Bill Gross kennt das Spiel mit der Gier besser als die meisten. Als der „Bond-King“ Anfang 2021 gegen den Höhepunkt des Meme-Aktien-Hypes wettete, sah er sich zeitweise mit 15 Millionen US-Dollar im Minus – und verdoppelte trotzdem.
Die Wette gegen GameStop und AMC zahlte sich aus: Am Ende standen 15 bis 20 Millionen Gewinn. Sein Erfolgsrezept damals: die Geduld eines Profis und die Überzeugung, dass unerfahrene Käufer überteuerter Optionen „wie Spieler am Pokertisch“ irgendwann alle gleichzeitig zum Ausgang drängen würden.
Vom Meme-Chaos zur Bitcoin-Parallelwelt
Heute spricht Gross nicht mehr von GameStop als klassischer Meme-Aktie. Zu gering sei inzwischen die Volatilität, zu sehr ähnele der Kursverlauf in seiner Struktur dem Bitcoin.
Tatsächlich zeigen die Charts der letzten zwölf Monate verblüffende Parallelen: ein Anstieg im letzten Quartal 2024, ein Absturz bis Frühling 2025, eine Erholung bis Ende Mai.
Der Unterschied: Während Bitcoin in diesem Sommer neue Rekorde über 124.000 US-Dollar knackte, rutschte GameStop nach schwachen Quartalszahlen und Aktienverkäufen deutlich ab.

GameStops Krypto-Flirt
Ende Mai 2025 gab das Unternehmen bekannt, 4.710 Bitcoin im Wert von rund 537 Millionen US-Dollar gekauft zu haben – ein Schritt, der Anleger zunächst elektrisierte. Doch die Euphorie verpuffte.
Seit Jahresbeginn hat die Aktie mehr als ein Viertel an Wert verloren, notiert aktuell bei 22,89 US-Dollar. Das 12-Monats-Plus liegt mager bei 1,6 Prozent, weit entfernt von den wilden Rallyes der Meme-Ära.
Analysten bleiben skeptisch
An der Wall Street herrscht Zurückhaltung. Zwei Analysten haben in den letzten drei Monaten Kursziele abgegeben – einer empfiehlt Halten, einer Verkaufen. Im Schnitt liegt das Ziel bei 18,50 US-Dollar, fast 20 Prozent unter dem aktuellen Kurs. Die Spanne reicht von optimistischen 23,50 bis zu pessimistischen 13,50 US-Dollar.
Gross’ Warnung: Nicht jeder Hype wiederholt sich
Gross selbst sieht GameStop weiterhin als „guten Kandidaten für den Optionsverkauf“ – aber nicht mehr als Meme-Phänomen. Neue Titel wie Opendoor oder Kohl’s meidet er. „Das sind Lottoscheine“, sagt er. Die Lektion aus dem Hype von 2021 gilt für ihn noch immer: Wenn alle gleichzeitig rennen wollen, ist der Ausgang schnell verstopft – und nur die Profis stehen schon draußen.
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