Die Euphorie um künstliche Intelligenz ist für die UBS kein kurzfristiger Hype, sondern ein struktureller Trend. In ihrem Investmentausblick für 2026 positioniert sich die Schweizer Großbank eindeutig: Technologie und KI sollen die globalen Aktienmärkte weiter antreiben – mit spürbaren Folgen für Bewertungen, regionale Gewichtungen und die Portfoliostrategie von Anlegern.
KI ist kein Narrativ mehr, sondern Nachfrage
Der entscheidende Unterschied zu früheren Technologiezyklen liegt für die UBS in der messbaren Nutzung. Die Bank verweist auf Daten, die zeigen, wie schnell KI-Anwendungen in den Alltag großer Konzerne eingedrungen sind. Besonders eindrücklich ist der Blick auf Google: Die interne Token-Nutzung – ein Indikator für den Einsatz generativer KI – stieg innerhalb von fünf Monaten von 480 auf 1.300 Billionen Token. Über 18 Monate betrachtet entspricht das mehr als einer Verhundertfachung.
Für die UBS ist das ein Beleg dafür, dass KI nicht nur Investitionsbudgets bindet, sondern reale Produktivität erzeugt. Bemerkenswert sei zudem, dass die Margen der großen Technologiekonzerne trotz hoher Infrastrukturinvestitionen stabil bei rund 27 Prozent liegen. Die Kosten explodieren also nicht – ein zentraler Punkt für die Nachhaltigkeit des Booms.
OpenAI wird zum Gradmesser der Monetarisierung
Auch bei der Monetarisierung sieht die Bank Fortschritte. OpenAI, eines der sichtbarsten KI-Unternehmen, könnte nach Einschätzung seines Managements bereits 2027 einen wiederkehrenden Jahresumsatz von rund 100 Milliarden Dollar erzielen. Noch für 2025 werden etwa 13 Milliarden Dollar erwartet.
Für die UBS ist das relevant, weil es zeigt, dass sich KI-Modelle zunehmend in skalierbare Geschäftsmodelle übersetzen lassen. Die Technologiephase wandelt sich in eine Ertragsphase – ein Übergang, der historisch meist der entscheidende Treiber für länger anhaltende Börsenrallys ist.
Ambitionierte Kursziele für die USA
Entsprechend optimistisch fällt der Marktausblick aus. Für den S&P 500 erwartet die UBS bis Ende 2026 einen Stand von 7.700 Punkten – rund 15 Prozent über dem aktuellen Niveau. In einem optimistischen Szenario eines anhaltenden Technologiebooms hält die Bank sogar 8.400 Punkte für möglich.
Das wirtschaftliche Umfeld erscheint aus Sicht der Analysten tragfähig. Für die USA rechnet die UBS mit einem Wachstum von 1,7 Prozent, für die Eurozone mit 1,1 Prozent. Der asiatisch-pazifische Raum dürfte mit rund fünf Prozent deutlich schneller wachsen – ein weiterer Grund, regionale Schwerpunkte zu überdenken.
Technologie dominiert die Weltindizes
Die strukturelle Bedeutung von KI zeigt sich bereits in den Indizes. Der Technologiesektor macht inzwischen rund 28 Prozent des MSCI AC World aus. Damit ist er der mit Abstand wichtigste Einzelsektor im globalen Aktienmarkt.
Für Anleger bedeutet das zweierlei: Erstens sind viele Portfolios bereits stark von Technologie abhängig, oft ohne bewusste Entscheidung. Zweitens verstärkt jede weitere Rally die Konzentrationsrisiken – ein Punkt, den die UBS mit gezielter Diversifikation adressieren will.
China rückt wieder in den Fokus
Auffällig ist der positive Blick der UBS auf China. Der Technologiesektor des Landes zählt für die Bank zu den attraktivsten globalen Anlageregionen. Erwartet wird ein Gewinnwachstum von rund 37 Prozent im Jahr 2026 – bei zugleich vergleichsweise niedrigen Bewertungen.
Diese Einschätzung steht im Kontrast zur Zurückhaltung vieler westlicher Investoren. Die UBS argumentiert jedoch, dass hohe Liquidität, staatliche Unterstützung und die zunehmende Eigenständigkeit chinesischer Tech-Konzerne wieder Spielraum nach oben eröffnen.

Auch Japan und Europa profitieren
Neben China sieht die UBS Chancen in Japan und Europa. In Japan stützen steigende Unternehmensgewinne und eine weiterhin expansive Wirtschaftspolitik die Märkte. Europa wiederum profitiert aus Sicht der Bank von einer moderaten, aber stabilen Erholung.
Für den EURO STOXX 50 prognostiziert die UBS ein Gewinnwachstum je Aktie von rund sieben Prozent. Bevorzugt werden Industriewerte, Technologie und Versorger – Sektoren, die direkt oder indirekt von Investitionen in Digitalisierung und Energienetze profitieren.
Strukturtrends sollen das Portfolio prägen
Strategisch empfiehlt die UBS, bis zu 30 Prozent eines Aktienportfolios gezielt in langfristige Strukturthemen zu investieren. Neben KI zählen dazu Langlebigkeit sowie Energie und Ressourcen. Letzterer Bereich gewinnt an Bedeutung, weil KI-Rechenzentren den Strombedarf massiv erhöhen und Investitionen in Netze, Speicher und Erzeugung erzwingen.
Rohstoffe stuft die Bank deshalb auf „attraktiv“ hoch. Kupfer und Aluminium gelten als Profiteure der Elektrifizierung, Agrarrohstoffe als Absicherung gegen Angebotsrisiken. Gold sieht die UBS weiterhin als Stabilitätsanker – mit einem Kursziel von 4.300 Dollar je Unze im Basisszenario.

Der Ausblick ist klar, die Umsetzung anspruchsvoll
Mark Haefele, Chief Investment Officer von UBS Global Wealth Management, bringt die Strategie auf den Punkt: Anleger müssen dort investiert sein, wo Kapitalströme und strukturelle Veränderungen stattfinden. Das erfordert Anpassung – und die Bereitschaft, sich von alten Gewichtungen zu lösen.
Der UBS-Ausblick für 2026 ist damit weniger Prognose als Positionierung. Die Bank setzt darauf, dass KI nicht nur Märkte bewegt, sondern sie dauerhaft verändert. Wer daran teilhaben will, muss das Risiko der Konzentration akzeptieren – und es bewusst steuern.

