tlassungen auf Knopfdruck
Dienstagmorgen, kurz nach acht. Bei Amazon laufen tausende Mails gleichzeitig raus – kein Update, keine Benachrichtigung über neue Prime-Vorteile, sondern Kündigungen. Nach Informationen mehrerer US-Medien will der Konzern bis zu 30.000 Verwaltungsstellen abbauen. Betroffen sind vor allem die Personalabteilung, die Geräte- und Dienstleistungssparte sowie Teile des operativen Geschäfts.
Damit verliert fast jeder zehnte Mitarbeiter in der Verwaltung seinen Job. Insgesamt beschäftigt Amazon rund 1,55 Millionen Menschen. Es wäre der größte Stellenabbau seit Ende 2022 – damals hatte Konzernchef Andy Jassy bereits zehntausende Jobs gestrichen.
Der Preis der Pandemie
Während der Corona-Jahre hatte Amazon eingestellt, als gäbe es kein Morgen. Millionen neue Kunden, Rekordumsätze – und ebenso rekordverdächtige Neueinstellungen. Jetzt zeigt sich, dass der Konzern zu groß geworden ist. Die Bürokratie blähte sich auf, die Strukturen wurden träge.
Jassy will den Rückwärtsgang einlegen. Sein Ziel: weniger Verwaltung, flachere Hierarchien, geringere Kosten. Offiziell heißt das „Effizienzsteigerung“. Tatsächlich aber korrigiert Amazon damit schlicht die eigene Überdehnung.
KI frisst Jobs
Ein weiterer Grund: Künstliche Intelligenz. Schon im Sommer hatte Jassy angekündigt, dass Amazons neue KI-Systeme Routineaufgaben übernehmen würden – besonders im Personalwesen und in der Logistik. Nun folgt die Konsequenz. Wenn Software Urlaubsanträge prüft, Bewerbungen filtert und Schichten plant, braucht man weniger Menschen.
Für die betroffenen Mitarbeiter ist das bitter. Besonders in der Personalabteilung sollen laut Fortune rund 15 Prozent der Stellen gestrichen werden.

Schulung fürs Entlassen
Wie professionell Amazon seine Entlassungen plant, zeigt ein Detail: Am Montag wurden die Manager der betroffenen Abteilungen eigens darin geschult, wie sie den Mitarbeitern die Nachricht beibringen sollen. Einen Tag später folgen dann die E-Mails. Kein persönliches Gespräch, kein Anruf – eine automatisierte Nachricht im Posteingang.
An der Börse kam das gut an. Die Aktie stieg am Montag um 1,2 Prozent. Für Anleger ist das ein Signal: Der Konzern spart.
Vom Wachstumswunder zur Rationalisierung
Amazon steht mit diesem Schritt nicht allein. Auch Google, Meta und Microsoft haben zuletzt zehntausende Stellen gestrichen. Die Euphorie der Tech-Jahre ist vorbei – an ihre Stelle tritt Kostenkontrolle.
Für Amazon markiert der Schritt einen Wendepunkt. Der Konzern, der einst unaufhaltsam wuchs, verschlankt sich nun selbst. Und zeigt, dass selbst die größten Digitalriesen irgendwann an ihre Grenzen stoßen.


