Apple beschleunigt die Formel 1 – und die Börse gleich mit

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Apple beschleunigt die Formel 1 – und die Börse gleich mit

Der US-Technologieriese steigt offiziell in den Motorsport ein. Ab 2026 überträgt Apple die Formel 1 in den Vereinigten Staaten – exklusiv auf Apple TV. Was für Fans nach Unterhaltung klingt, könnte den globalen Rennzirkus und den Tech-Konzern selbst fundamental verändern.

Ein Milliarden-Deal mit Signalwirkung

Was Netflix mit Drive to Survive begann, will Apple nun vollenden: die Formel 1 zu einem globalen Streaming-Magneten machen. Der Konzern aus Cupertino hat sich für rund 150 Millionen Dollar pro Saison die exklusiven Übertragungsrechte in den USA gesichert – zunächst für fünf Jahre.

Für Apple-Kunden bedeutet das: keine Zusatzgebühren, ausgewählte Rennen sogar frei empfangbar über die Apple-App. Für die Formel 1 bedeutet es den vielleicht wichtigsten Deal ihrer jüngeren Geschichte. Denn in den USA war die Königsklasse des Motorsports bislang nur Nische – zwischen Football, Baseball und NASCAR.

„Das wird ein riesiger Schub, nicht nur in den USA, sondern weltweit“, sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Auch Red-Bull-Teammanager Laurent Mekkies sieht enormes Potenzial: „Die Reichweite von Apple ist gigantisch.“

Quelle: Eulerpool

Vom Boxenstopp zum Blockbuster

Dass Apple es mit der Formel 1 ernst meint, zeigte der Konzern bereits in diesem Jahr mit dem Kinofilm F1 – The Movie. Die Produktion mit Brad Pitt in der Hauptrolle und Lewis Hamilton als Berater wurde ein internationaler Kassenschlager – rund 630 Millionen US-Dollar spielte der Film ein. Gedreht wurde an realen Rennwochenenden, mit echten Boliden und Teams im Hintergrund.

Für viele war der Film mehr als ein PR-Stunt – er war ein Testlauf. Apple bewies, dass es Motorsport nicht nur filmen, sondern inszenieren kann. Jetzt folgt der nächste Schritt: ein eigenes Formel-1-Erlebnis, zugeschnitten auf die Apple-Welt.

„Technologie ist das Herzstück des Motorsports – und genau das liegt in unserer DNA“, erklärte Eddy Cue, der bei Apple die Medien- und Dienste-Sparte leitet. „Die Formel 1 ist der Inbegriff von Innovation. Wir wollen sie so präsentieren, dass jeder das Gefühl hat, Teil davon zu sein.“

Der Showeffekt: Wenn Silicon Valley die Startaufstellung übernimmt

Apple bringt alles mit, was die Formel 1 braucht: Reichweite, Technologie und Markenmacht. Mit über 2 Milliarden aktiven Geräten weltweit ist der Konzern längst zu einem eigenen Medienimperium geworden.

In der Kombination aus Datenanalyse, immersivem Streaming und Lifestyle-Branding könnte die Formel 1 so zum ersten globalen „Tech-Sportevent“ werden. Live-Daten, Fahrer-Telemetry, exklusive Kamera-Perspektiven – alles verknüpft mit Apples hauseigenem Ökosystem.

Das Kalkül ist klar: Je mehr Zeit Nutzer auf Apple TV verbringen, desto stärker wachsen Dienste-Umsätze und Werbeerträge. Für Apple, dessen Hardware-Verkäufe zuletzt stagnierten, ist der Einstieg in Sportübertragungen längst kein Experiment mehr, sondern Teil einer strategischen Neuaufstellung.

Für die Formel 1: Der riskante Schritt in die amerikanische Zukunft

Für den Motorsport selbst ist der Apple-Deal Fluch und Segen zugleich. Einerseits erhält die Formel 1 Zugang zu einem Publikum, das bislang kaum existierte – die Generation Streaming. Andererseits wächst die Abhängigkeit von einem einzigen Tech-Partner, der die Erzählweise, Vermarktung und Präsentation maßgeblich kontrollieren wird.

Apple diktiert Tempo, Design und Plattform – und könnte langfristig Standards setzen, die den Sport stärker in Richtung Entertainment verschieben. Schon jetzt wird hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, dass das neue Übertragungsformat mehr „Show“ und weniger „Sport“ werden könnte.

Doch für Formel-1-Chef Stefano Domenicali überwiegt die Chance: „Wir öffnen uns neuen Zielgruppen. Das ist die Zukunft unseres Sports.“

An den Märkten: Euphorie trifft Skepsis

Die Börse reagierte prompt: Die Apple-Aktie legte nach Bekanntgabe des Deals um fast vier Prozent zu. Analysten loben den Schritt als strategisch klug, um den Streaming-Dienst Apple TV+ profitabler zu machen.

Doch nicht alle sind überzeugt. Einige Investoren sehen in der massiven Ausweitung der Medienrechte ein riskantes Spiel mit unklarem ROI. Die Konkurrenz durch Amazon, Netflix und Disney bleibt gewaltig – und der Markt für Sportrechte ist überhitzt.

Gleichzeitig profitiert auch die Formel 1-Holding Liberty Media: Ihr Kurs stieg kurzfristig um knapp zwei Prozent. Anleger werten den Einstieg von Apple als Bestätigung, dass die Formel 1 in der digitalen Welt angekommen ist.

Mehr als ein Medien-Experiment

Die Formel 1 war in den USA lange Randerscheinung. Doch Apple hat das Talent, Trends zu setzen, wo andere nur reagieren. Wenn alles gelingt, könnte der Deal zum Gamechanger werden – nicht nur für den Sport, sondern für die Art, wie wir ihn erleben.

Denn während Motoren aufheulen und Boliden mit 300 km/h über den Asphalt jagen, läuft im Hintergrund längst ein anderes Rennen: das um Daten, Aufmerksamkeit und die Zukunft des digitalen Entertainments.

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