Rückkehr zu alten Einkommensdimensionen
Andreas Dombret kennt das obere Ende der Gehaltsskala. Der frühere Investmentbanker verbrachte mehr als zwei Jahrzehnte bei internationalen Finanzhäusern wie J.P. Morgan und der Bank of America, bevor er 2013 in den Vorstand der Bundesbank wechselte. Dort war er unter anderem für Bankenaufsicht, Finanzstabilität und Märkte zuständig.
Nach seinem Ausscheiden aus der Bundesbank hat Dombret nun wieder eine Position übernommen, die nicht nur Einfluss, sondern auch erhebliche finanzielle Vorteile mit sich bringt. Als neuer Aufsichtsratsvorsitzender der Berliner Digitalbank N26 fällt sein Vergütungspaket ungewöhnlich großzügig aus.
Doppelrolle mit zusätzlichem Beraterhonorar
Unüblich ist vor allem die Struktur der Bezahlung. Dombret erhält nicht nur die regulären Bezüge als Aufsichtsratschef, sondern zusätzlich ein gesondertes Honorar für Beratungsleistungen. Diese Konstruktion hebt ihn deutlich von klassischen Kontrollgremien in Deutschland ab, wo Aufsichtsratstätigkeiten meist klar von operativen oder beratenden Rollen getrennt sind.
Insgesamt summieren sich die Zahlungen auf ein Niveau, das sonst eher bei Vorstandsvorsitzenden großer Dax-Konzerne anzutreffen ist. Branchenkenner sehen darin ein Signal, wie wichtig N26 die regulatorische und strategische Erfahrung Dombrets ist – insbesondere im Umgang mit Aufsicht und Politik.
Signal an Investoren und Aufseher
Für N26 ist die Personalie strategisch bedeutsam. Die Digitalbank stand in den vergangenen Jahren wiederholt unter besonderer Beobachtung der Finanzaufsicht. Mit einem ehemaligen Bundesbank-Vorstand an der Spitze des Aufsichtsrats will das Unternehmen Vertrauen bei Regulatoren, Investoren und Partnern zurückgewinnen.
Das üppige Vergütungspaket wird intern damit gerechtfertigt, dass Dombret nicht nur kontrolliert, sondern aktiv an der strategischen Neuausrichtung und der Stärkung der Governance-Strukturen mitwirkt.
Auch der neue CEO dürfte gut verdienen
Parallel zur Neubesetzung an der Spitze des Aufsichtsrats bereitet N26 einen Führungswechsel im operativen Geschäft vor. Im April soll ein neuer CEO antreten. Branchenkreise gehen davon aus, dass auch dessen Vergütung deutlich oberhalb dessen liegen wird, was bei deutschen Fintechs bislang üblich war.
Damit setzt N26 klar auf erfahrenes Spitzenpersonal – und ist bereit, dafür tief in die Tasche zu greifen. Das Vergütungsniveau nähert sich damit zunehmend klassischen Großbanken an.
Wandel vom Fintech zur regulierten Bank
Die Personal- und Vergütungsentscheidungen unterstreichen den strategischen Wandel von N26. Was einst als schlankes Fintech startete, entwickelt sich immer stärker zu einer voll regulierten Digitalbank mit entsprechenden Governance-Strukturen – und entsprechenden Kosten.
Ob die hohen Vergütungen langfristig durch nachhaltiges Wachstum und stabile Gewinne gerechtfertigt werden können, bleibt eine der zentralen Fragen für Investoren und Beobachter.

