16. Juni, 2025

Krypto

Bitcoin als Depotwürze – wie viel Krypto wirklich Sinn ergibt

Immer mehr Vermögensverwalter öffnen sich digitalen Währungen – doch wie hoch darf der Anteil im Portfolio sein? Eine neue Analyse zeigt, wo Chancen liegen, aber auch, wo die Risiken lauern.

Bitcoin als Depotwürze – wie viel Krypto wirklich Sinn ergibt
Bitcoin als Depotwürze: Selbst Mini-Beimischungen von 2 % hätten in den letzten zehn Jahren bis zu 90.000 Dollar Mehrertrag gebracht – vorausgesetzt, Anleger hielten die Schwankungen aus.

Manchmal genügt eine kleine Beimischung, um aus einem langweiligen Investmentcocktail ein ganz neues Produkt zu machen. Chemielehrer sprechen dabei von emergenten Eigenschaften.

Anleger nennen es Diversifikation. Und plötzlich steht ausgerechnet Bitcoin im Zentrum dieser Debatte.

Bitcoin auf dem Sprung in den Mainstream

Was vor Jahren noch nach Tech-Experiment roch, wird nun von der Finanzindustrie ernsthaft ins Asset Management integriert.

ETF-Giganten aus den USA bieten längst Bitcoin-Produkte an, auch Privatanleger in Deutschland können über regulierte ETPs wie jene der ETC Group, VanEck, 21Shares oder Deutsche Digital Assets in Bitcoin investieren – oft sogar steuerfrei nach zwölf Monaten Haltedauer, da bei bestimmten Produkten eine physische Auslieferungsoption besteht.

Die politische Bühne spielt dabei keine Nebenrolle. Unter Donald Trump liebäugelt Washington inzwischen sogar mit dem Aufbau einer staatlichen Bitcoin-Reserve – angelehnt an den legendären Goldschatz von Fort Knox.

Mini-Beimischung mit großer Wirkung

Doch wie groß sollte der Bitcoin-Anteil im Depot tatsächlich sein? Eine aktuelle Simulation zeigt: Bereits zwei Prozent Bitcoin hätten einem klassischen US-Aktienportfolio in den letzten zehn Jahren einen enormen Schub verliehen.

Während der S&P 500 allein 11,8 Prozent Rendite pro Jahr erwirtschaftete, kletterte das gemischte Depot dank Bitcoin auf 15,1 Prozent. In Dollar: Aus 100.000 USD Startkapital wurden 377.000 USD, ganze 90.000 USD mehr als ohne Krypto-Beimischung.

„Bitcoin verhält sich wie digitales Gold“

Vermögensverwalter Mathias Lebtig von der GFA FP in Freiburg spricht offen aus, was viele Kollegen zunehmend denken: „Nicht nur ich betrachte Bitcoin als digitales Gold – diese Sichtweise setzt sich mittlerweile auch unter institutionellen Investoren durch.“

Für Lebtig kann ein Bitcoin-Anteil zwischen zwei und 20 Prozent eine sinnvolle Beimischung sein – natürlich abhängig von der persönlichen Risikoneigung.

Risiko bleibt die Schattenseite

Andere Profis treten auf die Euphoriebremse. Marian Henn von Allington Investors rät offensiven Anlegern maximal zu 5 Prozent Krypto, konservative Kunden sollten sich an der 2-Prozent-Marke orientieren.

„Selbst in kleinen Dosen kann Bitcoin erheblich zur Portfolio-Performance beitragen, aber nur, wenn die historische Kursentwicklung anhält – garantiert ist das keineswegs“, mahnt Henn.

Die Schwankungsbreite bleibt extrem: Während Industrieländer-Aktien (MSCI World) im Schnitt auf 17 Prozent Volatilität kommen, rauscht Bitcoin mit rund 50 Prozent durchs Kursbild.

Die große Unbekannte bleibt: Substanz oder Spekulation?

Wealth-Manager Andreas Görler von Pruschke & Kalm Wellinvest sieht in Bitcoin nach wie vor eine hochspekulative Wette: „Kryptowährungen liefern keinerlei laufende Erträge, keinen Cashflow, keine Dividenden und keine Unternehmensdaten wie bei Aktien oder Anleihen.“

Den Begriff des „Wertspeichers“ lehnt Görler ab: „Dafür sind die Schwankungen schlicht zu extrem.“

Gerade die Vielzahl neuer Coins – inzwischen können Privatanleger auf Plattformen wie Coinbase über 1900 digitale Währungen handeln – wirft Fragen auf. „Für seriöse Investments kommen im Grunde nur etablierte Coins wie Bitcoin infrage, für die es auch regulierte Finanzprodukte gibt“, so Görler.

Die Krypto-Psychologie: Der Wunsch nach dem leichten Gewinn

Am Ende steht weniger die Assetklasse als vielmehr das Anlegerverhalten im Fokus. „Unser kapitalistisches Fitness- und Finanzsystem lebt von der Hoffnung auf schnelle Abkürzungen“, bringt es Sportpsychologe Sam Zizzi (West Virginia University) auf den Punkt.

Bitcoin trifft genau diesen Nerv: die Hoffnung, mit wenig Einsatz maximale Gewinne zu erzielen – eine Versuchung, der sich selbst viele Profis nur schwer entziehen können.

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