Die kürzlich veröffentlichten Arbeitsmarktdaten aus den Vereinigten Staaten zeichnen ein zunächst optimistisch erscheinendes Bild der wirtschaftlichen Lage: Im Mai wurden insgesamt 139.000 neue Stellen geschaffen, womit die Prognosen von 125.000 deutlich übertroffen wurden. Doch trotz dieser scheinbar positiven Entwicklung bleibt Samuel Tombs, Chefvolkswirt von Pantheon Macroeconomics, verhalten. Die bereits in der Vergangenheit vorgenommenen Korrekturen der Arbeitsmarktzahlen werfen einen Schatten auf die optimistische Darstellung, da beispielsweise die Anzahl der im März gemeldeten neu geschaffenen Arbeitsplätze von ursprünglich 224.000 auf lediglich 120.000 reduziert wurde.
Tombs äußert die Erwartung, dass auch die für Mai veröffentlichten Zahlen im Rahmen zukünftiger Korrekturen erneut nach unten angepasst werden könnten, möglicherweise auf etwa 100.000. Dieser Skepsis liegt eine systematische Abweichung zwischen anfänglichen und Drittabschätzungen zugrunde, die seit Jahresbeginn im Durchschnitt bei etwa 30.000 liegt. Eine bedeutende Ursache für die häufigen Anpassungen könnte die verzögerte Berichterstattung seitens kleinerer Unternehmen sein, welche durch hohe Zinssätze und Zolltarife besonders belastet werden.
Insbesondere die Wirtschaftszweige Einzelhandel, Großhandel sowie Transport und Logistik sehen sich durch diesen Trend herausgefordert und könnten bis Jahresende einen Rückgang der Beschäftigungszahlen um bis zu 50.000 verzeichnen. Des Weiteren hat der NFIB-Hiring-Intentions-Index, ein entscheidender Indikator für das Beschäftigungswachstum, kürzlich seinen niedrigsten Wert seit Mai 2020 erreicht. Umfragen seitens regionaler Fed-Verbände stützen die Annahmen eines allgemeinen Rückgangs in allen Wirtschaftsbereichen jenseits des Gesundheits- und Bildungssektors.
Auch der öffentliche Sektor könnte von einem Stellenabbau betroffen sein, da Bundesangestellte, die freiwillig einen Aufhebungsvertrag eingehen, von den Gehaltslisten gestrichen werden. Im Jahr 2023 wurden im Staatsdienst bereits 59.000 Arbeitsstellen abgebaut, allein im Mai sank die Zahl um 22.000. In Anbetracht dieser Entwicklungen prognostiziert Tombs, dass die Arbeitslosenquote bis Dezember auf 4,8 Prozent ansteigen könnte.
Während die Federal Reserve zurzeit bei der Festlegung von Zinssenkungen eine abwartende Haltung einnimmt, scheint sie vorrangig den Fokus auf die Bekämpfung der Inflation zu legen. Nach Einschätzung von Tombs ist es jedoch notwendig, die Zinssätze bis September zu senken, um die wirtschaftliche Belastung der Unternehmen zu reduzieren und dem drohenden Höhepunkt der Inflation entgegenzuwirken.