Einsteigen, umbauen, unsterblich werden
Als Warren Buffett 1965 in das damals kaum noch relevante Textilunternehmen Berkshire Hathaway einstieg, war das alles andere als eine Liebeserklärung an die Modebranche.
Der junge Investor aus Omaha nutzte eine Marktlücke: Die Firma war unterbewertet, der damalige Vorstand illoyal, und die Restrukturierung dringend nötig. Was als kurzfristige Sondersituation begann, wurde zur Jahrhundertwette auf sich selbst.
Buffett übernahm die Kontrolle zum Kurs von durchschnittlich 11,40 Dollar je Aktie – heute notiert die A-Aktie bei rund 640.000 Dollar, zuletzt sogar über 727.000 Dollar. Das ergibt eine Rendite von mehr als 5,5 Millionen Prozent – oder anders ausgedrückt: Aus 1 Dollar wurden über 55.000.
Kein passives Wunder, sondern aktives Genie
Berkshire Hathaway ist längst keine Textilfirma mehr. Das Unternehmen ist ein Konglomerat aus über 60 Tochterfirmen, darunter GEICO, BNSF Railway, Dairy Queen, Duracell, See’s Candies, große Beteiligungen an Apple, Coca-Cola, American Express und Moody’s – und seit einigen Jahren auch Wetten auf japanische Handelskonzerne und Energieriesen.
Doch der wahre Wert liegt nicht in der Liste, sondern im Prinzip: Buffett investiert nicht in Unternehmen, sondern in unternehmerische Qualität – und baut daraus ein gigantisches Netz, das Synergien nutzt und frei von externen Zwängen agiert. Berkshire zahlt keine Dividenden, hält Unmengen an Cash und kauft nur, was Buffett wirklich versteht.
Warum Berkshire kein Fonds ist – und genau das der Punkt ist
Viele versuchen, Berkshire mit Investmentfonds oder Holdings zu vergleichen. Doch Buffett leitet Berkshire wie ein Mischkonzern mit dezentrale geführten Tochtergesellschaften, der gleichzeitig wie ein Fonds Kapital allokiert.
Das macht ihn zum CEO, Fondsmanager und Investor in Personalunion. Anders als bei klassischen Fonds kann er operativ eingreifen – und tut das auch. Wenn eine Firma Probleme hat, wird nicht verkauft, sondern verbessert.
Das verlangt nicht nur Geduld, sondern eine Langfristperspektive, die kaum jemand durchhält: Buffett hält viele seiner Investments über Jahrzehnte – Coca-Cola seit 1988, American Express seit 1964.
Buffett als Marke, Berkshire als Mechanismus
Was Apple für Technik, ist Berkshire für Kapitalallokation: ein Markenversprechen. Buffett steht für Integrität, Geduld und einen fast altmodisch wirkenden Investmentstil.

Doch genau dieser Stil hat über 60 Jahre hinweg selbst die kühnsten Erwartungen übertroffen. Während der S&P 500 im Schnitt 10–11 % pro Jahr lieferte, erzielte Berkshire – über den langen Zeitraum – im Schnitt über 20 % jährlich.
Das bedeutet: Wer 1965 für 1.140 Dollar zehn A-Aktien gekauft hätte, hätte heute rund 6,4 Millionen Dollar – mit einer Aktie. Und das ganz ohne Tech-Hype oder Krypto-Blase.
Der stille Titan unter den Giganten
Obwohl Berkshire heute zu den wertvollsten Unternehmen der Welt zählt (rund 870 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung), bleibt es unter dem Radar vieler Anleger. Kein Stock-Split, keine PR-Show, keine Quartalsprognosen.
Stattdessen: fundamental orientierte Unternehmensführung und ein rigoroser Fokus auf Kapitaldisziplin. Buffett ist kein Visionär wie Musk – sondern ein Architekt mit Rechenschieber.
Und genau das macht seine Leistung so außergewöhnlich: Er wurde nicht durch ein Produkt berühmt, sondern durch seine Denkweise.
Der letzte Akt läuft – doch das Werk bleibt
Buffett wird in wenigen Jahren abtreten – mit Greg Abel steht der Nachfolger fest. Doch der Mythos bleibt: Wer 5,5 Millionen Prozent aus einem Ramschunternehmen herausgeholt hat, hat mehr getan als clever investiert. Er hat Wirtschaftsgeschichte geschrieben. Berkshire ist kein Aktienkurs. Berkshire ist eine Idee. Und Warren Buffett ihr bestes Beispiel.
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