihre Geschäftszahlen für das zweite Quartal präsentieren und damit die Berichtssaison einläuten. In Deutschland stehen am Donnerstag der Konzern Südzucker und der Verpackungshersteller Gerresheimer mit ihren Quartalsberichten im Fokus.