31. Dezember, 2025

Märkte

Bankenlandschaft schrumpft weiter: Fusionen drücken Zahl der Regionalbanken

Erstmals gibt es in Deutschland weniger als 1000 Sparkassen und Volksbanken. Fusionen, Rettungsfälle und struktureller Druck verändern die Bankenlandschaft tiefgreifend.

Bankenlandschaft schrumpft weiter: Fusionen drücken Zahl der Regionalbanken
Erstmals gibt es in Deutschland weniger als 1000 Sparkassen und Volksbanken. Fusionen und struktureller Druck treiben die Konsolidierung.

Die Zahl ist unscheinbar, ihre Bedeutung enorm. Mit dem Jahresende 2025 fällt die Anzahl der Sparkassen und Genossenschaftsbanken in Deutschland erstmals unter die Marke von 1000. Was nach Statistik klingt, markiert eine strukturelle Zäsur im deutschen Bankensystem.

Noch 2011 existierten rund 1100 Institute, 1990 waren es etwa 3500, 1970 sogar mehr als 7800. Der Rückgang ist kein neues Phänomen, doch er erreicht nun eine symbolische Schwelle. 2025 verschwanden durch Fusionen und Übernahmen 34 eigenständige Geldhäuser vom Markt. Allein bei den Genossenschaftsbanken sank die Zahl auf 645 Institute, bei den Sparkassen auf 342.

Der Prozess verläuft leise, aber unumkehrbar.

Konsolidierung bleibt der Normalzustand

Die Dynamik im Jahr 2025 wirkt auf den ersten Blick moderat. 23 Fusionen bei den Genossenschaftsbanken, sechs bei den Sparkassen. Branchenvertreter sprechen von Normalmaß. Tatsächlich liegt die typische jährliche Fusionszahl seit Jahren zwischen 30 und 40.

Doch hinter der scheinbaren Routine hat sich die Qualität der Zusammenschlüsse verändert. Es geht nicht mehr primär um strategische Ergänzungen, sondern zunehmend um Stabilisierung, Risikobegrenzung und Systemschutz.

Besonders sichtbar wird das bei jenen Instituten, die zuvor durch Sicherungssysteme aufgefangen werden mussten. So übernahm die Volksbank Mittelhessen die Raiffeisenbank im Hochtaunus, die sich mit Immobilienkrediten verhoben hatte. Die Volksbank Dortmund-Nordwest ging in der Dortmunder Volksbank auf, die Raiffeisenbank Bad Schussenried-Aulendorf fusionierte nach Garantien mit der VR Bank Donau-Oberschwaben.

Das gemeinsame Sicherungssystem der Genossenschaftsbanken funktioniert. Doch es hat seinen Preis.

Milliardenrisiken bei kleinen Häusern

Besonders alarmierend ist ein Befund, der in der öffentlichen Debatte lange unterging. Vier vergleichsweise kleine Genossenschaftsbanken verursachten seit Anfang 2024 Risiken von rund 1,3 Milliarden Euro. Ihre gemeinsame Bilanzsumme lag unter sieben Milliarden Euro.

Das Missverhältnis zeigt, wie schnell lokale Fehlentscheidungen systemische Dimensionen annehmen können. Zwar fallen die tatsächlichen Verluste meist geringer aus als die Garantiesummen. Dennoch wächst der Druck auf das Sicherungssystem und damit indirekt auf alle Mitgliedsinstitute.

Der Effekt ist doppelt. Zum einen steigt die Sensibilität der Aufsicht, zum anderen sinkt die Bereitschaft, schwächere Häuser dauerhaft allein weiterzuführen. Fusionen werden damit zum Instrument der Vorsorge.

Gewinne kaschieren strukturelle Probleme

Paradox erscheint, dass der Fusionsdruck nicht stärker ausfällt, obwohl die Zahl der Institute seit Jahren sinkt. Der Grund liegt in den Erträgen. Die Genossenschaftsbanken erzielten 2023 einen Rekordgewinn und knüpften 2024 daran an. Auch viele Sparkassen profitierten vom Zinsumfeld.

Diese Gewinne wirken wie ein Beruhigungsmittel. Sie verzögern Entscheidungen, ersetzen sie aber nicht. Denn die strukturellen Herausforderungen bleiben bestehen, unabhängig von kurzfristiger Ertragslage.

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Zwei Faktoren stechen heraus: Demografie und Regulierung.

Der Arbeitsmarkt wird zum Engpass

Bis 2032 erreicht rund ein Viertel der heutigen Beschäftigten bei Volksbanken und Sparkassen das gesetzliche Rentenalter. Das entspricht etwa 30.000 Mitarbeitern. Der Fachkräftemangel trifft die Regionalbanken damit zeitverzögert, aber mit voller Wucht.

Kleinere Institute geraten dabei besonders unter Druck. Sie können Spezialisten für IT, Regulierung, Risiko oder Compliance schwerer gewinnen und halten. Vertretungsregelungen sind komplizierter, Know-how konzentriert sich auf wenige Köpfe.

Größere fusionierte Häuser haben hier klare Vorteile. Sie bieten attraktivere Karrierepfade, mehr Spezialisierung und größere organisatorische Resilienz. Für viele Vorstände wird der Arbeitsmarkt damit zum entscheidenden Argument für Zusammenschlüsse.

Regulierung wirkt wie ein Beschleuniger

Parallel steigt der aufsichtsrechtliche Aufwand. Meldepflichten, Kapitalanforderungen, IT-Sicherheit, Nachhaltigkeitsvorgaben und Verbraucherschutz wachsen stetig. Formal gelten sie für alle Institute gleichermaßen. Faktisch belasten sie kleine Häuser überproportional.

Jede neue Regel bindet Ressourcen, erzeugt Fixkosten und erhöht die Komplexität. Skaleneffekte werden damit zur Überlebensfrage. Beratungsgesellschaften beobachten, dass fusionierte Institute schneller auf neue Anforderungen reagieren und mittelfristig kosteneffizienter arbeiten.

Der regulatorische Druck wirkt nicht abrupt, sondern konstant. Genau deshalb ist er so wirkungsvoll.

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Sparkassen und Volksbanken nähern sich strukturell an

Historisch unterschieden sich Sparkassen und Genossenschaftsbanken deutlich in Trägerschaft, Kultur und Geschäftsmodell. In der Konsolidierung ähneln sich ihre Herausforderungen zunehmend.

Auch bei den Sparkassen ist die Zahl der Institute seit Jahrzehnten rückläufig. 1970 existierten noch über 830 Sparkassen, heute sind es 342. Fusionen werden offiziell als lokale Entscheidungen dargestellt, faktisch sind sie eine Antwort auf dieselben Kräfte wie im Genossenschaftssektor.

Der Unterschied liegt weniger im Warum als im Wie. Sparkassen sind öffentlich-rechtlich verfasst, Volksbanken privat organisiert. Der ökonomische Druck wirkt jedoch identisch.

Eine neue Normalität entsteht

Dass es künftig weiter weniger Regionalbanken geben wird, gilt als ausgemacht. Offen ist nur das Tempo. Branchenvertreter rechnen nicht mit einem sprunghaften Anstieg der Fusionen, sondern mit einem stetigen Abschmelzen.

Die Marke von 1000 Instituten ist dabei kein Endpunkt, sondern ein Zwischenstand. Die deutsche Bankenlandschaft wird übersichtlicher, größer, professioneller – und zugleich weiter entfernt von ihrer kleinteiligen Tradition.

Für Kunden bleibt vieles gleich. Filialen verschwinden schrittweise, Namen ändern sich, Kontonummern bleiben. Für das System jedoch verschiebt sich etwas Grundlegendes. Regionalität bleibt ein Versprechen, aber sie wird künftig von immer weniger, dafür größeren Häusern getragen.

Die Zeitenwende kommt nicht mit einem Knall. Sie kommt mit einer Statistik.

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