03. Juli, 2025

Märkte

Allianz uneinholbar – das sind Europas 5 größte Versicherer

Ein Blick auf das aktuelle Ranking der Versicherungsriesen zeigt: Die deutschen Konzerne behaupten sich eindrucksvoll. Doch nicht jeder konnte zulegen – und ausgerechnet eine britische Überraschung mischt das Feld auf.

Allianz uneinholbar – das sind Europas 5 größte Versicherer
Marktführer mit Abstand: Die Allianz dominiert den europäischen Versicherungsmarkt mit 97,7 Milliarden Euro Versicherungsumsatz – das ist fast doppelt so viel wie der Drittplatzierte Zurich.

Der europäische Versicherungsmarkt wächst – aber nicht alle wachsen mit

Die europäischen Versicherer haben 2024 ein starkes Jahr hinter sich. Trotz geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheit legten die 15 größten Versicherungskonzerne ihren Umsatz auf über 504 Milliarden Euro zu – ein Plus von 7,6 Prozent.

Das ist nicht selbstverständlich in einer Branche, die von langfristigen Verträgen, komplexen Kapitalanforderungen und zunehmendem Margendruck geprägt ist.

Treiber der Entwicklung waren vor allem die gestiegenen Zinsen, die fondsgebundene Lebens- und Rentenversicherungen wieder attraktiver machten. Besonders dynamisch war das Wachstum in der Schaden- und Unfallversicherung: Hier kletterten die Erträge um satte 8,9 Prozent.

Im Lebensgeschäft fiel der Zuwachs mit 6,1 Prozent zwar etwas geringer aus – blieb aber deutlich im Plus.

Allianz bleibt Europas Platzhirsch

Die klare Nummer eins kommt nach wie vor aus Deutschland: Die Allianz verteidigt mit einem Versicherungsumsatz von 97,7 Milliarden Euro ihre Führungsrolle im europäischen Markt souverän.

Quelle: Eulerpool

Der Vorsprung auf den zweitplatzierten französischen Konzern Axa beträgt über 11 Milliarden Euro – eine Dimension, die auf Jahre hinaus schwer einzuholen sein dürfte.

Quelle: Eulerpool

Mit einem Marktanteil von 19,4 Prozent vereint die Allianz damit allein fast ein Fünftel aller Versicherungsumsätze der 15 größten europäischen Player auf sich.

Selbst wenn man berücksichtigt, dass der IFRS-17-Umsatz durch die Herausrechnung von Sparanteilen geringer ausfällt als frühere Bruttobeiträge, ist diese Dominanz bemerkenswert.

Axa, Zurich, Generali – dichtes Rennen im Mittelfeld

Hinter dem Münchener Branchenprimus geht es deutlich enger zu. Die französische Axa konnte ihren Umsatz um 6,4 Prozent steigern und kommt auf 86,1 Milliarden Euro.


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Dicht dahinter: die Zurich Insurance Group mit Sitz in der Schweiz, die um sechs Prozent auf 55 Milliarden zulegte. Auf Platz vier folgt die italienische Generali mit 54,1 Milliarden Euro – ein Plus von 9,4 Prozent.

Diese drei Konzerne liefern sich ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen, wobei Zurich derzeit leicht vorn liegt. Entscheidend wird sein, wer sich in einem sich wandelnden Zins- und Kapitalmarktumfeld am flexibelsten positionieren kann.

Talanx überholt mit Tempo

Die Überraschung des Rankings ist aber ein deutsches Unternehmen, das im Schatten der Allianz steht – zumindest öffentlich: Die Talanx-Gruppe aus Hannover, Muttergesellschaft von HDI, legte um starke 11,4 Prozent zu und erreicht nun einen Versicherungsumsatz von 48,2 Milliarden Euro. Damit verteidigt sie Platz fünf und rückt näher an die europäische Spitze heran.

Der Erfolg kommt nicht von ungefähr: Talanx profitiert vom internationalen Geschäft, insbesondere über den Rückversicherer Hannover Rück, und hat sich in den vergangenen Jahren konsequent vom Nischenanbieter zur globalen Größe entwickelt. Der Marktanteil liegt inzwischen bei 9,5 Prozent – Tendenz steigend.

Ergo stabil, R+V mit Rückschlag

Neben Allianz und Talanx schafften es noch zwei weitere deutsche Gesellschaften in die Top 15. Ergo, die zum Münchener Rück-Konzern gehört, behauptete sich mit einem Umsatz von 20,8 Milliarden Euro auf Rang acht – solide, aber ohne große Dynamik.

Anders sieht es bei der R+V Versicherung aus. Sie ist der einzige Versicherer im gesamten Ranking, der einen Rückgang hinnehmen musste: minus 1,2 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro.

Der Platzverlust dürfte intern genau analysiert werden, zumal der Rückstand auf die internationale Konkurrenz wächst. R+V bleibt zwar ein Schwergewicht im genossenschaftlichen Sektor – doch im europäischen Vergleich zeigt sich: Die Marktverhältnisse verschieben sich.

Britische und österreichische Unternehmen holen auf

Erwähnenswert ist der Blick auf den unteren Teil des Rankings: Die britischen Versicherer Bupa und Legal & General konnten sich mit zweistelligen Wachstumsraten jeweils um einen Platz verbessern. Auch die Vienna Insurance Group aus Österreich legte zu und rückte im Ranking nach vorn.

Diese Aufsteiger profitieren von einem soliden Heimatmarkt, gezielten internationalen Zukäufen und einem klaren Fokus auf Margen statt Masse. Gerade Bupa, das sich stark im Bereich Gesundheitsversicherung positioniert, hat von der anhaltenden Nachfrage nach privaten Absicherungen profitiert.

Marktkonzentration bleibt hoch – aber die Dynamik nimmt zu

Trotz aller Bewegung bleibt die Marktkonzentration hoch. Die fünf größten Konzerne vereinen über zwei Drittel der gesamten Erträge der Top 15 auf sich – 67,6 Prozent, um genau zu sein. Für kleinere Anbieter wird es daher immer schwieriger, sich gegen diese Machtblöcke zu behaupten.

Gleichzeitig zeigt das Ranking: Wer wachsen will, muss in den richtigen Segmenten investieren – und darf den technologischen Wandel nicht verschlafen. Die Zeiten der behäbigen Verwaltung von Altbeständen sind vorbei.

Solide Branche, aber kein Selbstläufer

Die europäischen Versicherer haben 2024 bewiesen, dass sie mit Inflation, Marktrisiken und Zinswende umgehen können. Doch der Druck auf die Geschäftsmodelle bleibt – nicht nur wegen Regulierungen und Kapitalanforderungen, sondern auch wegen der steigenden Kundenerwartungen an digitale Produkte und schnelle Services.

Wer heute an der Spitze steht, muss sich diese Position jedes Jahr neu verdienen. Die Allianz macht das vor. Andere werden folgen müssen.

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