Die Unzufriedenheit über den vorgeschlagenen Vergleich im Fall Capital One hält weiterhin an. Eine überparteiliche Koalition von 18 US-Bundesstaaten hat einen Bundesrichter aufgefordert, das mit dem Finanzinstitut getroffene Abkommen in Höhe von 425 Millionen US-Dollar gegenüber den Einlegern zu überarbeiten. Grund hierfür ist die anhaltende Besorgnis, dass Capital One weiterhin Kunden benachteiligt, indem es ihnen niedrigere Zinssätze bietet als neuen Kunden.
Die Initiative wird von der New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James angeführt. In ihrem Vorbringen vor dem Bundesgericht in Alexandria, Virginia, äußerten die Bundesstaaten ihre Kritik an dem Vergleich, der es der Bank ermögliche, ihr derzeitiges Geschäftsgebaren fortzusetzen. Richter David Novak hatte bereits im Juni eine vorläufige Genehmigung für den Vergleich erteilt. Das im Mai angekündigte Abkommen sieht Zahlungen in Höhe von insgesamt 425 Millionen US-Dollar an Kontoinhaber der 360-Savings-Konten vor. Diese Einleger erhielten lediglich Zinssätze von 0,3 Prozent, während neuere 360-Performance-Savings-Konten mit über 4 Prozent beworben werden.
Die Bundesstaaten bemängelten, dass die Einleger im Rahmen des Vergleichs lediglich 0,78 Prozent erhalten würden, was deutlich unter dem aktuellen Satz von 3,5 Prozent für Neukunden liegt. Sie argumentieren, dass dies der sechstgrößten Bank der USA Einsparungen von über 2,5 Milliarden US-Dollar verschaffe, während der durchschnittliche Einleger lediglich 54 US-Dollar erhalte, obwohl ihm 717 US-Dollar an Zinsen entgangen sind.
Ein weiterer Kritikpunkt der Bundesstaaten ist, dass der Vergleich keine Verhaltensänderung bei Capital One erzwinge. Dies lasse die grundlegenden strukturellen Probleme weiter bestehen, was das Vertrauen in das Finanzinstitut weiter unterminiere. Es wird erwartet, dass Richter Novak am 6. November über die endgültige Genehmigung des Vergleichs entscheidet.
Zu den Bundesstaaten, die Einspruch erhoben haben, zählen neben New York auch Arizona, Kalifornien, Colorado, Connecticut, Hawaii, Illinois, Louisiana, Maryland, Massachusetts, Michigan, Minnesota, Nevada, New Jersey, Ohio, Oregon, Rhode Island und Washington. Das U.S. Consumer Financial Protection Bureau hatte im Januar eine ähnliche Klage gegen Capital One eingereicht, allerdings einen Monat später fallen gelassen.