27. Dezember, 2025

Unternehmen

BayWa verkauft Cefetra und verschafft sich dringend Luft

Der Befreiungsschlag kommt spät, aber er kommt. Die angeschlagene BayWa trennt sich von ihrer niederländischen Tochter Cefetra. Mit dem Verkauf will der Münchner Mischkonzern seine Bankverbindlichkeiten um mehr als 600 Millionen Euro senken.

BayWa verkauft Cefetra und verschafft sich dringend Luft
BayWa trennt sich von der niederländischen Tochter Cefetra und reduziert ihre Bankverbindlichkeiten deutlich.

Der Deal steht noch unter Vorbehalt. Unter anderem müssen italienische Behörden der Transaktion zustimmen. Dennoch gilt der Verkauf als unter Dach und Fach. Ein früherer Anlauf im Herbst war noch gescheitert, nun scheint die Lösung gefunden.

Schuldenabbau wird zur Überlebensfrage

BayWa kämpft seit dem Sommer 2024 mit massiven finanziellen Problemen. Auslöser war weniger ein Einbruch im operativen Geschäft als vielmehr die Zinswende. Auf Bankkredite von rund 5,4 Milliarden Euro lasteten plötzlich deutlich höhere Zinszahlungen. Die Finanzierungskosten fraßen sich durch die Ergebnisrechnung und zwangen den Konzern zu einem radikalen Kurswechsel.

Der Verkauf von Cefetra ist Teil dieser neuen Strategie. Mit dem aktuellen Abschluss und weiteren geplanten Verkäufen im laufenden Jahr will BayWa ihre Bankverbindlichkeiten insgesamt um rund 1,3 Milliarden Euro reduzieren. Das ist kein kosmetischer Schritt, sondern eine notwendige Entlastung, um wieder handlungsfähig zu werden.

Große Interactive Brokers Aktienanalyse: Wo Profis ihr… | AlleAktien
Wenn du als Investor über die großen Plattform-Unternehmen der Finanzwelt nachdenkst, taucht ein Name erstaunlich selten auf, obwohl er hinter den…

Cefetra war nie Kerngeschäft

Cefetra ist ein etablierter Händler von Agrarrohstoffen, insbesondere für die Futtermittelindustrie. Zudem ist die Gruppe im internationalen Getreidehandel aktiv. Operativ gilt das Geschäft als solide, strategisch passte es jedoch nur begrenzt in den Kern der BayWa.

Der wichtigste Geschäftszweig des Konzerns bleibt der Agrarhandel mit direktem Bezug zu Landwirten. In der Krise wird diese Fokussierung nun konsequent durchgezogen. Randaktivitäten und kapitalintensive Beteiligungen stehen auf dem Prüfstand.

Verkauf signalisiert neuen Realismus

Der Abschied von Cefetra ist auch ein Eingeständnis. BayWa hatte sich über Jahre hinweg breit aufgestellt, international expandiert und dabei hohe Fremdfinanzierung in Kauf genommen. Dieses Modell funktioniert in einer Welt dauerhaft höherer Zinsen nicht mehr.

Dass der Konzern nun bereit ist, substanzielle Töchter zu verkaufen, zeigt einen neuen Realismus im Management. Wachstum um jeden Preis ist passé, Stabilisierung hat Vorrang. Für Investoren ist das ein notwendiges, wenn auch schmerzhaftes Signal.

Aktie bleibt ein Sanierungsfall

An der Börse bleibt die Lage angespannt. Die BayWa-Aktie notiert nur noch im niedrigen einstelligen Euro-Bereich und spiegelt das tiefe Misstrauen des Marktes wider. Der Verkauf von Cefetra verschafft Luft, löst aber nicht alle Probleme. Weitere Schritte dürften folgen müssen, um die Bilanz dauerhaft zu stabilisieren.

Der Deal zeigt jedoch, dass BayWa handlungsfähig ist und aktiv an der Entschuldung arbeitet. Ob das reicht, um das Vertrauen der Kapitalmärkte zurückzugewinnen, wird sich erst zeigen. Klar ist nur: Ohne harte Einschnitte wäre der Weg zurück kaum möglich.

Vonovia-Aktie: Ein Vorstand greift zu – und der Markt schaut genau hin
Ein interner Aktientausch, eine Dividendenrendite über fünf Prozent und ein Kurs nahe dem Jahrestief. Bei Vonovia verdichten sich Signale, die Anleger nicht ignorieren.