Amazon überrascht mit einer Großbestellung: 5.000 elektrische Lieferwagen von Mercedes-Benz sollen künftig Pakete durch fünf europäische Länder kutschieren. Mehr als die Hälfte der Flotte wird Deutschland bedienen, der Rest verteilt sich auf Österreich, Frankreich, Italien und Großbritannien.
Die Fahrzeuge sollen mehr als 200 Millionen Pakete jährlich ausliefern – ein klares Bekenntnis zum grünen Logistik-Image. Für Mercedes ist der Auftrag der bislang größte für E-Nutzfahrzeuge und unterstreicht die starke Position im europäischen Elektromarkt.
Grünes Image, große Verantwortung
Amazon setzt mit dieser Bestellung auf Nachhaltigkeit, um das selbst gesteckte Ziel der CO2-Neutralität bis 2040 zu erreichen. Mercedes-Benz, das sich seit 2020 an der „Climate Pledge“-Initiative beteiligt, sieht sich als Vorreiter im Wandel hin zu emissionsfreier Mobilität.
Doch kritische Stimmen mahnen: Wie sauber sind die Batterien wirklich? Welche Umweltbelastungen entstehen durch die Rohstoffgewinnung und die Stromversorgung der Flotte?
Die Elektro-Vans fahren zwar lokal emissionsfrei, aber der ökologische Fußabdruck hängt stark von der Herkunft des eingesetzten Stroms und der Lieferkette ab.

Aktien im Aufwind – ein Zeichen für Investoren?
Die Finanzmärkte reagieren positiv: Die Mercedes-Aktie legte am Dienstag auf XETRA zeitweise um knapp 2 Prozent zu und erreichte 49,43 Euro. Die Amazon-Aktie gewann im NASDAQ-Handel ebenfalls rund 1,8 Prozent und notierte bei 212,22 US-Dollar.
Investoren feiern das Engagement in Elektromobilität als wichtigen Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit. Dennoch bleiben Fragen offen, wie belastbar das Geschäftsmodell mit Blick auf volatile Rohstoffmärkte und regulatorische Herausforderungen ist.
Widersprüche im Hintergrund
Während Amazon und Mercedes auf Elektromobilität setzen, fallen politische Signale in den USA konträr aus: Unter der Führung von Donald Trump hatten viele US-Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsprogramme und Diversitätsinitiativen zurückgefahren.
Auch der Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen steht im Widerspruch zu den grünen Ambitionen großer Konzerne wie Amazon. Die europäische Strategie der CO2-Reduktion steht damit in scharfem Kontrast zu einer globalen Realität, in der politische Rahmenbedingungen stark schwanken.
Ein Signal an die Branche – aber kein Freibrief
Die Großbestellung ist ein klares Statement, das Signalwirkung für die gesamte Logistikbranche hat. Der Schritt hin zu elektrischen Lieferfahrzeugen ist unumkehrbar und wird in den kommenden Jahren wohl immer mehr Konkurrenzdruck erzeugen.
Doch weder Mercedes noch Amazon können sich auf den Lorbeeren ausruhen. Die Herausforderungen reichen von der Batterietechnologie über die Infrastruktur bis hin zur nachhaltigen Gewinnung von Rohstoffen. Letztlich entscheidet sich hier, wie glaubwürdig das grüne Versprechen der Industrie wirklich ist.
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