Turbulenzen in Toulouse
Der Mai markiert für Airbus eine kritische Wende im Rennen gegen die Zeit.

Der weltweit größte Flugzeugbauer, der sich angesichts eines ambitionierten Jahresziels von 800 Flugzeugauslieferungen bereits unter enormem Druck befand, musste im letzten Monat einen merklichen Rückgang in der Produktionsrate hinnehmen.
Mit lediglich 53 ausgelieferten Jets, im Vergleich zu mehr als 60 in den vorangegangenen Monaten März und April, zeichnet sich eine möglicherweise kritische Entwicklung für den europäischen Luftfahrtgiganten ab.
Reaktionen des Marktes
Diese Entwicklung ging nicht spurlos an der Börse vorbei. Die Aktie von Airbus rutschte bis zum frühen Nachmittag um zweieinhalb Prozent auf 149,68 Euro ab und zählte damit zu den deutlichen Verlierern im DAX.
Trotz eines leichten Gewinns von knapp sieben Prozent seit Jahresbeginn sind Investoren und Analysten gleichermaßen alarmiert.
Analysen und Prognosen
Victor Allard von Goldman Sachs und Christophe Menard von der Deutschen Bank, beides renommierte Branchenexperten, betrachten die neuesten Zahlen mit Sorge. Die Diskussion dreht sich um die Frage, ob die aktuellen Herausforderungen saisonaler oder struktureller Natur sind.
Die nächsten Monate werden als entscheidend für die Beantwortung dieser Frage und damit für die Zukunft von Airbus angesehen.
Ursachenforschung und Ausblick
Die Herausforderungen für Airbus sind vielfältig. Neben den üblichen zyklischen Schwankungen, die zu Beginn des Jahres geringere Fertigstellungen bedingen, kämpft das Unternehmen mit anhaltenden Engpässen in der Lieferkette.

Zulieferer von Triebwerken bis zu Sitzherstellern können mit der starken Nachfrage nicht Schritt halten, eine direkte Folge der globalen Disruptionen, die die Corona-Pandemie ausgelöst hat.
Guillaume Faury, der CEO von Airbus, äußerte sich hierzu auf der Luftfahrtmesse ILA in Berlin pessimistisch und rechnet mit anhaltenden Problemen für weitere zwei bis drei Jahre.
Konkurrenzkampf und Chancen
Währenddessen profitiert Airbus von den anhaltenden Krisen seines amerikanischen Konkurrenten Boeing. Die beliebten Mittelstreckenjets der A320neo-Familie sind besonders gefragt, da Boeing mit der Produktion seines Konkurrenzmodells 737 Max hinterherhinkt.

Trotz der starken Auftragslage und einer vollen Auftragsbücher mit über 8600 bestellten Passagier- und Frachtjets ist der Weg für Airbus steinig.
Blick nach vorne
Für Airbus bleibt die Aufgabe, die Produktionsraten zu steigern und das Vertrauen der Stakeholder zu festigen, eine Herausforderung von enormer Tragweite.
Die Ambition, die Produktion der A320neo-Familie bis 2026 auf 75 Stück monatlich zu steigern, erscheint unter den gegebenen Umständen als ein ambitioniertes Unterfangen. Der Ausgang dieses Wettlaufs gegen die Zeit wird nicht nur für Airbus, sondern auch für die gesamte Luftfahrtindustrie von