In einer jüngst veröffentlichten Stellungnahme haben Bildungswissenschaftler gravierende Besorgnisse über den Zustand der deutschen Kindertagesstätten geäußert und fordern dringende Maßnahmen zur Vermeidung eines drohenden Systemversagens. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK), die der Kultusministerkonferenz (KMK) beratend zur Seite steht, weist auf die zunehmenden Probleme durch hohe Personalfluktuation und überdurchschnittliche Krankenstände hin. Diese Probleme, häufig verursacht durch psychische Belastungen, beeinträchtigen nicht nur die Qualität der Betreuung, sondern auch deren Zuverlässigkeit.
Betroffen sind vor allem die jüngsten Mitglieder der Gesellschaft sowie ihre Familien, die auf stabile Betreuungsszenarien angewiesen sind. Durch krankheitsbedingte Personalausfälle kommt es immer häufiger zu eingeschränkten Öffnungszeiten, was für Eltern, die auf die Verlässlichkeit dieser Einrichtungen zählen, eine erhebliche Belastung darstellt. In ihrer Analyse schlagen Bildungsforscher vor, gesetzlich geregelte Freiräume für nicht-pädagogische Aufgaben zu schaffen. Diese Maßnahme könnte den Druck auf das Personal verringern und die Personalplanung realistischer gestalten, indem Ausfallzeiten entsprechend in die Personalplanung einbezogen werden.
Besonders hervorgehoben wird die dringende Notwendigkeit, Programme zur Gesundheitsförderung sowie Schulungen zur Selbst- und Emotionsregulation in die Fort- und Weiterbildungsangebote für Erzieherinnen und Erzieher zu integrieren. Zudem sollten alternative Karrierepfade erarbeitet werden, die es dem Personal ermöglichen, innerhalb des Berufsfeldes zu bleiben und sich beruflich weiterzuentwickeln, ohne in klassischen Rollenstrukturen gefangen zu sein. Angesichts der aktuellen Situation, insbesondere eines Überangebots an Kitaplätzen in einigen Regionen Ostdeutschlands, schlägt die Kommission vor, diese Phase für umfassende Gesundheitsförderungsstrategien zu nutzen.
Auch wenn die sinkenden Geburtenraten potenziell für eine Entspannung auf dem Kitaplatzmarkt sorgen könnten, birgt der ab dem kommenden Schuljahr geltende Anspruch auf Ganztagsbetreuung neue Herausforderungen, insbesondere im westlichen Teil des Landes. Dieser Anspruch wird voraussichtlich einen erhöhten Personalbedarf nach sich ziehen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um die Herausforderungen einer nachhaltig hochwertigen Betreuung in den Kindertagesstätten zu meistern und die Zukunft des Systems nachhaltig zu sichern.