Zölle als Bumerang
Donald Trumps Wirtschaftspolitik wirkt wie ein Spagat, der kaum zu halten ist: Mit massiven Importzöllen sollen ausländische Anbieter verdrängt werden, während zugleich steigende Staatsausgaben den Konsum in den USA anheizen. Was widersprüchlich klingt, führt zwangsläufig zu höheren Preisen.
Laut Yale University kosten die Zölle den durchschnittlichen Haushalt 2.000 Dollar pro Jahr. Damit sind sie nichts anderes als eine versteckte Konsumsteuer – politisch populär, ökonomisch brandgefährlich.
Fiskalische Expansion ohne Basis
Gleichzeitig prescht Washington mit voller Kraft in die Verschuldung. Das Steuerpaket „Big Beautiful Bill“ droht die Staatsverschuldung binnen zehn Jahren um drei Billionen Dollar zu erhöhen.
Schon heute liegt die Schuldenquote bei 120 Prozent des BIP. Die Zinslast übersteigt inzwischen eine Billion Dollar jährlich – mehr, als die USA für Verteidigung ausgeben. Doch statt Zukunftsprojekte zu finanzieren, versickert das Geld in Steuergeschenken und laufendem Konsum.
Ein doppeltes Defizit, das selbst Amerika belastet
So entsteht das, was Ökonomen als „Twin Deficit“ bezeichnen: ein gleichzeitiges Haushalts- und Leistungsbilanzdefizit. Die USA importieren mehr, als sie exportieren, und geben mehr aus, als sie einnehmen.

Die Finanzierungslücke schließen internationale Investoren. Doch deren Geduld hat Grenzen. Dass zehnjährige US-Staatsanleihen inzwischen hohe Renditen abwerfen, während der Dollar schwächelt, zeigt: Das Vertrauen beginnt zu bröckeln.
Das Ende der Sonderrolle?
Bisher war Amerikas Modell stabil, weil der Dollar als Weltleitwährung gilt. Rund 90 Prozent aller Devisengeschäfte laufen über ihn, US-Staatsanleihen gelten als sicherer Hafen.
Doch diese Sonderstellung ist kein Naturgesetz. Wenn Washington Protektionismus predigt und gleichzeitig von ausländischem Kapital lebt, entsteht ein gefährlicher Widerspruch. Sollte ein Risikoaufschlag auf US-Schulden kommen, würde das nicht nur die USA treffen, sondern das gesamte globale Finanzsystem.
Systemische Gefahr für die Weltmärkte
Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 60 Billionen Dollar an den Börsen und 40 Prozent Anteil an den weltweiten Anleihemärkten sind die USA der Eckpfeiler der Finanzwelt.
Doch selbst ein Eckpfeiler kann ins Wanken geraten. Das Zwillingsdefizit macht deutlich: Wirtschaftliche Schwerkraft ersetzt keine politische Vernunft. Wer Handelskriege anzettelt und zugleich Rekordschulden anhäuft, unterminiert die eigene Glaubwürdigkeit – und genau diese Glaubwürdigkeit ist im Weltfinanzsystem die letzte harte Währung.
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