Es ist ein Satz mit Gewicht, den die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) am Freitagvormittag verbreitet: "Konkrete Anhaltspunkte für Verstöße gegen Rechnungslegungsvorschriften" habe man bei Mutares gefunden.
Die Folge: Die Bafin prüft den gesamten Jahresabschluss 2023 des Unternehmens. Ein gravierender Schritt, denn seit der Wirecard-Pleite hat die Behörde die Funktion der sogenannten Bilanzpolizei übernommen – und die zieht nicht ohne Grund die Reizleine.
Kurssturz im SDax: Vertrauen verspielt
Die Reaktion der Börse war so deutlich wie brutal: Um mehr als 22 Prozent sackte die Aktie von Mutares zum Handelsbeginn am Freitag ab. Zwar konnte sie sich am Mittag leicht erholen, lag aber immer noch rund 16 Prozent im Minus.
Auf Sicht von einem Jahr summieren sich die Verluste damit auf mehr als 20 Prozent. Erst im Frühjahr war der Titel wegen Fristverletzungen bei der Bilanzveröffentlichung temporär aus dem SDax gefallen.

Zwei konkrete Kritikpunkte
Laut Bafin fokussiert sich die Prüfung auf zwei mögliche Regelverstöße: Erstens könnten Angaben zur Restlaufzeit von Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen fehlerhaft oder unvollständig sein.
Wenn die Laufzeit dieser Forderungen mehr als ein Jahr beträgt, müssen sie nach HGB gesondert ausgewiesen werden. Zweitens dürfte der Lagebericht unvollständig sein, insbesondere in Bezug auf die künftige wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens. Beide Punkte treffen den Kern der Glaubwürdigkeit.
Mutares unter Druck: Zweiter Bilanzärger binnen weniger Monate
Bereits im ersten Halbjahr 2025 hatte Mutares Schlagzeilen gemacht – auch damals wegen bilanzieller Unklarheiten. Damals ging es um den Jahresabschluss 2024, der nicht rechtzeitig vorgelegt werden konnte.
Grund war ein Streit mit dem Prüfer Deloitte: Die Parteien waren sich uneinig, wie eine gescheiterte Beteiligung in Schweden bilanziell zu behandeln sei. Die Konsequenz: Mutares wurde vorübergehend aus dem SDax entfernt. Ein Rückschlag für das Selbstbild eines aufstrebenden Private-Equity-Hauses.
Ein fragiles Geschäftsmodell mit Erklärungsbedarf
Mutares hat sich darauf spezialisiert, angeschlagene Unternehmen zu übernehmen, zu sanieren und weiterzuverkaufen. Das Geschäftsmodell lebt vom Turnaround, vom kurzfristigen Aufhübschen der Kennzahlen.
Die Umsätze entstehen dabei teils durch Beratung, teils durch Dividenden und Verkaufsgewinne. Es ist ein Modell mit Hebelwirkung – aber auch mit erhöhtem Erklärungsbedarf, vor allem in Sachen Transparenz und Nachhaltigkeit.
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