Die Hauptversammlung entscheidet über die Weichenstellung
Am 25. November steht für CureVac ein außergewöhnlicher Tag an. Die Aktionäre sollen über mehrere Beschlussvorlagen abstimmen, die notwendig sind, um BioNTechs geplante Komplettübernahme umzusetzen. Ohne dieses Votum bleibt das laufende Umtauschangebot ein Tor ohne Schloss.
Es geht um die Reorganisation von CureVac und seinen Tochtergesellschaften, um die Neubesetzung von Vorstand und Aufsichtsrat sowie um die strukturelle Vorbereitung des Unternehmens auf die Eingliederung in BioNTech. Die Zustimmung der Hauptversammlung ist damit eine der entscheidenden Bedingungen für das Auslaufen des Angebots am 3. Dezember.
Ein Fusionsprojekt, das deutlich größer ist als ein Zukauf
BioNTech und CureVac zählen zu den prägenden europäischen Pionieren der mRNA-Technologie. Die Fusion ist kein Effizienzprogramm, sondern eine strategische Integration zweier Forschungsplattformen. BioNTech will sein Onkologie-Portfolio stärken und CureVacs Entwicklungen in der Immuntherapie beschleunigen. Der Kaufvertrag vom 12. Juni 2025 bildet dafür die Grundlage.
Das Transaktionsvolumen ist beträchtlich: CureVac wird mit rund 1,25 Milliarden US-Dollar bewertet. Für ein Unternehmen, das in den vergangenen Jahren Rückschläge verkraften musste, ist das ein strategischer Befreiungsschlag – und für BioNTech ein klares Bekenntnis zur langfristigen Krebsforschung.
Das Umtauschangebot folgt klaren Regeln – und einem sensiblen Mechanismus
Pro CureVac-Aktie sollen die Anteilseigner BioNTech-ADS im Gegenwert von etwa 5,46 US-Dollar erhalten. Das finale Verhältnis wird über einen 10-Tage-VWAP der BioNTech-Papiere berechnet und kann sich bis kurz vor Ablauf des Angebots anpassen.

Eine weitere Hürde bleibt die Mindestannahmeschwelle: 80 Prozent der Aktien müssen angedient werden. BioNTech kann diese Marke auf 75 Prozent senken, doch auch dann bleibt ein Restrisiko bestehen. Erreicht das Angebot nicht die notwendige Quote, ist die Transaktion vorerst gescheitert.
Die Kurse reagieren sensibel auf jedes Signal
Die Aktie von BioNTech zeigte zuletzt Schwäche und notierte an der NASDAQ bei rund 95 Dollar, während CureVac bei gut 5 Dollar lag – unterhalb des zugemessenen Übernahmewerts. Dieser Abstand zeigt, dass der Markt Unsicherheit einpreist.
Im vorbörslichen Handel deuteten sich erste Bewegungen an: BioNTech legte zeitweise zu, CureVac ebenfalls leicht. Doch der Dienstag dürfte zum Katalysator werden. Ein klares Ja könnte Bewertungsabschläge bei CureVac aufholen lassen – ein Nein dagegen beide Papiere belasten, wenn Investoren eine Neuauflage der Transaktion bezweifeln.
Der Dienstag wird ein Stimmungstest für die mRNA-Branche
Die Entscheidung der CureVac-Aktionäre ist mehr als eine Formalie. Sie ist ein Stimmungsbarometer für Vertrauen in Europas mRNA-Zukunft. Ein positives Votum würde BioNTechs Onkologiestrategie stärken und CureVac aus dem Schattendasein der vergangenen Jahre holen. Ein negatives Ergebnis hingegen würde die Unsicherheit zurück auf die Kurse werfen.
Fest steht: Der Markt wartet nicht auf das Ergebnis – er positioniert sich bereits dafür.


