Der Rückzug kommt nicht überraschend, aber er ist ein weiteres deutliches Signal. Der niederländische Pensionsfonds PME beendet nach rund zehn Jahren die Zusammenarbeit mit BlackRock. Ein Eigenkapitalmandat in Höhe von fünf Milliarden Euro geht an UBS und den niederländischen Vermögensverwalter MN. Für Blackrock ist es bereits der zweite prominente Mandatsverlust in den Niederlanden innerhalb weniger Monate.
Klimapolitik wird zum Trennkriterium
Auslöser der Entscheidung ist Blackrocks Austritt aus der „Net Zero Asset Managers Initiative“ Anfang des Jahres. Der Schritt markierte einen strategischen Kurswechsel des weltgrößten Vermögensverwalters – weg von öffentlich sichtbaren Klimaallianzen, hin zu einer betont neutralen Haltung. Für PME war das nicht akzeptabel.
Der Fonds hatte bereits im Frühjahr klargemacht, gezielt nach Partnern zu suchen, die sich ausdrücklich gegen die klimapolitische Rolle rückwärts der US-Regierung stellen. Nachhaltigkeit ist für PME kein Zusatz, sondern integraler Bestandteil der Anlagestrategie. Man strebe einen ausgewogenen Mix aus Risiko, Rendite und Nachhaltigkeit an, erklärte der Fonds zur Begründung.

Niederlande setzen klare Maßstäbe
PME verwaltet rund 70 Milliarden Euro und die Renten von etwa 170.000 Beschäftigten aus dem Energie- und Metallsektor. Gerade diese Herkunft macht die Entscheidung politisch sensibel. Der Fonds steht unter besonderer Beobachtung, wie glaubwürdig er mit Transformations- und Klimarisiken umgeht.
Bereits im September hatte mit PFZW ein weiterer großer niederländischer Pensionsfonds Blackrock den Rücken gekehrt und rund 14 Milliarden Euro abgezogen. Zusammen zeigen die Fälle, dass die Niederlande zu einem Prüfstein für globale Asset Manager geworden sind. Wer dort Mandate halten will, muss Nachhaltigkeit nicht nur managen, sondern sichtbar vertreten.
Blackrock zwischen politischem Druck und Kundenanspruch
Für Blackrock ist die Lage komplex. In den USA geriet das Unternehmen zuletzt massiv unter Druck republikanischer Bundesstaaten, die dem Konzern eine politische Agenda vorwarfen. CEO Larry Fink reagierte mit einer Entschärfung der öffentlichen ESG-Rhetorik und dem Rückzug aus globalen Klima-Initiativen.
Was innenpolitisch als Deeskalation gedacht war, entfaltet international Nebenwirkungen. Europäische Investoren, insbesondere öffentliche Pensionsfonds, erwarten eine klare Haltung zu Klimarisiken. Sie messen Asset Manager nicht nur an Performance, sondern auch an strategischer Positionierung.
Der Mandatsverlust bei PME zeigt, dass Blackrock diese Balance derzeit nicht überall gelingt.

UBS und MN profitieren vom Strategiewechsel
Für UBS und MN ist die Entscheidung ein Prestigegewinn. Beide gelten als stärker in europäische Nachhaltigkeitsdebatten eingebunden und näher an den regulatorischen und gesellschaftlichen Erwartungen des Kontinents. Dass PME das Mandat splittet, spricht zudem für einen bewussten Ansatz: weniger Abhängigkeit von einem globalen Giganten, mehr Kontrolle und Nähe.
Für den Wettbewerb im institutionellen Asset Management ist das ein wichtiges Signal. Größe allein reicht nicht mehr. Haltung wird zum Differenzierungsmerkmal.
Ein struktureller Trend, kein Einzelfall
Blackrock bleibt mit rund 11,5 Billionen Dollar verwaltetem Vermögen der dominante Akteur der Branche. Ein einzelnes Mandat von fünf Milliarden Euro ist finanziell verkraftbar. Doch die Serie der Abzüge aus Europa ist politisch und strategisch relevant.
Institutionelle Investoren trennen zunehmend sauber zwischen Renditekompetenz und Wertekongruenz. Wer beides nicht liefert, riskiert Mandate – selbst bei exzellenter Marktstellung.
Der Fall PME zeigt: Die Debatte um Klimarisiken ist im Asset Management nicht vorbei. Sie verlagert sich von Sonntagsreden in Vertragsentscheidungen. Für Blackrock ist das keine Krise, aber ein Warnsignal.


