10. Oktober, 2025

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Amazon baut sich ein Imperium aus Stahl und Strom

Virginia erlebt den größten Rechenzentrumsboom seiner Geschichte – und Amazon steht im Mittelpunkt.

Amazon baut sich ein Imperium aus Stahl und Strom
Hier rauschen die Daten der Welt: Rund 70 % des globalen Internetverkehrs laufen Schätzungen zufolge durch „Data Center Alley“. Die Region ist längst das neue Machtzentrum der digitalen Infrastruktur – mit all ihren Risiken.

In Virginia wird gebaut, als gäbe es kein Morgen. 54 neue Rechenzentren wurden allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres genehmigt – mehr als jemals zuvor. Fast die Hälfte davon entsteht für Amazon Web Services (AWS), den Cloud-Arm des Tech-Giganten.

Was in den Vororten rund um Ashburn wächst, ist kein gewöhnlicher Industriezweig. Es ist die stille Infrastruktur der digitalen Welt – gigantische Hallen, in denen Datenströme rauschen statt Maschinen.

Der neue industrielle Motor

Virginia ist das Herz des globalen Internetverkehrs. Rund 70 Prozent der weltweiten Daten laufen Schätzungen zufolge durch die Server dort. Der Bundesstaat erlebt damit eine industrielle Transformation, die mit der Eisenbahn- oder Öl-Ära vergleichbar ist – nur leiser.

Laut Business Insider stieg die Zahl der geplanten Anlagen 2025 um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit seinen 28 neuen Rechenzentren bringt Amazon seine US-Gesamtzahl auf über 200 Standorte.

Strom statt Stille: Virginias Rechenzentren verbrauchen bereits rund 25 % der gesamten Elektrizität des Bundesstaats – Tendenz steigend. Die neuen Bauprojekte könnten den Energiebedarf auf das Niveau ganzer US-Bundesstaaten treiben.

Energiehunger und Wachstumsschmerz

Ein Hyperscale-Rechenzentrum verschlingt mehr als 40 Megawatt Strom – genug, um eine Kleinstadt zu betreiben. In Virginia verbrauchen Rechenzentren inzwischen ein Viertel des gesamten Stroms.
Wenn alle geplanten Projekte ans Netz gehen, könnte der Energiebedarf dem eines ganzen Bundesstaats wie Minnesota entsprechen.

Die Folge: steigende Netzbelastung, wachsende Umweltkonflikte, politischer Druck. Gemeinden profitieren von Steuereinnahmen – aber auch vom Unmut ihrer Bürger.

as neue Machtzentrum der Cloud

Was in Virginia passiert, steht stellvertretend für eine globale Entwicklung. Amazon, Google, Microsoft und Meta investieren Milliarden in Rechenzentren für künstliche Intelligenz. Laut Bank of America Institute erreichte der US-weite Bauwert im Juni ein Rekordniveau von 40 Milliarden Dollar.

Der Wettlauf um Rechenleistung wird damit zum entscheidenden Wirtschaftsfaktor. Wer die Server kontrolliert, kontrolliert die Zukunft der digitalen Wirtschaft.

Fazit

Virginia ist längst mehr als ein Standort – es ist ein Symbol. Für Fortschritt, Überforderung, und den Preis einer Wirtschaft, die aus Daten Energie zieht.
Amazon baut keine Fabriken, sondern das Rückgrat der digitalen Welt.
Und die Frage bleibt: Wie viel Strom darf die Zukunft kosten?

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