800 Kilometer Reichweite, 400 kW Ladeleistung – und ein Seitenhieb auf Musk
BMW hat den iX3 nicht einfach als neues Modell angekündigt – sondern als symbolischen Neubeginn. Der erste Vertreter der sogenannten „Neuen Klasse“ soll zeigen, was die Münchener können, wenn sie aufdrehen: Eine gemeinsame Plattform, zentrales „Superhirn“, smarte Software und Schnellladung, die selbst Tesla alt aussehen lässt.
Zehn Minuten Ladezeit für fast 400 Kilometer? Klingt nach Marketing – ist aber bitterer Ernst für die Konkurrenz.
Im Hintergrund läuft derweil der wohl größte Umbau in der BMW-Geschichte. Das Werk München, bislang eine Bastion des Verbrenners, wird zum reinen E-Standort.
Ab Ende 2027 soll dort kein einziger klassischer Motor mehr produziert werden. Für ein Unternehmen mit 75 Jahren Verbrenner-Geschichte: ein radikaler Schnitt. Doch wer Tesla und BYD jagen will, muss den Ballast abwerfen.
Die wahre Schlacht tobt in China
Während in Europa noch über Markenidentität und Elon Musks Exzesse diskutiert wird, zählt in China nur der Preis – und was das Auto kann. Dort haben lokale Hersteller wie BYD, Xiaomi oder Nio längst aufgeholt.
Das Model Y ist nicht mehr alleiniger Maßstab, und BMW? Musste im ersten Halbjahr ein Minus von 15 % bei den Auslieferungen hinnehmen.

Zipse bleibt gelassen – nach außen. In Interviews spricht er davon, sich dort zurückzuziehen, „wo man nicht profitabel sein kann“. Gleichzeitig rüstet BMW technologisch auf: mit lokalem Know-how, KI-Firmen wie DeepSeek, mit WeChat-Integration und chinesischen Entwicklungspartnerschaften. Ob das reicht, um gegen günstige, vollvernetzte E-Autos zu bestehen? Offen.
„Fahren, ohne sich rechtfertigen zu müssen“ – Zipse stichelt gegen Tesla
In Europa wählt BMW eine andere Tonlage. Während Tesla unter Elons erratischem Auftreten und zunehmender Polarisierung leidet, positioniert sich BMW als verlässliche Premium-Alternative. Kein Showman an der Spitze, kein Twitter-Wirbel – sondern ein deutscher Konzern, der lieber liefert als provoziert.
Zipse bringt das auf seine Weise auf den Punkt: Man wolle Autos bauen, „die Menschen gerne und mit Stolz fahren – ohne sich rechtfertigen zu müssen.“ Ein klarer Seitenhieb in Richtung Palo Alto. Wer sich zwischen Model Y und iX3 entscheidet, entscheidet eben nicht nur nach Kilowattstunden.
Der Umbau ist teuer – und alternativlos
Dass BMW mit der Neuen Klasse aufs Ganze geht, ist kein Geheimnis. 40 Modelle in Entwicklung, Milliardeninvestitionen in Werke und Plattformen, interne Reorganisationen.
Der Konzern baut kein E-Auto – er baut sich neu. Und das in einer Zeit, in der die Gewinnmargen im Premiumsegment unter Druck geraten, China wackelt, die Konkurrenz günstiger wird und die Regulierung strenger.
Dass BMW dabei nicht alles auf einmal kann, zeigt sich an der Ankündigung, schwächere Sparten nicht zu verkaufen, sondern zu verbessern. Ein riskanter Kurs. Denn während Tesla radikal fokussiert, hält BMW an seinem Portfolio fest – in der Hoffnung, durch bessere Technik wieder zu glänzen.
Angriff mit offenem Visier
BMWs „Neue Klasse“ ist mehr als ein Produkt – sie ist ein Signal. An Tesla, an BYD, an die eigenen Investoren. Sie sagt: Wir sind spät dran, aber wir kommen. Und wir kommen nicht halbherzig.
Der iX3 ist der Anfang eines Experiments, das über die Zukunft eines ganzen Konzerns entscheiden kann. Scheitert die Strategie, war’s das mit Münchner Premium. Gelingt sie, steht BMW vor einer elektrischen Renaissance – und Tesla vor einem ernstzunehmenden Rivalen aus Europa.
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