11. Dezember, 2025

Wirtschaft

BGH-Entscheidung: Allianz verliert Befugnis zur einseitigen Rentenanpassung

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat mit einem wegweisenden Urteil für Klarheit gesorgt und eine Phase der Unsicherheit für Inhaber fondsgebundener Riester-Rentenverträge beendet. Konkret erklärte das Gericht eine entscheidende Klausel der Allianz Lebensversicherung für unwirksam, die es dem Versicherer erlaubte, den Rentenfaktor einseitig zum Nachteil der Kunden zu senken. Diese Entscheidung birgt das Potential, weitreichende Konsequenzen für zahlreiche ähnliche Verträge anderer Versicherungsträger zu haben.

Im Zentrum des gerichtlichen Verfahrens stand die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, die die Allianz vor das Gericht gebracht hatte. Gegenstand des Verfahrens war eine spezielle Bestimmung in den Vertragsbedingungen der Allianz, die es rechtfertigte, Kürzungen vorzunehmen, sollten unvorhersehbare Umstände, wie eine gestiegene Lebenserwartung der Versicherten oder sinkende Renditen aus Kapitalanlagen, eintreten. Der BGH kam zu dem Schluss, dass derartige Klauseln Kunden unangemessen benachteiligen, da keine klare Verpflichtung besteht, die Bedingungen zu verbessern, sollte sich die wirtschaftliche Lage positiv entwickeln.

Die Allianz hatte gegen ein zuvor ergangenes Urteil des Oberlandesgerichts Stuttgart Berufung eingelegt, jedoch blieb diese weitgehend erfolglos. Obwohl das Urteil in einem Punkt ins Wanken geriet, da die Verbraucherzentrale keine weitreichenden Verwendungsverbote für ähnliche Klauseln gefordert hatte, bleibt der grundlegende Schutz für Verbraucher dennoch bestehen. Das Urteil scheint sich insbesondere auf rund eine Million Versicherungsverträge zu erstrecken, die zwischen 2001 und 2006 abgeschlossen wurden.

Der Bund der Versicherten betont dabei die Bedeutung dieses Urteils, das nicht nur die Allianz betrifft, sondern auch diverse Riester-, Rürup-, Betriebs- und private Rentenverträge anderer großer Anbieter beeinflussen könnte. Experten empfehlen betroffenen Kunden, ihre Verträge sorgfältig zu überprüfen und bei Bedarf rechtlichen Rat einzuholen, um ihr Renteneinkommen bestmöglich zu sichern. Diese Entscheidung stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung eines verbesserten Schutzes der Verbraucherrechte im Versicherungssektor dar.