31. Dezember, 2025

Wirtschaft

Arbeitslosigkeit kostet den Staat 76,6 Milliarden Euro

76,6 Milliarden Euro kostete Erwerbslosigkeit den Staat 2024. Das Bürgergeld ist der größte Einzelposten – und die Trendwende nicht in Sicht.

Arbeitslosigkeit kostet den Staat 76,6 Milliarden Euro
Die Kosten der Arbeitslosigkeit steigen stark. 2024 belasteten Bürgergeld und Transfers den Staat mit 76,6 Milliarden Euro.

Die Rechnung ist eindeutig – und politisch brisant. Arbeitslosigkeit hat den deutschen Staat im Jahr 2024 rund 76,6 Milliarden Euro gekostet. So viel wie seit fast zehn Jahren nicht mehr. Der Anstieg fällt deutlich aus: plus 12,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hinter der Zahl steht kein statistischer Ausreißer, sondern eine strukturelle Verschiebung im Arbeitsmarkt und im Sozialstaat.

Das geht aus neuen Berechnungen des Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hervor. Die Forscher sehen für 2025 keine Entlastung – im Gegenteil.

Mehr Arbeitslose und höhere Leistungen treiben die Kosten

Der Kostenanstieg hat zwei klare Treiber. Erstens steigt die Zahl der Arbeitslosen wieder spürbar. Zweitens sind die Sozialleistungen teurer geworden, vor allem durch höhere Regelsätze in der Grundsicherung. Selbst die für 2025 beschlossene Nullrunde beim Bürgergeld ändert daran wenig.

Nach Berechnungen des IAB entsprachen die fiskalischen Kosten der Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr 1,77 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Eingerechnet sind dabei nicht nur direkte Leistungen, sondern auch entgangene Steuern und Sozialbeiträge.

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Arbeitslosigkeit wirkt damit doppelt: Sie belastet die Ausgabenseite und reißt zugleich Löcher in die Einnahmen.

Transfers dominieren das Kostenbild

Den größten Teil der Rechnung machen direkte Zahlungen aus. Rund 47 Milliarden Euro entfielen 2024 auf Transferleistungen an Empfänger von Arbeitslosengeld und Bürgergeld, inklusive der vom Staat übernommenen Sozialversicherungsbeiträge. Das entspricht etwa 61 Prozent der Gesamtkosten.

Hinzu kommen Mindereinnahmen bei Steuern und Sozialabgaben in Höhe von 29,6 Milliarden Euro. Diese Größenordnung zeigt, wie stark der Staat von einer hohen Erwerbsbeteiligung abhängt – und wie teuer ein schwacher Arbeitsmarkt wird.

Das Bürgergeld ist der größte Einzelposten

Besonders ins Gewicht fällt das Bürgergeld. Mit 25,1 Milliarden Euro entfiel mehr als ein Drittel der gesamten Arbeitslosigkeitskosten auf diese Leistung und begleitende Ausgaben wie Unterkunft und Heizung. Damit ist das Bürgergeld der mit Abstand größte Einzelblock.

Die Belastung verteilt sich auf mehrere Ebenen. Rund 32 Prozent der Kosten trägt der Bund, 27 Prozent entfallen auf die Bundesagentur für Arbeit, weitere 14 Prozent auf die Rentenversicherung. Länder und Kommunen sind über Wohn- und Heizkosten zusätzlich betroffen.

Die Rücklagen sind aufgebraucht

Besonders angespannt ist die Lage bei der Bundesagentur für Arbeit. Ihre Rücklagen sind nach Angaben des IAB durch den seit mehr als drei Jahren anhaltenden wirtschaftlichen Abschwung weitgehend aufgebraucht. Für 2025 rechnen die Fachleute mit einem Defizit von 5,2 Milliarden Euro.

Um künftig ohne Bundesdarlehen auszukommen, bräuchte die Bundesagentur eine Rücklage von mindestens 0,65 Prozent des BIP. Das entspräche aktuell rund 29 Milliarden Euro. Von diesem Polster ist die Behörde weit entfernt.

Strukturelles Problem statt konjunktureller Delle

Die Zahlen verweisen auf ein tieferliegendes Problem. In vielen Regionen kommt der Aufschwung nicht an, die Arbeitslosenquote bleibt hoch. Gleichzeitig steigt der finanzielle Anspruch des Sozialstaats, während die Beitragsbasis schrumpft.

Arbeitslosigkeit ist damit längst kein kurzfristiger Konjunktureffekt mehr, sondern ein dauerhafter Kostenfaktor für die öffentlichen Haushalte. Je länger der Arbeitsmarkt schwach bleibt, desto größer wird der politische Druck: auf Beiträge, auf Steuern – oder auf Reformen.

Die 76,6 Milliarden Euro sind deshalb mehr als eine Statistik. Sie markieren eine Schwelle, ab der sich die Frage zuspitzt, wie belastbar der Sozialstaat in einer Phase schwachen Wachstums noch ist.

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