Ein Mann allein auf der Bühne
Der BRICS-Gipfel in Rio de Janeiro sollte ein Symbol globaler Neuordnung werden. Ein stärkeres Gegengewicht zum Westen, getragen von den führenden Schwellenländern.
Doch dem Gastgeber Lula da Silva blieben die Hauptakteure fern: Chinas Staatschef Xi Jinping, Russlands Präsident Wladimir Putin und Irans neuer Präsident sagten ihre Teilnahme ab.
Zurück blieb ein sichtlich isolierter Lula, dessen diplomatische Ambitionen derzeit schneller zerbröseln als die Strände von Copacabana.
Zwischen Milei und Moskau
Dass Lula – einst gefeierter Brückenbauer zwischen Nord und Süd – mittlerweile auf Distanz zu vielen westlichen Partnern gegangen ist, zeigt sich nicht nur im frostigen Umgang mit Argentiniens neoliberalen Präsidenten Javier Milei.
In Buenos Aires verweigerte Lula dem Gastgeber nahezu jede Geste der Wärme. Stattdessen besuchte er Mileis innenpolitische Erzfeindin, die wegen Korruption verurteilte Ex-Präsidentin Cristina Kirchner – eine Ohrfeige für den diplomatischen Anstand.
Außenpolitisches Vakuum
Nach dem Ukraine-Desaster hatte Lula noch versucht, sich als Vermittler zu positionieren. Doch seine Sympathie für Moskaus Position und seine halbherzige Verurteilung der Hamas-Angriffe auf Israel machten ihn für viele Staaten unwählbar.

Dass er Israel öffentlich Völkermord vorwarf, löschte den letzten Funken Glaubwürdigkeit als neutrale Stimme. Brasiliens Diplomatie wirkt inzwischen wie ein Schatten ihrer selbst.
Lulas grüner Lack blättert
Auch das Image als globaler Klimavorreiter hat Risse bekommen. Sojaexporte nach China boomen weiter, oft auf Flächen, die durch Regenwaldrodung gewonnen wurden.
Lula lässt im Mündungsgebiet des Amazonas nach Öl bohren und ignoriert nicht nur internationale Kritik, sondern auch die Proteste von Indigenen und Kirchenvertretern. Selbst für die COP30 in Belem blockiert seine Regierung kritische Themen.
Ein Tiefpunkt in der Heimat
Innenpolitisch verliert Lula rapide an Rückenwind. Seine Umfragewerte befinden sich im Sinkflug, das Parlament verweigert ihm zentrale Projekte. Die Regierung reagiert zunehmend nervös.
Den scharfen Verriss des britischen Magazins "The Economist" musste man in Brasilia öffentlich kontern: Lula sei weiterhin eine "moralische Autorität". Ein Satz, der klingt, als wolle man sich selbst überzeugen.
Rettungsanker Freihandel?
Ironie der Geschichte: Ausgerechnet der ungeliebte Milei könnte Lula helfen, wieder politischen Boden gutzumachen. Beide brauchen das EU-Mercosur-Abkommen. Beide wissen, dass ein Scheitern nur Verlierer kennt. Und so reichte es am Ende des Mercosur-Gipfels tatsächlich für eine Umarmung. Kurz, unbeholfen, aber symbolisch: Vielleicht die einzige gute Nachricht für Lula in dieser Woche.
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