Die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten haben am Freitag eine merkliche Belastung für den deutschen Aktienmarkt dargestellt. Der Leitindex DAX verzeichnete bis zur Mittagszeit ein Minus von 1,39 Prozent und fiel auf 23.440 Punkte. Diese Reaktion der Investoren spiegelt die zunehmende geopolitische Unsicherheit wider, die durch einen israelischen Angriff auf den Iran ausgelöst wurde.
In Zeiten erhöhter Unsicherheit waren sichere Anlagehäfen wie Staatsanleihen und Gold besonders gefragt. Gleichzeitig stiegen die Ölpreise signifikant an, was für die Märkte zusätzliche Bedenken hinsichtlich der zukünftigen Inflationsentwicklung aufwirft. Laut Marktexperte Andreas Lipkow beeinträchtigen diese Preissteigerungen nicht nur die Zinsprognosen, sondern stören auch das konjunkturelle Umfeld für Investoren erheblich.
Nachdem der DAX in der Vorwoche ein Rekordhoch von 24.479 Punkten erreicht hatte, richtet sich der Blick nun auf das Zwischentief vom Mai bei 23.274 Punkten. Sollte dieser Wert unterschritten werden, drohen dem Index weitere technische Verluste. Analysten von Index Radar kommentieren, dass die Märkte typischerweise mit Risikoabwägungen reagieren, was die aktuelle Korrektur als eine durch geopolitische Spannungen ausgelöste Reaktion für lang ersehnte Gewinnmitnahmen erscheinen lässt.
Nicht nur der DAX, sondern auch der MDAX der mittelgroßen Unternehmen zeigte Schwäche und verlor 1,73 Prozent. Der EuroStoxx 50 büßte 1,4 Prozent ein. Hintergrund dieser Marktverluste ist der israelische Angriff auf iranische Atomanlagen. Stephen Innes von SPI Asset Management hebt hervor, dass ein möglicher neuer Kriegsbeginn im Nahen Osten, bisher als unterschätztes Risiko angesehen, nun durch die jüngsten Ereignisse verstärkt in den Vordergrund rückt.
Der iranische Außenminister verurteilte den Angriff als Kriegserklärung und beschuldigte Israel, rote Linien überschritten zu haben. Die Reaktion der Rüstungsaktien auf die fragile geopolitische Lage verlief uneinheitlich: Während Rheinmetall leichte Gewinne verzeichnen konnte, notierte Hensoldt im Minus, und Renk legte geringfügig zu.
Besonders betroffen waren Aktien aus dem Reise- und Luftfahrtsektor aufgrund der Konflikteffekte und der steigenden Ölpreise. Die Aktien der Lufthansa verbuchten einen Rückgang um 3,3 Prozent, während TUI nach einem vorherigen Verlust von 9 Prozent um weitere 2,7 Prozent nachgab. Fraport fiel um 3,5 Prozent, was die Unsicherheiten in der Branche weiter unterstreicht.
Zykliker aus den Sektoren Einzelhandel, Automobilbau und Finanzdienstleistungen zeigten ebenfalls Schwächen. Im DAX gehörten Adidas, BMW, Porsche AG, Continental, Volkswagen und Deutsche Bank zu den Verlierern, mit Kursverlusten von bis zu 2,6 Prozent. Auch im SDAX waren Gewinnmitnahmen zu beobachten; Heidelberger Druck erlitt einen Rückgang von 6,8 Prozent, was die Volatilität auf dem Markt weiter verdeutlicht.