22. Oktober, 2025

Amazon im Ausnahmezustand – Serverpanne legt Teile des Internets lahm

Eine Störung bei Amazon Web Services (AWS) sorgt weltweit für Ausfälle bei großen Plattformen. Von Alexa bis Perplexity – das halbe Netz steht still. Und die Panne zeigt erneut, wie abhängig die digitale Welt vom Cloud-Giganten ist.

Amazon im Ausnahmezustand – Serverpanne legt Teile des Internets lahm
Zentralisierte Abhängigkeit: Ein Ausfall in der AWS-Region US-EAST-1 kann weltweit Unternehmen lahmlegen – von Start-ups bis Großkonzernen.

Wenn Amazon hustet, bekommt das Internet Fieber

Es war ein Montagmorgen, der vielen Tech-Managern den Kaffee verdarb: Amazon Web Services (AWS), die Cloud-Tochter des E-Commerce-Giganten, kämpfte mit massiven technischen Problemen. Die Folge: Störungen bei Online-Diensten rund um den Globus.

Von Alexa über Prime Video bis hin zu Slack, Zoom, Snapchat und der Kryptobörse Coinbase – ein Großteil der digitalen Welt kam zeitweise zum Erliegen. Selbst die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) meldete, ihre Nachrichtenauslieferung sei „derzeit gestört“.

Amazon selbst bestätigte in einer kurzen Statusmeldung „erhöhte Fehlerraten und Latenzen“ in der Region US-EAST-1 – jener Serverzone, über die ein erheblicher Teil des weltweiten Internetverkehrs läuft. Eine Region also, die sich keine Ausfälle leisten kann.

Die stille Macht im Hintergrund

Für Außenstehende wirkt AWS oft wie ein technisches Detail. Doch in Wahrheit ist die Cloud-Sparte das Rückgrat des modernen Internets – und für Amazon der lukrativste Geschäftsbereich.
Rund ein Drittel des weltweiten Cloud-Marktes läuft über AWS. Das Unternehmen hostet nicht nur hauseigene Dienste wie Alexa oder Prime, sondern auch unzählige Anwendungen anderer Firmen: von Start-ups über Banken bis zu Nachrichtendiensten.

Wenn diese Infrastruktur stockt, gerät das gesamte digitale Ökosystem ins Wanken. „Die Cloud ist heute das Rückgrat der Wirtschaft – und AWS ihr zentraler Nervenknoten“, sagt ein IT-Analyst aus Frankfurt. „Solche Vorfälle zeigen, wie riskant diese Abhängigkeit geworden ist.“

Kettenreaktion im globalen Netz

Wie stark diese Abhängigkeit ist, zeigte die Reaktion der Techwelt. Das KI-Unternehmen Perplexity – ein aufstrebender Konkurrent von ChatGPT – meldete: „Unser Dienst ist derzeit nicht verfügbar. Ursache ist ein Problem bei AWS.“
Auch Venmo, der Zahlungsdienst von PayPal, und die Gaming-Plattform Fortnite waren betroffen. Nutzer berichteten auf X (vormals Twitter) von Fehlermeldungen, Timeouts und Serverabstürzen.

Der Vorfall löste in sozialen Medien eine Welle von Beschwerden aus – aber auch eine ernste Diskussion: Darf ein einziger Konzern so viele kritische Dienste gleichzeitig betreiben?

Monopol mit System

Amazon Web Services ist längst mehr als ein IT-Dienstleister – es ist ein digitaler Infrastrukturriese, der die Datenströme von Millionen Unternehmen kontrolliert. Der Umsatz lag zuletzt bei über 100 Milliarden US-Dollar jährlich, Tendenz steigend.
Doch je größer AWS wird, desto größer wird auch das Risiko. Schon 2021 hatte ein stundenlanger Ausfall weite Teile des Internets lahmgelegt. Nun wiederholt sich das Szenario – trotz Milliardeninvestitionen in Ausfallsicherheit und Backup-Systeme.

„Amazon hat das Internet skalierbar gemacht“, sagt ein Branchenkenner aus Hongkong, „aber auch anfälliger für systemische Schocks.“

Ein Lehrstück über digitale Abhängigkeit

Die Störung von Montag ist weniger ein technischer Zwischenfall als ein Symptom eines strukturellen Problems. Immer mehr Unternehmen verlagern ihre komplette Infrastruktur in die Cloud – aus Effizienzgründen, aber oft auch aus Bequemlichkeit.

Doch das Vertrauen in einen Anbieter birgt Gefahren. Fällt AWS aus, sind tausende Unternehmen plötzlich offline – ohne Plan B. Ein Szenario, das längst nicht nur Start-ups betrifft, sondern auch Finanzdienstleister, Behörden und Medienhäuser.

Amazons Schweigen – und die offene Frage

Wie es zu der Störung kam, bleibt unklar. Eine offizielle Erklärung gab Amazon zunächst nicht ab. Gegen Mittag beruhigte sich die Lage allmählich, viele Dienste liefen wieder. Doch die Lehre bleibt: Ein globaler Internetkonzern ist nur so stabil wie seine Serverfarm.

Für Investoren ist das ein Warnsignal. AWS gilt als Amazons größter Gewinnbringer – und als Herzstück der digitalen Welt. Doch wenn dieses Herz stolpert, steht die Branche still.
Oder wie ein Nutzer auf X sarkastisch kommentierte:

„Das Internet hat heute Pause – Amazon muss kurz rebooten.“
US-Shutdown: Politisches Theater, stabile Börsen
Wieder einmal steht Washington still – Behörden sind geschlossen, Beamte unbezahlt, der politische Schlagabtausch läuft auf Hochtouren. Doch die Wall Street reagiert gelassen. Die Geschichte zeigt: Government Shutdowns sorgen für Drama in den Nachrichten, nicht an den Märkten.