21. Mai, 2025

Börse

Aufstieg mit Delle: Coinbase stolpert trotz S&P 500-Aufnahme

Ermittlungen, Datenklau, Kurssturz: Wie neue Altlasten den gefeierten Krypto-Konzern ausbremsen.

Aufstieg mit Delle: Coinbase stolpert trotz S&P 500-Aufnahme
Coinbase unter Druck – Die Aktie des Krypto-Börsenbetreibers verlor am Donnerstag mehr als 7 %, nachdem sowohl eine SEC-Ermittlung als auch ein schwerwiegender Hackerangriff bekannt wurden.

Noch vergangene Woche galt Coinbase als der große Gewinner der Krypto-Renaissance an der Wall Street. Die Aufnahme in den S&P 500 schien ein Meilenstein, der das Unternehmen aus dem Schatten regulatorischer Unsicherheit befreien könnte.

Quelle: Eulerpool

Doch der steile Aufstieg bekam jäh Kratzer. Die Aktie des US-Kryptobörsenbetreibers verlor am Donnerstag 7,2 Prozent. Der Grund: gleich zwei Altlasten, die nun erneut an die Oberfläche dringen.

Verifizierte Nutzer oder schöngefärbte Statistik?

Die US-Börsenaufsicht SEC untersucht laut "New York Times", ob Coinbase in der Vergangenheit seine Nutzerzahlen bewusst geschönt hat. Konkret geht es um die Angabe von "verifizierten Nutzern", die in Werbematerialien mit über 100 Millionen angegeben wurden.

Interne Definitionen sollen dabei auch Accounts umfasst haben, die lediglich eine Telefonnummer oder E-Mail-Adresse hinterlegt hatten. Für Investoren ist diese Metrik heute weitgehend bedeutungslos – damals diente sie jedoch der Außenwirkung in Wachstumspräsentationen.

Coinbase-Chefjustiziar Paul Grewal wiegelt ab: Die Zahlen seien transparent offengelegt worden, eine vorsätzliche Irreführung habe es nicht gegeben. Gleichwohl ist die SEC bekannt dafür, in Fragen der Anlegerkommunikation äußerst strikt zu sein.

Dass die Untersuchung unter der Biden-Regierung begann, nun aber unter einer republikanischen SEC-Führung weiterläuft, zeigt: Die Behörde nimmt es ernst.

Hacker fordern 20 Millionen Dollar

Zusätzlich unter Druck geraten ist Coinbase durch einen schweren Cyberangriff. Hacker haben offenbar Kundendaten entwendet und fordern nun 20 Millionen US-Dollar Lösegeld.

Der potenzielle Gesamtschaden könnte nach Schätzungen des Unternehmens bis zu 400 Millionen Dollar betragen. Zwar versichert Coinbase, dass keine Wallets kompromittiert wurden – der Imageschaden aber ist real.

Coinbase war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel von Hackergruppen. Neu ist die Höhe der Forderung und die Geschwindigkeit, mit der der Angriff publik wurde. Besonders brisant: Der Vorfall ereignete sich ausgerechnet kurz nach der offiziellen Aufnahme in den S&P 500 – und wirft Fragen zur internen Sicherheitsstruktur auf.

Armstrongs Vision, Realitätstest voraus

CEO Brian Armstrong hatte noch in der Vorwoche ambitioniert das Ziel ausgegeben, Coinbase zur "führenden globalen Finanz-App" zu machen. Die Aufnahme in den S&P 500 war dafür ein symbolischer Ritterschlag.

och der aktuelle Doppelschlag aus SEC-Ermittlung und Cyberattacke zeigt: Der Weg dahin ist alles andere als frei.

Nicht nur steht die Glaubwürdigkeit auf dem Spiel, auch die wirtschaftliche Substanz dürfte leiden. Experten wie die Analysten von Bernstein Research verweisen darauf, dass regulatorische Altlasten gerade in Bullenphasen gerne unterschätzt würden. Coinbase sei solide aufgestellt, aber anfällig für Reputationsrisiken.

Der Fall zeigt exemplarisch, wie volatil der institutionelle Weg der Kryptoindustrie noch immer ist. Die Börse belohnt Visionen – aber sie straft Transparenzdefizite und Sicherheitslücken genauso schnell ab.

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