Ein Flug, der nie richtig abhob
Es war der Linienflug AI171 von Ahmedabad nach London-Gatwick. Doch der Dreamliner der Air India kam kaum in die Luft. Nur wenige Minuten nach dem Start stürzte die Maschine in ein nahegelegenes Universitätsgelände. 241 Menschen an Bord starben. Nur ein Passagier auf Sitz 11A überlebte das Inferno.
Die ersten Bilder zeigen das Ausmaß: Das Heck der Boeing 787 ragt aus einem eingestürzten Gebäude, verkohlte Trümmer liegen über mehrere Straßen verstreut. Flammen und dichte Rauchwolken erschwerten den Einsatz der Rettungskräfte, die stundenlang Leichen bargen.
Der Start: Auffällige Abweichungen schon am Boden
Laut Flugdaten startete die Maschine um 13:38 Uhr Ortszeit. Doch bereits beim Startlauf fiel auf: Die Piloten nutzten nur die zweite Hälfte der Startbahn – ein ungewöhnliches Vorgehen für eine vollbetankte Langstreckenmaschine bei 37 Grad Außentemperatur.
Die aufgezeichnete Abhebegeschwindigkeit lag mit 174 Knoten zwar formal im grünen Bereich, doch blieb dem Dreamliner dadurch wenig Spielraum.
Die Flughöhe stieg nach dem Start auf lediglich 625 Fuß (rund 190 Meter), bevor die Maschine bereits wieder in den Sinkflug überging. Keine Kurve, kein Strömungsabriss, sondern ein kontrollierter, flacher Sinkflug – mit fatalem Ausgang.
Gatwick-bound plane crashes in India with 242 on board
— The Telegraph (@Telegraph) June 12, 2025
Follow the latest ⬇️https://t.co/P2crOfS2Ul pic.twitter.com/KGJkxDBpY5
Ein dramatischer Einschlag ins Wohngebiet
Die Boeing stürzte unmittelbar hinter dem Flughafen auf das Wohnheim einer Medizinhochschule. Zur Katastrophe in der Luft kamen Brände am Boden: Triebwerksteile durchschlugen die Wände der Mensa, in der sich zum Unglückszeitpunkt zahlreiche Studenten aufhielten.
Nach offiziellen Angaben starben mindestens 265 Menschen, darunter auch viele Bewohner des Gebäudes.
Die Opfer an Bord stammten mehrheitlich aus Indien, aber auch britische, portugiesische und kanadische Staatsbürger saßen in der Maschine.
Technik oder Mensch? Die möglichen Ursachen
Noch ist unklar, was zum Absturz führte. Sicher ist: Der Dreamliner war erst elf Jahre alt, gut gewartet und bislang als zuverlässiges Langstreckenflugzeug bekannt. Auffällig bleibt das ungewöhnliche Startmanöver mit verkürztem Rollweg.
Ein gravierender Pilotenfehler bei der Startberechnung gilt als Möglichkeit. Doch auch technische Ursachen rücken in den Fokus. Videos belegen, dass das Fahrwerk beim Aufprall noch ausgefahren war.
Das spricht dafür, dass die Piloten nie den entscheidenden Moment des „positive rate of climb“ – des stabilen Steigflugs – erreichten.
Beide Triebwerke liefen zwar, doch offenbar mit deutlich zu geringer Leistung. Die Geräusche deuten auf einen Leistungsverlust unmittelbar nach dem Abheben hin. Möglich wäre ein simultaner Ausfall beider Triebwerke oder eine Fehlfunktion der Steuerung, die das Schubniveau falsch regulierte.
Der Dreamliner: Ein bislang sicheres Muster
Für Boeing ist der Absturz besonders bitter. Es ist der erste Totalverlust eines Dreamliners seit der Indienststellung 2011. Die 787-8 gilt bislang als sicher, weltweit sind hunderte Maschinen dieses Typs im Einsatz.
Air India selbst hat seit Jahrzehnten einen soliden Sicherheitsruf. Seit einem Terroranschlag 1985 hatte die Fluglinie keinen tödlichen Absturz mehr. Erst 2022 privatisiert, gehört sie heute zur indischen Tata Group, die derzeit die Flotte umfassend modernisiert.
Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren
Noch fehlen die entscheidenden Auswertungen der Black Box. Erst die Auswertung der Flugdatenschreiber wird zeigen, ob es sich um einen gravierenden Bedienfehler, ein technisches Problem oder eine unglückliche Verkettung mehrerer Faktoren handelte.
Klar ist: Der ungewöhnliche Startlauf mit verkürzter Anrollstrecke, das niedrige Steigprofil und der plötzliche Leistungsverlust liefern den Ermittlern bereits jetzt einige Ansatzpunkte. Bis zur abschließenden Klärung dürften aber noch Wochen vergehen.
Ein Crash, der viele Fragen hinterlässt
Der Absturz von AI171 reiht sich ein in eine Serie schwerer Vorfälle in der internationalen Luftfahrt. Gerade Boeing steht erneut unter Beobachtung. Für die Familien der Opfer bleibt nur Trauer – und für die Ermittler die schwierige Suche nach den Ursachen dieser tragischen Katastrophe.
Das könnte Sie auch interessieren:
