08. Dezember, 2025

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Baidu stellt Weichen für Kunlunxin – und verschärft den chinesischen Wettlauf um KI-Chips

Der geplante Börsengang der Baidu-Tochter Kunlunxin könnte Chinas Halbleiterindustrie ein neues Momentum geben – wenn die Behörden zustimmen.

Baidu stellt Weichen für Kunlunxin – und verschärft den chinesischen Wettlauf um KI-Chips
Baidu prüft ein IPO seiner KI-Chip-Tochter Kunlunxin und verschärft den Wettbewerb um chinesische Halbleiter.

Chinas Technologiekonzerne nutzen das IPO-Fenster

Baidu hat die Spekulationen beendet und bestätigt: Der Konzern prüft die Abspaltung und Börsennotierung seiner Chip-Tochter Kunlunxin. Ein Schritt, der weit über finanzielle Optimierung hinausgeht. Peking drängt seit Jahren auf technologische Unabhängigkeit im Bereich hochentwickelter KI-Halbleiter, und Kunlunxin gehört zu den Projekten, die dieses Ziel aus eigener Kraft vorantreiben sollen.

Der Zeitpunkt passt. Die Nachfrage nach chinesischen Chip-Aktien ist hoch, trotz geopolitischer Risiken. Unternehmen wie Moore Threads haben jüngst Rekordbewertungen gesehen. Kunlunxin könnte diese Welle nutzen – sofern die politisch unverzichtbare Genehmigung aus Peking erfolgt. Baidu betont, ein Börsengang sei noch nicht garantiert, aber die Vorbereitung ist offenkundig in vollem Gang.

Kunlunxin entwickelt sich vom internen Baidu-Projekt zum strategischen Schwergewicht

Die Ursprünge von Kunlunxin liegen mehr als ein Jahrzehnt zurück. 2012 als interne Chip-Entwicklungseinheit gegründet, arbeitete das Team zunächst ausschließlich für Baidu-eigene KI-Modelle. Inzwischen operiert das Unternehmen eigenständig und beliefert staatliche Rechenzentren sowie Ministerien.

Das Flaggschiffprodukt, der P800-Chip, markiert bislang den technologischen Höhepunkt der Firma. Doch die Pipeline ist bereits weitergedacht: Anfang 2026 soll der Inferenz-Chip M100 kommen, gefolgt vom M300 ein Jahr später, der Training und Inferenz zugleich beherrscht. Für chinesische Kunden, die wegen US-Sanktionen zunehmend eingeschränkten Zugang zu Nvidia-Hardware haben, entsteht damit eine seltene Alternative – und ein strategisches Druckmittel im anhaltenden Technologiekonflikt.

Baidu hält weiterhin die Mehrheit an Kunlunxin. Ein Börsengang würde zwar Kapital und Sichtbarkeit bringen, aber die Verbindung zu Baidu bliebe eng. Strategisch entscheidend wäre die Aufwertung: Von der internen Technologieeinheit zur börsennotierten Säule der chinesischen KI-Infrastruktur.

Die Bewertung hängt an geopolitischen Erwartungen

Medienberichten zufolge lag die jüngste Bewertung von Kunlunxin bei rund 21 Milliarden Yuan. Diese Zahl spiegelt weniger die heutigen Umsätze wider – 3,5 Milliarden Yuan werden für dieses Jahr erwartet, erstmals mit Gewinn – als die Hoffnung auf nationale Skaleneffekte.

Chinas Regierung setzt massiv auf lokale Chipalternativen. Unternehmen, die sich als tragfähige Ersatzlieferanten positionieren, erhalten Finanzierung, Aufträge und regulatorische Unterstützung. Kunlunxin steht damit in einem Umfeld, in dem wirtschaftliche Chancen und politische Prioritäten kaum zu trennen sind.

Ein IPO in Hongkong passt in dieses Bild. Die Börse bleibt für chinesische Tech-Unternehmen ein Tor zu internationalem Kapital, auch wenn der politische Einfluss Pekings dort stärker geworden ist. Gleichzeitig bietet Hongkong den Vorteil, im geopolitischen Spannungsfeld weniger exponiert zu sein als US-Märkte.

Chinas Chipbranche beschleunigt die Kapitalaufnahme

Kunlunxin reiht sich in eine wachsende Liste chinesischer Chipunternehmen ein, die Zugang zu Kapital suchen, um ihre Fertigung, Software-Stacks und Forschungsprogramme zu erweitern. Moore Threads zeigte eindrucksvoll, wie viel Liquidität derzeit im Markt steckt. Auch MetaX und Biren Technology bereiten ihre IPOs vor – ein Signal dafür, dass die Branche trotz US-Sanktionen in eine Wachstumsphase eintritt, die durch Kapitalmärkte gestützt wird.

Für Investoren entsteht damit ein paradoxes Umfeld: Hoher politischer Einfluss erhöht das Risiko, steigende technologische Reife erhöht das Potenzial. IPOs wie der von Kunlunxin werden zu Tests, wie viel Risiko international und nationaler Kapitalmarkt bereit sind zu tragen, um an Chinas KI-Dynamik teilzuhaben.

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Der strategische Konflikt treibt die technologische Geschwindigkeit

Der Wettstreit zwischen China und den USA um KI-Chips hat sich zuletzt weiter zugespitzt. Washington verschärft kontinuierlich die Exportregeln, um Nvidia-Hardware der neuesten Generation aus China herauszuhalten. Peking antwortet mit gezielten Förderprogrammen, bevorzugten Aufträgen und einem Markt, der einheimische Produkte zunehmend vorzieht.

Kunlunxin steht genau an dieser Schnittstelle. Ein Börsengang würde nicht nur Kapital schaffen, sondern auch eine politische Botschaft senden: China baut seine KI-Halbleiterkompetenz mit eigenständigen Strukturen aus – und tut dies öffentlich, sichtbar und trotz geopolitischer Widerstände.

Das IPO wird zum Gradmesser chinesischer Chipambitionen

Ob Kunlunxin tatsächlich an die Börse geht, entscheidet weniger der Markt als die Politik. Doch das Signal der Vorbereitung zeigt, wie ernst Baidu und Peking die Positionierung des Unternehmens nehmen. Kunlunxin steht für Chinas Anspruch, im KI-Zeitalter nicht nur Anwendungen, sondern auch die zugrunde liegende Hardware zu kontrollieren.

Wenn der Antrag in Hongkong eingereicht wird, wird er zum Prüfstein: für Baidus Strategie, für die Belastbarkeit chinesischer KI-Chipmodelle – und für die Frage, wie viel Spielraum die Politik in diesem zentralen Technologiefeld zulässt.

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