Der Deal steht noch unter Vorbehalt. Unter anderem müssen italienische Behörden der Transaktion zustimmen. Dennoch gilt der Verkauf als unter Dach und Fach. Ein früherer Anlauf im Herbst war noch gescheitert, nun scheint die Lösung gefunden.
Schuldenabbau wird zur Überlebensfrage
BayWa kämpft seit dem Sommer 2024 mit massiven finanziellen Problemen. Auslöser war weniger ein Einbruch im operativen Geschäft als vielmehr die Zinswende. Auf Bankkredite von rund 5,4 Milliarden Euro lasteten plötzlich deutlich höhere Zinszahlungen. Die Finanzierungskosten fraßen sich durch die Ergebnisrechnung und zwangen den Konzern zu einem radikalen Kurswechsel.
Der Verkauf von Cefetra ist Teil dieser neuen Strategie. Mit dem aktuellen Abschluss und weiteren geplanten Verkäufen im laufenden Jahr will BayWa ihre Bankverbindlichkeiten insgesamt um rund 1,3 Milliarden Euro reduzieren. Das ist kein kosmetischer Schritt, sondern eine notwendige Entlastung, um wieder handlungsfähig zu werden.

Cefetra war nie Kerngeschäft
Cefetra ist ein etablierter Händler von Agrarrohstoffen, insbesondere für die Futtermittelindustrie. Zudem ist die Gruppe im internationalen Getreidehandel aktiv. Operativ gilt das Geschäft als solide, strategisch passte es jedoch nur begrenzt in den Kern der BayWa.
Der wichtigste Geschäftszweig des Konzerns bleibt der Agrarhandel mit direktem Bezug zu Landwirten. In der Krise wird diese Fokussierung nun konsequent durchgezogen. Randaktivitäten und kapitalintensive Beteiligungen stehen auf dem Prüfstand.
Verkauf signalisiert neuen Realismus
Der Abschied von Cefetra ist auch ein Eingeständnis. BayWa hatte sich über Jahre hinweg breit aufgestellt, international expandiert und dabei hohe Fremdfinanzierung in Kauf genommen. Dieses Modell funktioniert in einer Welt dauerhaft höherer Zinsen nicht mehr.
Dass der Konzern nun bereit ist, substanzielle Töchter zu verkaufen, zeigt einen neuen Realismus im Management. Wachstum um jeden Preis ist passé, Stabilisierung hat Vorrang. Für Investoren ist das ein notwendiges, wenn auch schmerzhaftes Signal.
Aktie bleibt ein Sanierungsfall
An der Börse bleibt die Lage angespannt. Die BayWa-Aktie notiert nur noch im niedrigen einstelligen Euro-Bereich und spiegelt das tiefe Misstrauen des Marktes wider. Der Verkauf von Cefetra verschafft Luft, löst aber nicht alle Probleme. Weitere Schritte dürften folgen müssen, um die Bilanz dauerhaft zu stabilisieren.
Der Deal zeigt jedoch, dass BayWa handlungsfähig ist und aktiv an der Entschuldung arbeitet. Ob das reicht, um das Vertrauen der Kapitalmärkte zurückzugewinnen, wird sich erst zeigen. Klar ist nur: Ohne harte Einschnitte wäre der Weg zurück kaum möglich.


